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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zusammenzuströmen.
    Paran schaute sich um und sah, dass seine Brückenverbrenner sich langsam aufrafften, wie ein Beutetier, das durch das Horn eines Jägers aufgeschreckt wurde. Etwas mehr als dreißig Malazaner – der Hauptmann wusste, dass sie entschlossen waren, den Kampf aufzunehmen, wenn etwas schief ging; doch er wusste ebenso gut, dass der Kampf nicht lange dauern würde. Er musterte den heller werdenden Himmel, spähte mit zusammengekniffenen Augen nach Südwesten in der Hoffnung, dort einen dunklen Punkt zu entdecken – Twist und sein Quorl, wie sie rasch näher kamen –, aber die silbrigblaue Weite erstreckte sich völlig unberührt über ihm.
    Beunruhigt wurde Paran plötzlich klar, dass es im Lager der Barghast stiller war als sonst. Er drehte sich um und sah Humbrall Taur durch die dicht gedrängt stehende Menge schreiten, um mitten auf der Lichtung stehen zu bleiben. So nahe war der Hauptmann dem Mann noch niemals gewesen, seit sie angekommen waren. Der Krieger war riesig, tierhaft, geschmückt mit den verwitterten, behaarten Häuten entbeinter menschlicher Köpfe geschmückt. Sein Harnisch aus einander überlappenden Münzen glitzerte im Morgenlicht: Der Haufen alten, unbekannten Geldes, über den die Senan irgendwann in ihrer Vergangenheit gestolpert waren, musste groß gewesen sein, denn jeder Krieger im Stamm trug eine solche Rüstung. Es müssen ganze Schiffsladungen von Münzen gewesen sein. Das, oder ein Tempel, der bis unters Dach gefüllt war.
    Der Kriegshäuptling verschwendete keine Zeit mit Worten. Er nahm die mit Dornen besetzte Keule aus der Schlinge an seiner Hüfte, reckte sie in die Luft und drehte sich dann langsam im Kreis. Alle Augen waren auf ihn gerichtet; direkt an der Lichtung standen die Elite-Krieger aller Stämme, die anderen drängten sich hinter ihnen, bis hin zu den Hängen des Tales.
    Humbrall Taur machte eine Pause, als ein ahnungsloser Hund über die freie Fläche trottete. Ein gut gezielter Stein ließ ihn aufjaulend davonschießen. Der Kriegshäuptling murmelte irgendwas, das man nicht verstehen konnte, und fuchtelte dann mit seiner Waffe.
    Paran sah, wie Trotter aus der Menge auftauchte. Der tätowierte Barghast trug die Standard-Rüstung der malazanischen Seesoldaten: beschlagenes, gekochtes Leder mit Eisenbändern über Schultern und Hüften. Sein Halbhelm stammte von einem toten Offizier der Soldaten von Aren, einer Stadt im Reich der Sieben Städte. Nasen- und Wangenschutz waren mit fein ziselierten Silberarbeiten eingelegt. Ein Kettengeflecht schützte seinen Hals an der Seite und im Nacken. An seinem linken Unterarm war ein runder Schild befestigt, seine Hand wurde von einem mit Dornen und eisernen Bändern versehenen Faustriemen geschützt. In seiner Rechten hielt er ein gerades Breitschwert mit ungeschliffener Spitze.
    Bei seiner Ankunft stießen die versammelten Barghast ein tiefes Grollen aus, auf das Trotter mit einem harten Grinsen antwortete, wobei er blaufleckige, spitz zugefeilte Zähne entblößte.
    Humbrall Taur beäugte ihn einen Augenblick, als missbillige er, dass Trotter anstatt der typischen Waffen der Barghast malazanische Waffen gewählt hatte. Dann drehte er sich in die entgegengesetzte Richtung und gestikulierte noch einmal mit seiner Keule.
    Sein jüngster Sohn trat aus dem Kreis der Umstehenden.
    Paran wusste nicht, was er erwartet hatte, doch der Anblick dieses dürren, grinsenden Jugendlichen – er war ganz in Leder gekleidet und hielt nur ein kurzes Hakenmesser in der Rechten – entsprach keinem einzigen der Bilder, die er sich vorgestellt hatte. Was soll das? Irgendeine verschrobene Beleidigung? Will Taur sicherstellen, dass er besiegt wird? Auch wenn es seinen jüngsten Sohn das Leben kostet?
    Die Krieger rundum begannen mit den Füßen auf die hart getretene Erde zu stampfen und erzeugten so ein rhythmisches, dumpfes Dröhnen, das durchs ganze Tal hallte.
    Der noch namenlose Junge schlenderte in den Kreis und trat Trotter gegenüber, fünf Schritte von ihm entfernt. Er musterte den Brückenverbrenner von Kopf bis Fuß, und sein Grinsen wurde breiter.
    »Hauptmann«, zischte eine Stimme neben Paran.
    Er drehte sich um. »Du bist Korporal Ziellos, stimmt’s? Was kann ich für dich tun? Und mach schnell.«
    Der mürrische Gesichtsausdruck des mageren, gebeugten Soldaten war noch düsterer als gewöhnlich. »Wir haben uns nur gefragt, Hauptmann … Wenn dieser Kampf schlecht ausgeht, ich meine, also, ich und ein paar andere, wir

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