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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Familie besessen, Buke, du bist von dir selbst besessen. Deine Schuld ist eine unaufhörlich anschwellende Flutwelle, und dein Ego ist ein Deich, und alles, was du tust, ist immer neue Steine auf diesen Deich zu häufen. Die Mauer wird höher und höher, und du schaust aus erhabener Höhe auf die Welt herab – mit einem verdammten Grinsen, beim Vermummten.«
    Buke war blass, er zitterte. »Wenn du es so siehst«, krächzte er, »warum nennst du mich dann deinen Freund?«
    Beru weiß es, allmählich fange ich auch an, mich das zu fragen. Er holte tief Luft, schaffte es, wieder etwas ruhiger zu werden. »Wir kennen einander schon lange, und wir haben noch nie die Klingen gekreuzt.« Und du hattest die Angewohnheit, dich tagelang zu betrinken, eine Angewohnheit, die du abgelegt hast … aber ich nicht. Und damit es bei dir so gekommen ist, mussten erst alle, die du geliebt hast, sterben – und es jagt mir einen Riesenschrecken ein, dass es für mich vielleicht auch so einen Anlass geben müsste.
    Dem Vermummten sei Dank, dass das Mädchen diesen fetten Händler geheiratet hat.
    »Das scheint kein besonders guter Grund zu sein, Grantl.«
    Wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt, du verdammter Bastard – schau hinter dein eigenes Ego, und du wirst es ziemlich schnell merken. Doch er schwieg.
    »Die Sonne ist fast untergegangen«, bemerkte Buke nach einer Weile. »Wenn es dunkel ist, werden sie angreifen.«
    »Wie verteidigt man sich gegen sie?«
    »Gar nicht. Man kann sich nicht gegen sie verteidigen. Nach allem, was ich gesehen habe, ist es, als würde man auf einen Baumstamm einschlagen, und sie sind schnell. Bei den Göttern, sind sie schnell! Wir sind alle tot, Grantl. Bauchelain und Korbal Broach haben nicht mehr viel Kraft – hast du gesehen, wie sie geschwitzt haben, als sie den Wagen repariert haben? Sie sind völlig ausgelaugt, alle beide.«
    »Keruli ist auch ein Magier«, sagte Grantl. »Na ja, Priester trifft es wahrscheinlich besser.«
    »Dann lass uns hoffen, dass sein Gott ein Auge auf ihn hält.«
    Und wie wahrscheinlich ist das?
    Als das Sonnenlicht am Horizont hinter ihnen dunkelrot wurde, schlugen sie ihr Lager auf. Stonny führte die Pferde und Ochsen in einen behelfsmäßigen, mit Seilen abgetrennten Pferch auf der einen Seite der Wagen – eine Position, die es ihnen ermöglichen würde, in Richtung der offenen Steppe zu entkommen.
    Mit dem dämmrigen Abendlicht senkte sich auch eine Art Resignation auf die kleine Gruppe herab. Harllo hatte sich selbst zum Koch ernannt und bereitete über einem kleinen Feuer das Essen zu. Weder Keruli noch die beiden Zauberer verließen ihre Wagen, um sich zu den anderen zu gesellen.
    Motten umschwirrten die rauchlosen Flammen. Grantl schlürfte heißen Würzwein und beobachtete mit einer etwas bitteren Erheiterung, wie sie sich flatternd und hirnlos ins Feuer stürzten.
    Allmählich wurde es richtig dunkel, und die Sterne am Himmel traten noch mehr hervor. Nachdem sie mit dem Abendessen fertig war, stand Hetan auf. »Harllo, komm jetzt mit. Schnell.«
    »Lady?«, fragte Harllo unsicher.
    Grantl prustete einen Mund voll Wein ins Feuer. Er würgte und hustete, und obwohl Stonny ihm auf den Rücken klopfte, dauerte es einige Zeit, bis er sich wieder einigermaßen erholt hatte. Noch immer mit Tränen in den Augen grinste er Harllo an. »Du hast die Dame doch gehört.«
    Er konnte sehen, wie die Augen seines Freundes langsam immer größer wurden.
    Ungeduldig trat Hetan vor und packte Harllo am Arm. Sie zog ihn auf die Beine und zerrte ihn hinter sich her in die Dunkelheit.
    Stonny starrte den beiden stirnrunzelnd hinterher. »Was soll das alles bedeuten?«
    Niemand antwortete ihr.
    Sie warf Grantl einen düsteren Blick zu. Einen Augenblick später stieß sie ein Zischen aus – sie hatte verstanden. »Das ist ja ungeheuerlich!«
    »Meine Liebe«, gab der Karawanenführer lachend zurück, »nach dem, was in Saltoan geschehen ist, finde ich diese Äußerung ausgerechnet von dir ein bisschen übertrieben.«
    »Hör bloß mit diesem ›meine Liebe‹-Scheiß auf, Grantl. Was sollen wir denn in der Zwischenzeit tun? Hier sitzen und uns das wilde Gestöhne und Gekeuche von dem Grasbuckel da drüben anhören? Das ist ja widerlich!«
    »Also wirklich, Stonny. Unter den gegebenen Umständen ist es absolut sinnvoll – «
    »Darum geht es doch gar nicht, du Idiot! Diese Frau hat sich Harllo ausgesucht! Oh, ihr Götter, mir wird gleich schlecht! Harllo! Schau dich doch um,

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