SdG 04 - Die eisige Zeit
so furchtbar müden Seelen in die Arme zu schließen …«
Das Ende, das Ende. Bei den Göttern, sie könnte Recht haben. Er starrte auf Tools von Fellen bedeckten Rücken und wurde von einem Gefühl des Verlusts beinahe überwältigt.
Eines ungeheuerlichen, unbeschreiblichen Verlusts. »Ihr könntet aber auch Unrecht haben, Lady«
»Das könnte sein«, stimmte sie freundlich zu. »Hofft Ihr, dass ich Unrecht habe, Toc der Jüngere?«
Er nickte.
»Warum?«, fragte sie.
Warum? Unmenschliche Kreaturen, die sich dem Völkermord verschrieben haben. Brutal, tödlich, unerbittlich. Unbarmherzig über jede Vernunft hinaus. Toc nickte in Richtung des T’lan Imass vor ihnen. »Weil er mein Freund ist, Lady Missgunst.«
Sie hatten nicht besonders leise gesprochen. Bei Tocs Worten wandte Tool den Kopf, doch seine vorspringende Stirn verbarg die Augenhöhlen, die sich kurz auf den Malazaner zu richten schienen. Dann drehte sich der Kopf wieder nach vorn.
»Diejenige, die zur Zweiten Zusammenkunft ruft«, sagte Lady Missgunst langsam, »befindet sich bei Eurer malazanischen Straf-Armee, Toc der Jüngere. Wir werden auf dem Gebiet der Pannionischen Domäne aufeinander treffen. Wir, sie, und die überlebenden Clans der T’lan Imass. Es wird unzählige Schlachten geben, daran besteht kein Zweifel. Es ist niemals leicht, ein Reich zu zerschmettern. Ich muss es wissen, schließlich habe ich im Verlauf meines Lebens selbst ein paar zerschmettert.«
Er starrte sie an, sagte jedoch nichts.
Sie lächelte. »Leider kommen sie von Norden, während wir aus dem Süden kommen. Die bevorstehende Reise wird in der Tat gefährlich werden.«
»Ich muss zugeben, dass mich eine Frage schon die ganze Zeit beschäftigt«, sagte Toc. »Wie soll es uns eigentlich gelingen, ein Gebiet voller fanatischer Feinde zu durchqueren?«
»Ganz einfach, mein Liebling. Wir werden uns einen Weg frei hauen.«
Bei den Göttern, wenn ich bei diesen Leuten bleibe, bin ich ein toter Mann.
Lady Missgunst lächelte immer noch, den Blick auf Tool gerichtet. »Wie ein weiß glühendes Messer durch Eis werden wir ins Innerste … einer gefrorenen, zeitlosen Seele vorstoßen.« Die Stimme leicht erhoben, fügte sie hinzu: »So in etwa stellen wir uns das doch vor, nicht wahr, Onos T’oolan?«
Der T’lan Imass blieb stehen.
Baaljagg glitt unter Tocs Hand davon, trottete voraus. Garath, der Hund, folgte ihr.
Der Malazaner wirbelte herum, als er sechs Schwerter aus ihren Scheiden zischen hörte.
»Oh«, sagte Lady Missgunst, »es kommt jemand.«
Toc nahm seinen Bogen ab und stellte ein Ende auf den Boden, um die Sehne einzuhängen, während er den Horizont vor ihnen absuchte. »Ich kann überhaupt nichts sehen … aber ich glaube Euch allen.«
Wenige Augenblicke später erklomm ein K’Chain Che Malle hundert Schritt voraus die Hügelkette; er war riesig, nach vorn gebeugt, und schien auf zwei Beinen über den Boden zu fließen. Klingen blitzten an den Enden seiner Arme.
Die Ay und der Hund zuckten zurück.
Toc erinnerte sich an eine solche Kreatur – und mit der Erinnerung stiegen auch die schmerzhaften Bilder von Trakes Tod in ihm auf; die Gefühle überfielen ihn mit einer Wucht, dass es ihm den Atem verschlug.
»Ein K’ell-Jäger«, sagte Tool. »Leblos.« Er hatte noch nicht nach seinem Steinschwert gegriffen. Der T’lan Imass drehte sich um, blickte die drei Seguleh an. Einen Augenblick lang schien alles wie erstarrt, dann nickte Tool.
Mok in der Mitte, Senu zu seiner Rechten, Thurule zu seiner Linken, und beide Brüder einen Schritt vor dem Dritten – so bewegten sich die Seguleh vorwärts, um dem K’Chain Che’Malle entgegenzutreten.
»Das ist ein Risiko«, murmelte Lady Missgunst.
»Die Zeit ist gekommen«, sagte Tool, »ihren Wert zu beurteilen, Lady. Hier, an der Grenze zur Domäne. Wir müssen wissen, wie wirksam unsere … Messer sind.«
Toc legte einen Pfeil an die Sehne. »Irgendetwas sagt mir, dass ich genauso gut mit Zweigen nach dem Ding schmeißen könnte«, murmelte er und erinnerte sich dabei an Trakes Tod.
»Falsch«, sagte Tool. »Aber es besteht keine Notwendigkeit, die Macht der Steinspitzen deiner Pfeile auszuprobieren.«
»Sie haben also Macht, ja? Schön, aber das ist auch nicht das Problem. Ich habe nur noch ein Auge, Tool. Ich kann verdammt noch mal keine Entfernungen abschätzen. Und das Ding da ist unwarscheinlich schnell . «
»Überlass es den Seguleh«, entgegnete der T’lan Imass.
»Ganz wie du
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