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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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die ein idiotischer Riese über die Erde verstreute, fuhr Robert mit einem Ruck aus seinem Komfortbett hoch, als hätte ihn jemand durch die Schallmauer der Wirklichkeit katapultiert.
     
    IV
    Die Schmerzen rollten in langen Wellen gegen seinen Verstand, von einem feurigen Wind bewegt, den der Sog des Geldes erzeugt haben muß. Lange ertrug er das nicht mehr. Verbissen hatte er um einen Termin bei Knife gerungen, bei Knife, dem Computerzentrum, das einen Verstand wie ein Messer besaß, in seinen medizinischen Bänken mit dem Skalpell rasch zur Hand. Der Andrang war so groß, daß Knife auf Monate ausgebucht schien. Es hatte Robert Beziehungen und eine Menge Geld gekostet, den Sechs-Wochen-Termin zu erhalten, sechs Wochen lebte er nun in Furcht und Pein, von regelmäßigen Schmerzen durchrast, die ihn jäh anfielen, wie der doppelköpfige, feueratmende Tiger, und die ihn zucken ließen wie einen Karpfen auf dem Strand.
    Er sackte zusammen und fiel auf den Geschmeidigen Teppich und blieb auf der Seite, zusammengekrümmt, liegen, wie ein Embryo im Mutterleib, doch er lag gänzlich ohne Schutz, über die Nabelschnur schickte man Flammen aus. Drei Minuten dehnten sich zur Ewigkeit.
    Sie erteilten ihm eine Lektion.
     
    V
    Drei Minuten waren um. Seine Muskeln hatten sich beruhigt, er war frei von Schmerz. Er war noch völlig nackt. So trat er vor den silbernen Spiegel und versank in den Anblick seiner wundervollen Struktur. Er war athletisch gebaut, über eins neunzig groß, das Gesicht eben und rein, die Haut trug ein gesundes Braun. Er drückte sein Kreuz durch, ließ die Muskeln kraftvoll spielen und atmete tief und voller Genuß unter seiner animalischen, stark behaarten Brust, tastete über sein mächtiges Glied, nach geraumer Zeit riß er sich los.
    Schon lange hatten sie versucht, ihm einen künstlichen Körper zu verkaufen, für ein Spitzenmodell zahlte man 50 000 Mark, das Standardmodell bekam man schon für 22 000 Mark, ohne Steuern. Doch Robert war davor zurückgeschreckt. Was konnte ihm ein synthetischer Körper jetzt an Vorteilen bringen? Hatte er nicht alle Vorzüge, die sie sich auf dem Reißbrett ausdenken konnten? Brachte er im Bett nicht das, was er brauchte? Und hörte man nicht immer wieder, daß auch die künstlichen Körper der Witterung nicht standhielten, daß sie dem Verschleiß unterworfen waren, wenn sie nicht gleich zu völligem Austausch kamen?
    Natürlich, da war seine geheimnisvolle Krankheit, die periodisch wiederkehrenden Schmerzen, die ihn durchrasten. Das war schon ein Punkt, der ihm zu denken gab. Aber trug er denn nicht immer noch die Pinkasnadeln, den ungeheuren Fortschritt der Medizin, im Leib, als die Ärzte und Wissenschaftler begannen, die hergebrachte Schulmedizin von ihrem Thron zu stoßen? Waren nicht an allen neuralgischen Punkten seines Körpers, wie es die chinesischen Ärzte verstanden, Nadelköpfe untergebracht, die jegliche Veränderung im biologischen Haushalt registrierten und alsbald die Heilanweisungen in praktische Stimulation umsetzten? Was war mit diesem System? Warum versagte es regelmäßig drei Minuten Ewigkeit jeden Tag?
    Vielleicht steckte dahinter gar kein Fehler, vielleicht war es Absicht, um ihn weichzumachen. Robert kam dahin, an die Plausibilität auch solcher Gedanken zu glauben. In einer Welt, die in einer solch wahnsinnigen Natur bestand und sich selbst so wahnsinnig gebärdete, wurde der Unfug zur Vernunft, und die Vernunft verrottete auf dem Müll hinter dem Haus.
    Er konnte es sich noch nicht leisten, einen neuen Körper bar zu bezahlen, das war Roberts Glück. Aber wollte er denn überhaupt? Es war gefährlich, mit den Konsumgesetzen in Konflikt zu geraten. Sie waren der Nabel der Welt, ihre Begründung war einfach und klar. Wurde nicht konsumiert, so gab es keine Produktion, dann gab es keine Einkommen und keinen Lebensstandard von hohem Niveau, also war es jedes Bürgers Pflicht, sich an der maximalen Konsumtion zu beteiligen.
    Gewiß, heute lieferten sie die künstlichen Glieder oder kompakten Körper mit eingebautem Überwachungssystem, das sehr viel weiter entwickelt war als das der Pinkasnadeln. Man schloß die künstlichen Körper mittels Nabelschnur dem Hauscomputer an, und Knife lieferte in Sekundenschnelle Diagnose und Therapie. Freilich, Knife war restlos ausgelastet, die Kosten schnellten deswegen irrsinnig in die Höhe, so war man, hatte man sich erst einen synthetischen Körper zugelegt, der Helfenden Hand geradezu peinlich

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