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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hast? Geträumt! Wir wurden direkt in das Gewirr dieses Älteren Gottes gezogen. Ich kann mich an jede Einzelheit erinnern – «
    »Ich schätze, ich war zu sehr damit beschäftigt, richtig zu sterben«, schnappte Grantl.
    »Ja, das warst du, und Keruli hat dich auch davor gerettet. Du undankbares Schwein. Eben bin ich noch von einem K’Chain Che’Malle durch die Gegend geschmissen worden, und im nächsten Moment bin ich … irgendwo anders … aufgewacht, und ein großer Geisterwolf hat über mir gestanden. Und ich habe gewusst – ich habe sofort gewusst, Grantl, dass nichts an diesem Wolf vorbeikommen würde. Er hat Wache gestanden … über mir.«
    »War das irgend so ein Diener von diesem Älteren Gott?«
    »Nein, er hat keine Diener. Er hat nur Freunde. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber als ich das erkannt habe – als es mir klar geworden ist, wie ich so mit diesem riesigen Wolf dagelegen habe – nun, ein Gott der Freunde findet statt hirnloser Anbeter … verdammt noch mal, ich gehöre ihm, Grantl, mit Leib und Seele. Und ich werde für ihn kämpfen, denn ich weiß, dass er für mich kämpfen wird. Schreckliche Ältere Götter – pah! Mir ist er allemal lieber als diese geifernden zänkischen Narren mit ihren Tempeln und Schätzen und Ritualen.«
    Grantl starrte sie ungläubig an. »Ich muss wohl immer noch unter Wahnvorstellungen leiden«, murmelte er.
    »Kümmere dich nicht um mich«, sagte Stonny und schob ihr Rapier in die Scheide. »Keruli und sein Älterer Gott haben dein Leben gerettet, Grantl. Also werden wir jetzt zu ihm gehen, und du wirst dich entschuldigen, und wenn du klug bist, wirst du dich verpflichten, bei allem, was noch kommen mag, an seiner Seite zu stehen – «
    »Das werde ich nicht tun, beim Vermummten. Ich werde ›tut mir Leid‹ und all so was sagen, in Ordnung, aber ich will nichts mit irgendwelchen Göttern zu tun haben, Älteren oder nicht, und das gilt auch für ihre Priester – «
    »Ich hab gewusst, dass du nicht klug bist, aber ich musste dir das Angebot trotzdem machen. Komm, lass uns gehen. Wohin ist Buke verschwunden?«
    »Weiß ich nicht. Er hat mich nur … äh, abgeliefert.«
    »Der Ältere Gott hat auch ihn gerettet. Und Mancy. Der Vermummte weiß, diese beiden Nekromanten haben sich einen Dreck darum geschert, ob ihre Leute leben oder sterben würden. Wenn er klug ist, kündigt er den Kontrakt.«
    »Nun, keiner von uns ist so klug wie du, Stonny.«
    »Als ob ich das nicht wüsste.«
    Sie verließen den Hof. Grantl spürte immer noch die Nachwehen der letzten paar Tage, doch mit dem Bauch voller Essen statt Wein und Bier, und nachdem sich Karnadas, der Priester der Grauen Schwerter, kurz aber wirksam um ihn gekümmert hatte, war er schon wieder sicherer auf den Beinen, und die Schmerzen hinter seinen Augen waren zu einem dumpfen Pochen verblasst. Er musste größere Schritte machen, um mit Stonnys üblichem Tempo mitzuhalten. Auch wenn ihre Schönheit durchaus Aufmerksamkeit erregte, sorgten ihr forscher Gang und ihr finsterer Blick überall dafür, dass die Menge ihr Platz machte, und die wenigen verschüchterten Bürger von Capustan huschten rascher davon als die meisten anderen, um ihr aus dem Weg zu gehen.
    Sie gingen am Rand des Friedhofs entlang, ohne auf die aufrecht stehenden tönernen Särge zu ihrer Linken zu achten. Eine weitere Nekropole lag direkt vor ihnen, diesmal im Stil der Daru mit Gruften und Urnen, den Grantl aus Darujhistan gut kannte, und Stonny bog leicht nach links ab, nahm den engen, unebenen Durchgang zwischen den von niedrigen Mauern eingefassten Grabanlagen der Nekropole und dem äußeren Rand des Tura’l-Platzes. Zwanzig Schritt voraus lag ein kleinerer Platz, den sie überquerten, bis sie den östlichen Rand des Tempelbezirks erreichten.
    Grantl hatte jetzt genug davon, hinter Stonny herzustolpern wie ein Hund an der Leine. »Hör zu«, grollte er. »Aus diesem Viertel bin ich gerade erst gekommen. Wenn Keruli hier irgendwo in der Nähe wohnt, warum bist du dann nicht einfach gekommen und hast mich abgeholt und mir die ganze Lauferei erspart?«
    »Ich bin gekommen, um dich abzuholen, aber du hast gestunken wie die Pissgrube einer Armenschenke. Wolltest du dich Meister Keruli so zeigen? Du musstest dich gründlich waschen und hast was zu Essen gebraucht, und ich hatte nicht vor, dich dabei die ganze Zeit zu bemuttern.«
    Grantl sackte in sich zusammen, murmelte unhörbar vor sich hin. Bei den Göttern, warum kann die Welt nicht

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