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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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das ist noch ’ne ziemliche Untertreibung.
    »Das Gewirr des Vermummten ist nie ein angenehmer Ort.«
    »Das sind schlechte Neuigkeiten, Magier. Worauf sollten wir uns dann gefasst machen?«
    Der Schnelle Ben sagte nichts.
    Tippa machte ein finsteres Gesicht. »So schlecht sieht’s also aus? Na, das ist ja wirklich toll. Warte nur, bis Fahrig das hört.«
    Der Magier brachte ein Lächeln zustande. »Du erzählst ihm so etwas nur, um zu sehen, wie er sich windet, stimmt’s?«
    »Klar. Der Trupp braucht ein bisschen Unterhaltung, nicht wahr?«
    Auf der Hügelkuppe fanden sich noch mehr niedrige Steinhaufen, anscheinend willkürlich über die ganze Fläche verstreut. Kleine, langbeinige graue Vögel hüpften ihnen aus dem Weg, als die Soldaten weitermarschierten. Es wurde nur wenig gesprochen – die Hitze war drückend, und noch immer lag mehr als ein halber Tag vor ihnen. Die ganze Zeit summten Fliegen um sie herum.
    Seit Twists Besuch in der Morgendämmerung hatte der Trupp niemanden mehr zu Gesicht bekommen. Sie wussten, dass das Duell inzwischen stattgefunden hatte, hatten aber nicht die geringste Ahnung, wie es ausgegangen war. Beim Vermummten, es ist gut möglich, dass wir hier zu unserer eigenen Hinrichtung marschieren. Spindel und der Schnelle Ben waren so gut wie nutzlos – beide waren blass, zittrig und nicht besonders gesprächig, und weder fähig noch willens, ihre Gewirre auszuprobieren. Igels Kiefer war so stark geschwollen, dass er nicht mehr herausbringen konnte als ein paar Grunzlaute, doch die Blicke, mit denen er den Rücken der an der Spitze marschierenden Detoran durchbohrte, ließen auf mörderische Rachepläne schließen. Blend war irgendwo vor ihnen, um zu kundschaften, oder vielleicht auch hinter ihnen – oder vielleicht sogar in meinem Schatten, beim Vermummten; Tippa warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, doch die Soldatin war nicht da. Fahrig, der die Nachhut übernommen hatte, redete ununterbrochen mit sich selbst; sein unaufhörliches Gemurmel bildete zusammen mit dem Summen der Fliegen eine ständige Begleitmusik.
    In der umliegenden Landschaft gab es abgesehen von den Gräsern, mit denen die Hügel bewachsen waren, kaum Leben. Nur gelegentlich waren verkrüppelte Bäume in einem Talgrund zu sehen – immer dort, wo sich durch Bäche, die nur zu bestimmten Jahreszeiten Wasser führten, in den tieferen Erdschichten Wasser hielt. Der Himmel war wolkenlos, kein Vogel hob sich gegen das strahlende Blau ab. Weit im Norden und Osten erhoben sich zerklüftet und drohend die weißen Gipfel der Barhgast-Kette.
    Nach Twists Schätzung befand sich das Barghast-Lager in einem Tal vier Längen im Norden. Wenn alles glatt ging, müssten sie vor Sonnenuntergang dort ankommen.
    Der Schnelle Ben, der an Tippas Seite ging, stieß ein leises Grunzen aus, und als sie sich umdrehte, sah sie, wie sich ein Dutzend dreckverschmierter Hände um die Beine des Magiers legten. Die Erde schien unter den Stiefeln des Schnellen Ben zu schäumen, und dann wurde er hinabgezogen – fleckige, knochige Finger griffen zu und zerrten, knorrige Unterarme streckten sich, umschlangen den um sich schlagenden Magier.
    »Ben!«, brüllte Tippa, warf sich auf ihn. Er streckte einen Arm nach ihr aus, stumm und mit einem verblüfften Ausdruck im Gesicht, während die Erde um seine Hüften wogte. Schritte und Schreie waren zu hören, kamen näher. Tippa umklammerte das Handgelenk des Magiers.
    Die Erde wogte jetzt bis zu seiner Brust hinauf. Wieder tauchten die Hände auf, packten den rechten Arm des Schnellen Ben und zogen ihn nach unten.
    Ihre Blicke kreuzten sich, und dann schüttelte er den Kopf. »Lass mich los, Korporal – «
    »Bist du verrückt – «
    »Sofort, bevor du mir den Arm rausreißt – « Seine rechte Schulter wurde unter die Erde gezerrt.
    Spindel tauchte auf, warf sich lang hin und schlang einen Arm um Bens Hals.
    »Lass ihn los!«, schrie Tippa und gab das Handgelenk des Magiers frei.
    Spindel starrte sie an. »Was?«
    »Du sollst ihn loslassen, verdammt!«
    Der Kader-Magier löste seinen Arm und rollte sich fluchend zur Seite.
    Fahrig stürmte mitten zwischen sie; er hatte seine kurze Schaufel schon in den Händen, als der Kopf des Schnellen Ben unter der Erde verschwand. Dreck begann zu fliegen.
    »Hör auf damit, Sergeant!«, schnappte Tippa. »Du wirst ihm noch die Schädeldecke abhauen.«
    Der Sergeant starrte sie an, machte dann einen Satz rückwärts, als stünde er auf

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