Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
behalten. Bei solch einem Diskussionsgegner kann man einfach nicht gewinnen.
»Birdie, was hätte ich tun können, um Mark von der Wahrheit zu überzeugen?«, fragte Steve, der immer öfter seine neue Partnerin, auch in zwischenmenschlichen Dingen, um Hilfe bat.
»Du konntest nichts tun«, antwortete Birdie mit ihrer lieblichen Stimme. »Er wollte die Wahrheit nicht akzeptieren.«
»Das wollte er wirklich nicht.«
»Es ist nicht deine Schuld Steve.«
»Du hast Recht. Das ist es nicht.«
»Er hat gelogen.«
»Das hat er.«
»Er ist ein Lügner.«
»Ja, das ist er.«
»Ein echter Freund lügt nicht.«
»Nein, so etwas tut ein Freund nicht.«
»Er ist nicht dein Freund, Steve.«
»Nein, das ist er nicht.«
»Du hast richtig gehandelt.«
»Das habe ich.«
»Alles ist gut.«
»Danke Birdie. Was würde ich nur ohne dich tun?«
»Nichts zu danken Steve. Dafür bin ich ja da.«
Nach diesem in Stillem geführten Gedankengespräch, fühlte sich Steve tatsächlich deutlich besser. Birdie hatte wie immer Recht gehabt.
In den nächsten Tagen stellte Steve zufrieden fest, dass er seinen ehemals besten Freund kein bisschen vermisste. Ganz im Gegenteil, er war froh, ihn aus seinem Leben verbannt zu haben. Er war nutzlos geworden. Unbrauchbar. In Birdie hatte er einen Freund, der besser war, als es Mark je hätte sein können. Sie stand ihm immer zur Seite, beriet ihn, war immer für ihn da und log ihn nicht an. Steve konnte voll und ganz zufrieden mit seinem routinierten Leben sein, das mit Hilfe des Mindbirds immer besser wurde. Bis eines Tages ein Brief durch den kaum benutzten Briefschlitz an seiner Wohnungstür geworfen wurde. Wer schickte denn in der heutigen Zeit noch einen Brief? Steve hob den schmalen Umschlag auf und suchte nach einem Absender. Es war keiner zu finden. Neugierig öffnete er den Brief und entfaltete das Papier aus seinem Inneren.
»Lieber Steve, du hattest mich bei meinem letzten Besuch nach einem Beweis für meine Theorien gefragt. Leider konnte ich dir zu dieser Zeit keinen zeigen. Doch das hat sich jetzt geändert. Wenn du die folgenden Anweisungen genau in der vorgegebenen Reihenfolge befolgst, wirst selbst du einsehen müssen, dass ich Recht hatte, und immer noch habe. Bitte vertraue mir ein letztes Mal. Ich hoffe es ist noch nicht zu spät. Danach werde ich dich für immer in Ruhe lasse. Dein Freund Mark«
Steve wollte nicht glauben was er da las. Konnte Mark ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Dieses aufdringliche Verhalten machte ihn nur noch wütender. »Lieber Steve…«, »Dein Freund…«, dieses scheinheilige Getue brachte Steve in Rage. Er zerknüllte den Brief zornig und warf ihn in den Müll. Doch dort blieb er nicht lange. Mark wusste genau, wie er Steve zu ködern hatte. Die Neugierde in ihm wecken, ohne dabei zu viel über das Bevorstehende zu verraten.
»So ein Mistkerl«, fluchte Steve laut, als er am Abend gemütlich vor dem Fernseher saß und einen Film sah.
»Was ist los Steve?«, meldete sich Birdie zu Wort.
»Ach nichts«, dachte Steve gereizt und lief verärgert zum Mülleimer, indem noch immer der zusammengeknüllte Brief lag. Er war nicht einmal wütend auf Mark, vielmehr war er wütend über sein eigenes, neugieriges Verhalten und darauf, dass sein ehemaliger Freund ihn so leicht beeinflussen konnte. Der Brief war noch immer gut zu lesen, auch wenn die Schrift durch die unzähligen Falten etwas verschwommen wirkte. Steve las den Brief noch ein zweites Mal. Die erwähnten Anweisungen waren auf der unteren Hälfte des Briefes zu finden. Es waren sieben Schritte, oder vielmehr sieben Fragen, die er an Birdie stellen sollte. Sieben Fragen, die angeblich beweisen konnten, dass Mark im Recht war.
»So ein Blödsinn«, sagte Steve laut und grinste süffisant beim Anblick der Anweisungen. »Aber wenn er mich danach in Ruhe lässt…«
Ohne auch nur den geringsten Glauben daran, dass diese Vorgehensweise ihm den kleinsten Beweis erbringen könnte, begann Steve trotzig mit dem ersten Schritt aus dem Brief.
»Birdie, speicherst du meine Gedanken?«, fragte Steve. Und wenn es bei gedachten Fragen so etwas gäbe wie einen gelangweilten und lustlosen Unterton, dann hätte diese Frage ihn mit Sicherheit gehabt.
»Ja, das tue ich Steve«, lautete die Antwort von Birdie.
Dann kam Schritt zwei.
»Wozu werden meine Gedanken gespeichert?«
»Um dir den bestmöglichen und schnellsten Umgang mit dem Mindbird zu garantieren.«
»Wo werden die Daten gespeichert?«,
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