Scriptum
dich.»
«Ich lege jetzt auf.»
«Komm schon, Baby –»
Sie klappte das Handy zu, stopfte es mit erheblich größerer Wucht, als erforderlich gewesen wäre, in ihre Handtasche zurück,
stieß die Luft aus und starrte geradeaus.
Nach ein paar Minuten zwang sie sich, ihre Hals- und Schultermuskeln zu entspannen. Ohne Reilly anzusehen, sagte sie knapp:
«Tut mir Leid. Mein Exmann.»
«Das dachte ich mir schon. In Quantico lernt man so das eine oder andere.»
Sie kicherte wider Willen. «Ihnen entgeht aber auch nichts, wie?»
Er entgegnete mit einem Seitenblick zu ihr: «Normalerweise nicht. Es sei denn, es geht um die Templer. In diesem Fall gibt
es da so eine wirklich nervtötende Archäologin, die uns Laien ständig ein paar Schritte voraus zu sein scheint.»
Sie lächelte. «Nur weiter, tun Sie sich meinetwegen keinen Zwang an.»
Ihre Blicke trafen sich wieder, diesmal ein wenig länger.
Er war wirklich froh, dass sie eingewilligt hatte, sich von ihm nach Hause bringen zu lassen.
Als sie in die Straße einbogen, in der Tess wohnte, brannten bereits die Laternen. Der Anblick ihres Hauses genügte, um auf
einen Schlag wieder all die Ängste und Sorgen wachzurufen, die sie in den letzten paar Tagen geplagt hatten.
Vance war hier, dachte sie schaudernd. Er war in meinem Haus.
Sie fuhren an dem Polizeiauto vorbei, das ein Stück vor dem Haus an der Straße geparkt stand. Reilly winkte dem Beamten am
Steuer kurz zu, und dieser winkte zurück. Ererkannte Tess von dem Bild, das er mit seinen Einsatzanweisungen bekommen hatte.
Reilly hielt in der Auffahrt und schaltete den Motor ab. Tess warf einen unbehaglichen Blick auf das Haus und überlegte kurz,
ob sie ihn noch für einen Moment hereinbitten sollte. Dann kamen die Worte auf einmal wie von selbst aus ihrem Mund: «Möchten
Sie nicht noch mit reinkommen?»
Er zögerte, ehe er sachlich und ohne eine Spur von Anzüglichkeit erwiderte: «Gern. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn ich mich
drinnen kurz umsehe.»
An der Haustür ließ er sich von ihr den Schlüssel geben und ging als Erster hinein.
Drinnen herrschte eine unnatürliche Stille. Tess folgte Reilly ins Wohnzimmer und schaltete gewohnheitsmäßig sämtliche Lampen
an, dann den Fernseher, dessen Ton sie leiser stellte. Das Gerät war auf Kims Lieblingssender eingestellt. Tess machte sich
nicht die Mühe, den Kanal zu wechseln.
Reilly blickte sie ein wenig überrascht an.
«Das mache ich immer, wenn ich allein bin», erklärte sie. «Es erzeugt die Illusion von Gesellschaft.»
«Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen», versicherte er in beruhigendem Ton. «Ich überprüfe jetzt die Zimmer.» Er zögerte
kurz, ehe er hinzusetzte: «Wenn es Ihnen recht ist?»
Offenbar scheute er sich, ohne ihre ausdrückliche Einwilligung ihr Schlafzimmer zu betreten, stellte Tess fest. Sie war ihm
für sein Taktgefühl dankbar.
«Sicher.»
Er nickte und verließ das Wohnzimmer. Tess ließ sich auf die Couch fallen, zog das Telefon heran und wählte die Nummer ihrer
Tante in Prescott. Nach dem dritten Klingelnnahm Hazel ab. Sie, Kim und Eileen waren gerade angekommen, nachdem sie die zwei vom Flughafen in Phoenix abgeholt und zum
Dinner ausgeführt hatte. Beiden ging es gut. Tess sprach kurz mit ihrer Mutter, während Hazel Kim ans Telefon holte, die gerade
in den Ställen nach den Pferden sah. Eileen klang erheblich weniger besorgt als am Vortag. Tess führte das zum einen auf den
Einfluss ihrer Schwester zurück, die eine heitere, entspannte Art hatte, und zum anderen auf den Abstand von New York, den
sie durch die Reise gewonnen hatte. Als Kim an den Apparat kam, berichtete sie voller Begeisterung von ihren Plänen, am nächsten
Tag auszureiten. Sie schien ihre Mutter nicht im Geringsten zu vermissen.
Kurz nachdem Tess gute Nacht gesagt und das Gespräch beendet hatte, kam Reilly wieder herein.
Er sah so erschöpft aus, wie sie sich fühlte. «Es ist alles in Ordnung, wie erwartet. Ich denke, Sie brauchen sich wirklich
keine Sorgen mehr zu machen.»
«Da haben Sie sicher Recht. Trotzdem danke, dass Sie nachgesehen haben.»
«Nichts zu danken.» Als er sie ansah, schien er für einen winzigen Moment zu zögern. Tess ergriff die Gelegenheit.
«Ich glaube, wir können jetzt beide einen Drink gebrauchen», schlug sie vor, stand auf und ging voraus in die Küche. «Wie
wäre es mit einem Bier? Oder vielleicht ein Glas Wein?»
«Nein, vielen Dank.» Er
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