SdG 04 - Die eisige Zeit
im Innern einer gewissen Waffe bezieht.«
»Das tut er auch, aber da der Name auch auf der Karte steht, scheint es, als ob die beiden irgendwie … verbunden sind. Wenn der Hauptmann genauso im Dunkeln tappt wie wir anderen, dann muss ich einmal gründlich nachdenken, was diese Verbindung bedeutet. Natürlich«, fügte er nach einer winzigen Pause hinzu, »könnte es sein, dass der Hauptmann sehr wohl genug weiß, um mir in dieser Angelegenheit zu helfen – vorausgesetzt er will es.«
Paran öffnete den Mund zu einer Antwort, doch Elster kam ihm zuvor. »Er hat keine Antworten für uns … zumindest im Augenblick. Ich gehe davon aus, dass wir diesen lächerlichen Tisch auf dem Marsch mitschleppen werden?«
Der Schnelle Ben nickte langsam. »Es wäre das Beste, wenn wir das zumindest eine Weile tun, denn dann könnte ich ihn noch weiter studieren. Ich würde allerdings raten, ihn zurückzulassen, bevor wir das Territorium der Pannionischen Domäne betreten. Die Trygalle-Handelsgilde kann ihn zu diesem Alchemisten in Darujhistan bringen, der ihn in sichere Verwahrung nehmen kann.«
Eine neue Stimme mischte sich ein. »Die Karte wird uns nicht verlassen.«
Die drei Männer drehten sich um und sahen sich Silberfuchs gegenüber, die dicht hinter ihnen stand. Hinter ihr wuchteten ein Dutzend Rhivi-Krieger den Tisch in die Höhe.
Der Schnelle Ben schaute stirnrunzelnd zu, wie die dunkelhäutigen, geschmeidigen Männer den Tisch davontrugen. »Es ist ziemlich riskant, ein Objekt von solcher Macht mit in eine Schlacht zu nehmen, Schätzchen.«
»Dieses Risiko müssen wir eingehen, Magier.«
Elster grunzte. »Warum?«
»Weil die Karte zu Paran gehört, und er wird sie brauchen.«
»Kannst du das genauer erklären?«
»Wir kämpfen gegen mehr als einen Feind, wie sich noch herausstellen wird.«
»Ich will diese Karte nicht«, schnappte Paran. »Ihr solltet lieber ein neues Gesicht auf das Ding malen. Ich habe das Blut eines Schattenhundes in mir. Ich bin ein Schwachpunkt – wann werdet ihr alle das endlich erkennen? Der Vermummte weiß, ich tue es.«
Das Rasseln einer Rüstung machte sie darauf aufmerksam, dass Kallor sich ihnen näherte.
Elster machte ein finsteres Gesicht. »Ihr nehmt an diesem Gespräch nicht teil.«
Kallor lächelte schief. »Ich nehme nie an einem Gespräch teil, aber ich bin oft Gesprächsgegenstand – «
»Diesmal nicht.«
Die kalten grauen Augen des Hochkönigs richteten sich auf den Schnellen Ben. »Ihr, Magier, seid ein Mann, der Seelen hortet. Ich bin ein Mann, der Seelen befreit. Soll ich die Ketten in Eurem Innern zerbrechen? Es wäre ein Leichtes, Euch hilflos zu machen.«
»Es ist noch leichter«, erwiderte der Schnelle Ben, »ein Loch in die Erde zu machen.«
Kallor verschwand, als der Boden unter seinen Füßen sich plötzlich auflöste. Sie hörten die Rüstung klappern, gefolgt von einem wütenden Gebrüll.
Silberfuchs keuchte auf, starrte den Schnellen Ben an.
Der Magier zuckte die Schultern. »Du hast Recht, es schert mich nicht, wer oder was Kallor ist.«
Elster trat an den Rand des Lochs und warf einen Blick hinunter. »Er klettert heraus … nicht schlecht für einen alten Mann.«
»Aber da ich nicht dumm bin«, fügte der Schnelle Ben hastig hinzu, »verschwinde ich jetzt.« Der Magier gestikulierte, schien zu verschwimmen – und war einen Augenblick später nicht mehr zu sehen.
Elster drehte dem ächzenden, fluchenden Kallor – dessen behandschuhte Hände jetzt am bröckeligen Rand des Lochs nach einem Halt suchten – den Rücken zu und wandte sich an Paran. »Kehrt zu den Brückenverbrennern zurück, Hauptmann. Wenn alles gut geht, sehen wir uns vor Capustan wieder.«
»Jawohl, Kommandant.« Etwas wackelig marschierte Paran davon.
»Ich würde vorschlagen«, sagte Silberfuchs, die Augen auf Kallor gerichtet, der sich noch immer mühte, aus dem Loch zu kriechen, »dass wir diesen Ort jetzt auch verlassen.«
»Einverstanden, Mädchen.«
Zusammengesunken im Sattel hockend, sah Elster zu, wie die langen Reihen von Dujeks Heer Fahl verließen. Der Tag war heiß, ein Gewitter lag in der schwülen Luft. Schwarze Moranth kreisten auf ihren Quorls hoch über den beiden marschierenden Armeen, doch es waren weniger als sonst. Ihr Achievant, Twist, war vor vier Tagen mit Hauptmann Paran und den Brückenverbrennern aufgebrochen, und acht der elf Geschwader hatten sich vergangene Nacht auf den Weg zu den Weitblick-Bergen an der nordwestlichen Grenze der Domäne
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