Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
dem Mindbird aus und schwärmten in höchsten Tönen von ihren Wundergeräten. Von dem Gefühl der Machtlosigkeit, das Steve verspürte sobald er seinen Mindbird zum Schlafengehen abnahm, erzählte er jedoch nichts. Auch wenn er sich sicher war, dass es seinem Gegenüber nicht anders erging. Da sich die beiden dank der offensichtlichen Gemeinsamkeiten gut verstanden, gaben sie ihren Mindbirds den Befehl, den jeweils anderen als Mind-Friend abzuspeichern. Auf diese Weise konnte man sich zu jeder Zeit gedankliche Nachrichten zukommen lassen, die einem dann von Birdie vorgelesen wurden. Diese Nachrichten wurden von eingeweihten als Mind-Message bezeichnet, oder einfach nur, MM.
Während des Einkaufens ließ sich Steve immer wieder von Birdie in Bezug auf diverse Lebensmittel beraten. Gab es sie in der Nähe günstiger? Gab es gesündere Alternativen? Durch welche Zutaten ließ sich ein bestimmtes Essen noch verbessern? Fragen über Fragen, auf die Birdie steht’s eine Antwort wusste. Zur gleichen Zeit lernte Birdie auch immer mehr über Steves Gewohnheiten, seine Art zu leben und die Dinge, die er bevorzugte.
Als sein Urlaub schließlich vorüber war, hatte Steve seinen Mindbird vollkommen unter Kontrolle. Er tat genau das, was er wollte und seine Gedanken wurden immer schneller in tatsächliche Aktionen umgesetzt. Genau aus diesem Grund entschloss sich Steve auch, den Mindbird während der Arbeit zu tragen und zu nutzen. An seinem Computer sitzend erledigte er seine Arbeit in Rekordzeit ohne auch nur einmal seine Finger oder Hände zu benutzen. Seine Gedanken waren mit Hilfe des Mindbirds einfach schneller. Musste er etwas nachschlagen oder im Internet heraussuchen, erledigte das Birdie für ihn, während er bereits die nächste Aufgabe seines Chefs bewältigte. Während der Pause verblüffte er zudem seine Kollegen mit dem unschlagbaren Wissen, das er dank seines Gerätes besaß. Das Gute daran war, dass niemand bemerkte oder hören konnte, wie er Birdie gedanklich eine Frage stellte und sie wiederum blitzschnell eine Antwort gab. Die meisten seiner Kollegen kannten natürlich die Funktionen des Mindbirds und wussten genau, dass Steve sein Wissen von diesem Gerät bezog, doch trotz all dem fühlte er sich den anderen gegenüber überlegen. Es war ein Gefühl, dass er während seiner Arbeit noch nie empfunden hatte.
Es dauerte noch ein paar Tage, bis die White-Pidgeon Läden den Mindbird wieder auf Vorrat hatten. Doch auch die zweite Auslieferungswelle war bereits nach wenigen Stunden vollständig vergriffen. Über das Internet versuchten ein paar Wenige ihre Geräte für den dreifachen Preis zu verkaufen, und hatten damit Erfolg. Nach weiteren Tagen kam die dritte Lieferung an Mindbirds und dieses Mal gab es sogar noch vereinzelte Exemplare, die im Geschäft selbst liegen blieben. Nicht etwa, weil der Mindbird unbeliebt wurde, sondern weil jeder interessierte Käufer bereits einen besaß. Dieser unfassbare Ansturm auf ein elektronisches Gerät hatte auch Auswirkungen auf das alltägliche Bild der Straßen und das Leben in der Stadt. Wo Steve vor ein paar Tagen noch eine Ausnahmeerscheinung war, entdeckte er jetzt jede vierte oder gar dritte Person mit einem Mindbird an ihrem Kopf befestigt. Es veränderte das Denken und das Handeln der Menschen auf eine Weise, wie es sich niemand hätte auch nur ausmalen können.
Immer wieder ertappte man Besitzer eines Mindbirds, wie sie stillschweigend und bewegungslos dasaßen und augenscheinlich nichts taten. Doch eingefleischte Kenner wussten, dass dieser Mann oder diese Frau gerade dabei war, eine Mind-Message zu verschicken, Birdie etwas zu fragen oder einfach nur übte, gewisse Funktionen zu nutzen. Auf jeden Fall war es eine Situation, der man zurzeit häufiger begegnete.
Sogar im Büro trug mittlerweile jeder zweite Mitarbeiter einen Mindbird. Doch die Arbeit mit solch einem komplexen Gerät brauchte ihre Eingewöhnungszeit und die hatte bisher nur Steve gehabt. Er war noch immer seinen Kollegen weit überlegen, da er schneller mit Birdie kommunizierte und seine Gedanken besser konzentrieren konnte, als jeder andere, den er kannte. Es war ein Vorteil, den er ohne jegliches Bedenken ausnutzte. Auf diese Weise konnte er dem Chef der Firma bei einem Problem mit seinem Mindbird helfen, was ihm bei einer möglichen Beförderung mit Sicherheit zu Gute kam.
Steve dankte White-Pidgeon jeden Tag dafür, dass sie so ein geniales Gerät herausgebracht hatten. Sein Leben hatte
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