Science Fiction Jahrbuch 1983
dies wäre deine erste Mexikoreise.“
„Habe ich das gesagt?“ Seine Wangen wurden rot. „Ich weiß gar nicht, wo ich mit meinen Gedanken war. Ich habe wahrscheinlich gemeint, daß dies unsere erste Mexikoreise ist. Ich meine, ich erinnere mich kaum noch an die Reise nach Oaxaca, die muß schon Jahre zurückliegen, aber einmal war ich dort, nur übers Wochenende …“
Das alles hörte sich schrecklich lahm an. Eine Reise nach Oaxaca, an die er sich kaum erinnerte, und doch war er bei der Erinnerung an ein bestimmtes Hotel förmlich aufgeblüht? Kaum vorstellbar. Auch Celia war der Widerspruch aufgefallen, aber sie zog es vor, nicht näher darauf einzugehen. Dafür war er ihr dankbar. Aber er wußte, daß sie alle kleinen Unstimmigkeiten und Fehler, die er machte, addierte, und irgendwann einmal würde sie ihn unweigerlich darauf ansprechen und eine Erklärung verlangen.
Nach einer Stunde hatten sie alle Vorkehrungen getroffen, woraufhin sie am Nachmittag nach Oaxaca flogen. Als sie das Hotel betraten, hatte Hilgard plötzlich die Angst, daß der Portier ihn erkennen und mit Namen ansprechen würde, aber das geschah zum Glück nicht. Hilgard und Celia saßen vor dem Abendessen am Swimming-pool und blätterten ihre Reiseführer durch, um die Exkursionen von Oaxaca zu planen – eine Fahrt zu den Ruinen von Monte Albán, eine Reise nach Mitla, ein Besuch des berühmten Samstagmorgenmarktes –, und wieder einmal sah er sich genötigt, Unwissenheit bezüglich eines Ortes zu mimen, den er in Wirklichkeit ausgezeichnet kannte. Er fragte sich, wie überzeugend er war. Das Abendessen nahmen sie in einem vornehmen Basquerestaurant auf dem Balkon ein, von dem aus die große Plaza zu überblicken war, und anschließend gingen sie langsam wieder ins Hotel zurück. Die Nachtluft war mild und aromatisch, Musik wehte zu ihnen herüber. Auf halbem Weg griff Celia nach seiner Hand. Er zwang sich, sie ihr nicht zu entziehen, obwohl er sich schon bei dieser unschuldigen Berührung wie ein arglistiger Betrüger vorkam. Im Hotel schlug er vor, noch kurz in die Bar zu gehen und einen Schlummertrunk einzunehmen, doch sie lächelte nur sanft und sagte: „Es ist schon spät. Gehen wir nach oben.“ Zum Abendessen hatten sie eine Karaffe Sangria und eine Flasche mexikanischen Rotwein getrunken, und nun fühlte er sich leicht und beschwingt, allerdings nicht so sehr, daß er sich nicht vor der bevorstehenden Konfrontation gefürchtet hätte. Auf dem Zwischenstock verweilte er einen Augenblick und sah zum glitzernden Swimmingpool hinüber. Im Mond schein sahen die purpurnen Stauden der Bourgainvillahec ken fast schwarz aus. Überall auf dem Rasen konnte man große Hibiskusblüten sehen, und aus einem Gestrüpp bizarrer Sukkulenten ragten seltsam riechende Blüten hervor. Celia berührte seinen Ellbogen. „Komm“, sagte sie. Er nickte. Sie gingen aufs Zimmer. Sie schaltete ein Nachttischlämpchen ein und zog sich aus. Hilgard sah ihr in die Augen. Eine rasche Folge von Emotionen huschte über ihr Gesicht: Leidenschaft, Verlangen, Zuneigung, Verwirrung. Sie wußte, daß etwas nicht stimmte. Versuch es, dachte er verzweifelt. Spiel deine Rolle. Los doch. Er strich mit der Hand zaghaft an ihrem Schenkel entlang. Nein.
„Ted?“ sagte sie. „Ted, was ist los?“
„Ich kann es nicht erklären. Ich glaube, ich verliere den Verstand.“
„Du bist so seltsam. Seit gestern.“
Er atmete tief durch. „Ich habe dich am gestrigen Tag zum ersten Mal in meinem Leben gesehen.“
„Ted?“
„Es stimmt. Ich bin nicht verheiratet. Ich führe eine Galerie in der 60th nahe der Second. Ich kam letzten Dienstag allein nach Mexiko, und ich wohnte im Presidente.“
„Wovon
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