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Science Fiction Jahrbuch 1983

Science Fiction Jahrbuch 1983

Titel: Science Fiction Jahrbuch 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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zum Lie­bes­s­piel hielt, aber er klam­mer­te sich nur an sie wie an einen Ret­tungs­an­ker im Meer. Er drück­te ih­ren Arm et­was, dann wälz­te er sich an den Rand des Bet­tes. Ob­wohl er sehr mü­de war, konn­te er kaum ein­schla­fen und lag noch lan­ge Zeit wach. Ein­mal hör­te er sie lei­se schluch­zen. Schließ­lich ver­fiel er aber doch in einen tie­fen, traum­lo­sen Schlaf.
    Hil­gard wä­re ger­ne noch ein paar Ta­ge in Oa­xa­ca ge­blie­ben und hät­te die kla­re Luft und die lieb­li­chen al­ten Stra­ßen ge­nos­sen, in de­nen das Le­ben so ganz oh­ne Ei­le und Hek­tik ab­lief, aber Ce­lia be­stand dar­auf, daß sie sich so­fort dar­an­ma­chen soll­ten, sei­ne Er­in­ne­run­gen wie­der her­zu­stel­len. Sie nah­men den Elf-Uhr-Flug zu­rück. Am Flug­ha­fen brach­te Ce­lia in Er­fah­rung, daß am Spät­nach­mit­tag ein Flug­zeug nach New York star­te­te, doch Hil­gard schüt­tel­te nur den Kopf. „Wir wer­den heu­te nacht in Me­xi­ko Ci­ty blei­ben und den ers­ten Flug mor­gen früh neh­men“, sag­te er.
    „Warum?“
    „Ich möch­te noch ein­mal nach Teo­ti­hua­can.“
    Sie stöhn­te. „Um Him­mels wil­len, Ted!“
    „Kei­ne Wi­der­re­de. Ich wer­de Me­xi­ko nicht ver­las­sen, oh­ne Klar­heit zu er­lan­gen.“
    „Glaubst du wirk­lich, du könn­test ein­fach wie­der in ei­ne an­de­re Welt zu­rück­ge­hen?“
    „Ich weiß nicht, was ich glau­be. Ich möch­te es nur pro­bie­ren.“
    „Und du er­war­test, daß der an­de­re Ted Hil­gard dann ein­fach hin­ter ei­ner Py­ra­mi­de her­vor­kommt, wenn du ver­schwun­den bist?“
    Sie be­kam lang­sam einen un­be­herrsch­ten Ton­fall. Da­her sag­te er so ru­hig wie mög­lich: „Ich er­war­te über­haupt nichts. Ich möch­te ein­fach nur nach­se­hen.“
    „Und warum? Was ist, wenn du in die­sem an­ge­nom­me­nen Wir­bel ver­schwin­dest und er nicht her­aus­kommt? Dann ha­be ich kei­nen von euch mehr. Ant­wor­te mir, Ted.“
    „Ich glau­be, du be­ginnst, an mei­ne Theo­rie zu glau­ben.“
    „Oh nein, Ted, nein. Aber …“
    „Paß auf“, sag­te er, „wenn mei­ne Theo­rie ver­rückt ist, dann wird über­haupt nichts pas­sie­ren. Und wenn es doch stimmt, dann keh­re ich viel­leicht wie­der da­hin zu­rück, wo ich hin­ge­hö­re, und er kommt hier­her zu­rück. Das weiß nie­mand. Aber ich kann nicht nach New York zu­rück, so­lan­ge ich es nicht her­aus­ge­fun­den ha­be. Laß mir mei­nen Wil­len. Ich möch­te, daß du mir die­sen Wunsch er­füllst. Willst du das tun, Ce­lia?“
    Schließ­lich muß­te sie nach­ge­ben, wor­auf­hin sie sich um ihr Ge­päck küm­mer­ten, ein Zim­mer für die Nacht be­sorg­ten und den Rück­flug am nächs­ten Mor­gen buch­ten. Dann mie­te­ten sie ein Ta­xi, das sie nach Teo­ti­hua­can brach­te. Der Fah­rer sprach kaum Eng­lisch, da­her fiel es ih­nen schwer, ihm be­greif­lich zu ma­chen, daß sie nicht den gan­zen Nach­mit­tag bei den Py­ra­mi­den ver­brin­gen woll­ten, son­dern nur ei­ne hal­be Stun­de, wenn über­haupt. Das schi­en ihm un­vor­stell­bar. Warum soll­te sich je­mand die Mü­he ma­chen, ei­ne ein­ein­halb­stün­di­ge Fahrt auf sich zu neh­men, um dann nur ei­ne hal­be Stun­de zu blei­ben, auch wenn es sich um zwei rei­che Grin­gos han­del­te? Schließ­lich je­doch ak­zep­tier­te er ih­ren Wunsch. Er park­te auf dem süd­lichs­ten Park­platz, ganz in der Nä­he des Mu­se­ums, dann gin­gen Ce­lia und Hil­gard rasch zum Tem­pel von Quetz­al­coatl. Sei­ne Keh­le war tro­cken, und sein Herz poch­te wild. Sie sah glei­cher­ma­ßen an­ge­spannt aus. Er be­müh­te sich, ex­akt sei­nen Schrit­ten zu fol­gen. „Ich kam von hier“, sag­te er, „und di­rekt hier, an die­ser Stel­le, als ich die Fassa­de zum ers­ten Mal sah …“
    „Ted, bit­te nicht. Bit­te.“
    „Möch­test du es ver­su­chen? Viel­leicht gehst du ihm hin­ter­her.“
    „Bit­te. Ver­su­chen wir es nicht.“
    „Ich muß“, sag­te er. Er folg­te stirn­run­zelnd sei­nem frü­he­ren Weg und blieb ste­hen, als die Stein­fassa­de mit den Schlan­gen­köp­fen in Sicht kam. Dann tau­mel­te er mit an­ge­hal­te­nem Atem wei­ter und war­te­te auf den Au­gen­blick des Schwin­dels, auf das Ge­fühl ei­nes Erd­be­bens.

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