Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
Kraft.
»Verschwende deine letzten Gedanken nicht für Fragen, dessen Antworten ich dir nicht geben werde«, sagte Bill und blickte seelenruhig auf das Geschehen vor ihm. »Du wirst gleich einschlafen und nicht wieder aufwachen. Also denke noch an etwas Schönes und….« Es waren die letzten, eiskalt gesprochenen Worte, die Frank hören konnte. Dann verfiel alles um ihn herum in eine tiefe Dunkelheit und sein Kopf sackte bewusstlos auf den harten Tisch.
Als Frank wieder erwachte, war die Nacht hereingebrochen und die Lichter im Büro waren gelöscht worden. Einzig die kleine Tischlampe vor ihm leuchtete einsam in der Dunkelheit.
Vor seinen Augen drehte sich alles. Sein Kopf pochte schmerzvoll. So fühlte sich also ein Kater an, überlegte Frank und bereute bereits seinen kurzen alkoholischen Ausflug.
Er erhob sich aus seinem Sessel und verließ mit wackeligen Beinen sein kleines Büro.
Niemand war mehr da. Der große Raum war in Dunkelheit gehüllt. Nur die kleinen roten Standby-Lichter der elektronischen Geräte waren zu erkennen.
Vorsichtig schlich Frank an den Druckern vorbei. Er kannte den Raum besser als seine eigene Wohnung. Immerhin verbrachte er auch mehr Zeit an diesem Ort. BAM! Frank erwischte mit seinem Fuß die harte Kante eines Druckers. Der Alkohol hatte wohl eine stärkere Wirkung, als er vermutet hatte.
»Aaauu«, stöhnte er und sein Schrei hallte durch den Raum. Er rieb seinen schmerzenden Fuß und versuchte ihn vorsichtig zu bewegen.
Plötzlich erschien ein Licht hinter ihm und strahlte in die Finsternis hinein.
Frank drehte sich um. Das Licht kam aus Bills Büro. Hatte er womöglich auch zu viel getrunken und war eingeschlafen?
»Hallo?«, fragte Frank und torkelte auf das Licht zu.
Mit einem Mal flog die Tür zu Bills Büro auf und ein Mann kam heraus. Doch es war nicht Bill.
»Wie ist das möglich?«, sagte Frank schockiert, vom Anblick des Mannes und blickte auf seine Hände hinab. Das waren nicht seine Hände! Sie waren dicker und massiger als seine eigenen. Panisch rannte er zu einem der vielen Fenster, in denen sich bei der Dunkelheit alles spiegelte. Er erwartete sein eigenes Gesicht dort zu sehen, doch die Augen, die ihn anstarrten gehörten jemand anderem. Sie gehörten Bill. Es war Bills Körper, der sich in dem Fenster spiegelte und nicht sein eigener.
»Das kann nicht sein?!«, schrie er entsetzt und stolperte rückwärts in den Raum hinein. Etwas Hartes und Schweres traf ihm am Hinterkopf und er sackte zu Boden. Blut tropfte warm über sein Gesicht.
»Wer bist du?«, fragte Frank geschwächt und versuchte gegen die aufkommende Bewusstlosigkeit anzukämpfen.
»Wie ich sehe bist du aufgewacht. Interessant«, sagte der Mann ohne auf die gestellte Frage einzugehen. »Aber wie bereits erwähnt, die Prozedur ein zweites Mal zu verwenden war ein Novum. Und aus Fehlern lernt man.«
»Wer bist du?«, wiederholte Frank seine Frage.
Der Mann vor ihm trat in das Licht und blickte auf Frank hinab.
»Ich bin du«, sagte er grinsend. »Vielen Dank für deinen Körper.«
Das Letzte was Frank sah, war sein eigenes Gesicht, das grinsend auf ihn hinabblickte. Dann wurde alles schwarz.
Am nächsten Morgen betrat Kate ihr Café. Wie immer hatte sie die aktuelle Tageszeitung für ihre Kunden unter ihren Arm geklemmt. Sie las nur äußerst selten die Zeitung. Zu viele schlechte Nachrichten versauten ihr einfach den Tag und die Stimmung. Doch dieses Mal war es etwas anderes. Ein besonders großer Artikel auf der ersten Seite hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Die Überschrift lautete: Zwei tote CIA Agenten. Darunter standen die Namen der Opfer: Special Agent Jessica Nolan, Special Agent Mark Ryan.
Kate überflog den Artikel, um ihm das Wichtigste zu entnehmen.
Im Artikel war die Rede von einer kaltblütigen Hinrichtung. Die Leichen wurden in einer schwarzen Limousine aufgefunden. Sie wiesen mehrere Einschusslöcher auf. Der Mörder nahm sich nach seiner schrecklichen Tat das Leben. Es war ein zurückgezogener Mann, ohne Familie und Freunde. Sein Name war: Frank Martin.
Kate verließ fassungslos ihr Café und blickte auf das vierstöckige Gebäude, das sich vor ihr emporhob. An der Tür, direkt neben ihrem Café, hing ein dezentes Schild: Büroräume zu vermieten.
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