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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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glühenden Kohlen. »Beim Vermummten!« Er hob seine Schaufel und betrachtete blinzelnd das Blatt. »Ich kann kein Blut sehen! Kann sonst jemand Blut sehen? Oder – bei den Göttern -Haare? Sind das da Haare? Oh, bei der Königin der Träume – «
    »Das sind keine Haare«, grollte Spindel und nahm Fahrig die Schaufel aus der Hand. »Das sind Wurzeln, du Idiot! Sie haben ihn sich geholt. Sie haben sich den Schnellen Ben geholt!«
    »Wer?«, wollte Tippa wissen.
    »Barghast-Geister. Eine ganze Horde. Sie haben uns in einen Hinterhalt gelockt.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte sie.
    »Ich bin wahrscheinlich nicht gefährlich genug, nehme ich an. Zumindest« – sein Kopf zuckte herum, und er blickte sich nervös um -»hoffe ich es. Ich sollte machen, dass ich von diesem verdammten Hügelgrab runterkomme, oh ja, das sollte ich!«
    Tippa schaute ihm nach, als er davonhastete. »Igel, behalt ihn im Auge, ja?«
    Der Sappeur mit dem geschwollenen Gesicht nickte und trottete hinter Spindel her.
    »Was machen wir jetzt?«, zischte Fahrig. Sein Schnauzbart zuckte aufgeregt.
    »Wir warten ein, zwei Glockenschläge, und wenn es der Magier bis dahin nicht geschafft hat, sich wieder freizubuddeln, marschieren wir weiter.«
    Die blauen Augen des Sergeanten wurden groß. »Wir lassen ihn zurück?«, flüsterte er.
    »Entweder das, oder wir tragen diesen ganzen verdammten Hügel ab. Aber wir würden ihn sowieso nicht finden – er ist in ihr Gewirr gezogen worden. Es ist hier und ist auch wieder nicht hier, wenn du verstehst, was ich meine. Vielleicht kann Spindel ein paar Nachforschungen anstellen, wenn er seinen Mut wiedergefunden hat.«
    »Ich hab immer gewusst, dass der Schnelle Ben nichts als Ärger bedeutet«, murmelte Fahrig. »Man kann sich auf Magier eben nicht verlassen. Du hast Recht, was haben wir davon, wenn wir ewig hier warten? Sie sind sowieso verdammt nutzlos. Lasst uns zusammenpacken und weitermarschieren.«
    »Es schadet aber auch nichts, zumindest ein bisschen zu warten«, sagte Tippa.
    »Ja, das ist wahrscheinlich eine gute Idee.«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu, schaute dann seufzend wieder weg. »Ich könnte was zu essen gebrauchen. Vielleicht könntest du uns ja was Besonderes machen, Sergeant …«
    »Ich habe getrocknete Datteln und Brotfrüchte und ein paar geräucherte Blutegel vom Südmarkt von Fahl.«
    Sie zuckte zusammen. »Klingt gut.«
    »Dann werde ich mich gleich mal darum kümmern.«
    Er eilte davon.
    Bei den Göttern, Fahrig, du drehst immer mehr durch. Und was ist mit mir los? Da höre ich was von Datteln und Blutegeln, und das Wasser läuft mir im Mund zusammen …
     
    Die Kanus mit dem hochgezogenen Bug lagen im Sumpf und rotteten vor sich hin; an den Tauen, mit denen sie an den nahe gelegenen Zedernstämmen festgemacht waren, hingen lange Bärte aus Flechten und Moos. Dutzende von diesen Booten waren zu sehen. Auf einem flachen Hang waren Vorräte aufgestapelt, überwuchert von einer dicken Schimmelschicht, aus der Pilze und Morcheln ragten. Das Licht war fahl und schwach gelblich getönt. Der Schnelle Ben, von dem der Schleim troff, zog sich hoch und spuckte fauliges Wasser aus, während er sich langsam aufrichtete und sich umschaute.
    Seine Angreifer waren nirgends zu sehen. Insekten flitzten ziellos durch die Luft. Frösche quakten, und irgendwo tröpfelte unentwegt Wasser. Ein feiner Salzgeruch lag in der Luft. Ich bin in einem Gewirr, das schon lange tot ist, das verfallen ist, weil sich in der Welt der Sterblichen niemand mehr daran erinnert. Die lebenden Barghast wissen nichts von diesem Ort, aber hierher gehen ihre Toten – vorausgesetzt, sie kommen so weit. »In Ordnung«, sagte er, und seine Stimme klang in der feuchten, schweren Luft merkwürdig gedämpft. »Ich bin hier. Was wollt ihr?«
    Eine Bewegung in den Nebelschwaden schreckte ihn auf. Gestalten erschienen; sie standen knietief im wirbelnden schwarzen Wasser, kamen zögernd näher. Der Magier kniff die Augen leicht zusammen. Diese Kreaturen waren nicht die Barghast, die er aus der Sphäre der Sterblichen kannte.
    Gedrungener, breiter und starkknochiger, waren sie eine Mischung aus Imass und Toblakai. Bei den Göttern, wie alt ist dieser Ort? Vorstehende Brauen beschatteten kleine, glitzernde Augen. Schwarze Lederstreifen waren entlang hagerer Wangen genäht, reichten bis unter die bartlosen Kiefer, wo sie um kleine Langknochen geschlungen waren, die parallel zum Kiefer verliefen. Schwarzes Haar hing in groben

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