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Science Fiction Jahrbuch 1983

Science Fiction Jahrbuch 1983

Titel: Science Fiction Jahrbuch 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ave­nue und stieg dort in den Bus, wo­bei er sich frag­te, ob er hier sei­ne Fahrt mit ei­ner Kenn­mün­ze be­zah­len muß­te, ob das Me­tro­po­li­tan Mu­se­um noch dort war, wo er es in Er­in­ne­rung hat­te, und schließ­lich dach­te er an Ju­dith. Das Bus­pro­blem konn­te er oh­ne Schwie­rig­kei­ten lö­sen. Der graue Bulk des Mu­se­ums er­hob sich im­mer noch über der Flan­ke des Cen­tral Park. Die Up­per Fifth Ave­nue sah mehr oder we­ni­ger un­ver­än­dert aus, das Ge­bäu­de der Frick Col­lec­ti­on so wür­de­voll wie eh und je und die Gug­gen­heim­spi­ra­le so merk­wür­dig wie im­mer. Und auch Ju­dith war un­ver­än­dert: ele­gant, wun­der­schön, warm, und in ih­ren Au­gen glomm der Fun­ke der In­tel­li­genz. Was fehl­te war das ver­schwö­re­ri­sche Fun­keln, die kaum merk­li­che Au­ra ge­teil­ter Ge­heim­nis­se, die dar­auf hin­deu­te­te, daß sie ein­an­der schon lan­ge lieb­ten. Sie be­grüß­te ihn als Freund, mehr nicht.
    „Was ist nur mit dir ge­sche­hen, um Him­mels wil­len?“ frag­te sie.
    Er lä­chel­te schuld­be­wußt. „Ich schei­ne von ei­nem Au­gen­blick zum an­de­ren einen völ­li­gen Iden­ti­täts­wech­sel durch­ge­macht zu ha­ben. Ich war Be­sit­zer ei­ner Kunst­ga­le­rie im Block von Bloo­ming­da­les. Jetzt bin ich ein ver­hei­ra­te­ter Mann mit ei­ner Markt­for­schungs­ge­sell­schaft in der 57th Street. Und so wei­ter. Ein Schwin­del­an­fall bei den Rui­nen von Teo­ti­hua­can, und plötz­lich steht mein gan­zes Le­ben auf dem Kopf.“
    „Kannst du dich nicht mehr an Ce­lia er­in­nern?“
    „Es ist nicht ein­fach nur Amne­sie, fällst du dar­auf hin­aus­möch­test. Ich er­in­ne­re mich we­der an Ce­lia noch an sonst et­was, das mit mei­nem hie­si­gen Le­ben zu tun hat. Aber ich er­in­ne­re mich aus­ge­zeich­net an ei­ne Mil­li­on an­de­rer Klei­nig­kei­ten, die hier nicht mehr zu exis­tie­ren schei­nen, ei­ne voll­stän­di­ge Sub­struk­tur der Rea­li­tät: Te­le­fon­num­mern, Adres­sen, bio­gra­phi­sche Ein­zel­hei­ten. An dich zum Bei­spiel. Die Ju­dith, die ich ken­ne, ar­bei­tet an der Rocke­fel­ler Uni­ver­si­ty. Sie ist nicht ver­hei­ra­tet und lebt in 382 East 6Ist Street. Ih­re Te­le­fon­num­mer ist … ver­stehst du, was ich sa­gen möch­te? Es könn­te sein, daß du das ein­zi­ge Ver­bin­dungs­glied mit mei­nem al­ten Le­ben bist. Ir­gend­wie ken­ne ich dich in bei­den Rea­li­tä­ten. Rech­ne dir mal die Wahr­schein­lich­keit aus, die da­ge­gen spricht.“
    Ju­dith be­trach­te­te ihn mit auf­rich­ti­ger, ehr­li­cher Sor­ge. „Wir wer­den gleich ei­ne voll­stän­di­ge Rei­he neu­ro­lo­gi­scher Tests durch­füh­ren. Hört sich nach dem aus­ge­fal­lens­ten geis­ti­gen Kurz­schluß an, der mir je un­ter­ge­kom­men ist, ob­wohl ich wahr­schein­lich ei­ni­ge ähn­li­che Fäl­le in der Fachli­te­ra­tur nach­schla­gen könn­te. Men­schen, die plötz­li­che Dis­so­zia­tivre­ak­tio­nen er­leb­ten, was zu ei­ner völ­li­gen Um­schich­tung der Per­sön­lich­keitss­truk­tur führ­te.“
    „Du re­dest von ei­ner Art schi­zoi­der Spal­tung, ja?“
    „Aus­drücke wie Schi­zo­phre­nie oder Pa­ra­noia wer­den heu­te nicht mehr be­son­ders häu­fig ver­wen­det, Ted. Sie wur­den durch po­pu­lä­re Fehl­aus­le­gun­gen in den Schmutz ge­zo­gen, und au­ßer­dem sind sie nicht ex­akt zu­tref­fend. Wir wis­sen heu­te, daß das Ge­hirn ein au­ßer­or­dent­lich kom­pli­zier­tes In­stru­ment ist, des­sen Fä­hig­kei­ten sich un­se­rem ra­tio­na­len Ver­ständ­nis ent­zie­hen … ich spre­che un­ter an­de­rem von so aus­ge­fal­le­nen Be­ga­bun­gen wie zehn­stel­li­ge Zah­len im Kopf mul­ti­pli­zie­ren zu kön­nen, und es ist durch­aus mög­lich, daß es auch ei­ne per­fekt stim­men­de Sur­ro­ga­ti­den­ti­tät er­zeu­gen kann, wenn es dem ent­spre­chen­den Sti­mu­lus aus­ge­setzt wird, und die …“
    „Mit ein­fa­chen Wor­ten aus­ge­drückt, ich bin ver­rückt.“
    „Wenn du es so ein­fach wie mög­lich ha­ben willst: Du lei­dest ein­fach an Il­lu­sio­nen ei­ner be­son­ders leb­haf­ten Art.“
    Hil­gard nick­te. „Zu die­sen Il­lu­sio­nen ge­hört auch, das

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