SdG 04 - Die eisige Zeit
daraus, spürte, wie sie sich von seinen Fingerspitzen in die zerfetzten Knorpel von Trotters Kehle ergoss. Aber der Kern begann sich aufzulösen …
Hände griffen nach ihm, zerrten an ihm – ein neuer Angriff. Sein Geist wehrte sich, versuchte sich loszureißen. Schreie hüllten ihn von allen Seiten ein, als würden unzählige Seelen vernichtet. Die Hände lösten sich von seinen Gliedmaßen, wurden durch neue ersetzt. Er wurde weitergezerrt, und schließlich überließ sich sein Geist der wilden Entschlossenheit dieser zupackenden, krallenden Hände.
Plötzlich war Ruhe. Fäustel fand sich in einem stinkenden Teich kniend wieder, umgeben von Stille. Dann erhob sich um ihn herum ein Murmeln. Er blickte auf.
Nimm von uns, flüsterten tausend Stimmen in säuselndem Gleichklang. Nimm unsere Macht. Kehre dorthin zurück, wo du hergekommen bist, und nutze alles, was wir dir geben. Aber beeile dich – der Pfad, den wir geöffnet haben, ist teuer – so teuer …
Fäustel öffnete sich der Macht, die um ihn herumwirbelte. Er hatte keine andere Wahl, war hilflos gegenüber ihrem Verlangen. Seine Gliedmaßen, sein Körper fühlten sich an wie nasser Lehm, der neu geformt worden war. Von den Knochen nach außen wurde seine zerrissene Seele wieder zusammengesetzt.
Taumelnd kam er wieder auf die Beine, drehte sich um und ging los. Unter seinen Füßen war klumpiger, nachgiebiger Boden. Er schaute nicht nach unten, ging einfach immer nur weiter. Das Denul-Gewirr war nun rings um ihn herum, wild und tödlich, und wurde doch von ihm fern gehalten. Das Gift, das nicht in der Lage war, sich seiner Seele zu bemächtigen, heulte auf.
Fäustel konnte seine Finger wieder spüren, die er immer noch gegen die zerschmetterte Kehle seines Freundes drückte, doch in seinem Geist ging er immer weiter. Schritt für Schritt, unerbittlich vorwärts geschoben. Dies ist die Reise zu meinem Körper. Wer hat das für mich getan. Und warum?
Das Gewirr begann um ihn herum zu verblassen. Er war fast zu Hause. Fäustel blickte nach unten und erblickte, was er zu sehen erwartet hatte. Er ging auf einem Teppich aus Leichen – sein Weg durch das vergiftete Grauen, zu dem sein Gewirr geworden war. Teuer – so teuer …
Blinzelnd öffnete der Heiler die Augen. Er spürte gequetschte Haut unter seinen Fingern, doch nicht mehr als das. Er zwinkerte den Schweiß weg, fing einen Blick von Trotter auf.
Es waren zwei Pfade, wie es scheint. Einer für mich – und einer für dich, mein Freund.
Der Barghast hob schwach den rechten Arm. Fäustel packte ihn mit eisernem Griff. »Du bist wieder da«, flüsterte der Heiler, »du elender, haifischzähniger Bastard bist tatsächlich zurück.«
»Wer?«, krächzte Trotter. Die Haut um seine Augen spannte sich vor Anstrengung an. »Wer hat dafür bezahlt?«
Fäustel schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich war es nicht.« Die Blicke des Barghast huschten zu Fäustels aufgerissenen, blutenden Armen.
Fäustel schüttelte erneut den Kopf. »Ich war es nicht, Trotter.«
Paran konnte sich nicht bewegen, wagte nicht, näher heranzugehen. Alles, was er sehen konnte, war ein wirrer Haufen Soldaten, die um die Stelle herumstanden, wo Trotter lag und Fäustel neben ihm kniete. Ihr Götter, vergebt mir, ich habe diesem Heiler befohlen, sich umzubringen. Wenn dies das wirkliche Gesicht der Befehlsgewalt ist, dann ist es das Grinsen eines Totenschädels. Ich will nichts davon wissen. Nicht mehr. Paran, du kannst dich nicht gegen dieses Leben stählen – dagegen, solche Entscheidungen zu treffen. Wer bist du, dass du Leben gegeneinander abwägst? Dass du ihren Wert schätzt, das Fleisch nach Gewicht bemisst? Nein, das ist ein Albtraum. Ich bin damit fertig.
Mulch kam in sein Blickfeld gestolpert, wandte sich ihm zu. Das Gesicht des Mannes war blass, seine Augen weit aufgerissen. Er stolperte heran.
Nein, sag mir nichts. Verschwinde, verdammt. »Lass hören, Heiler.«
»Es – es ist alles in Ordnung, Hauptmann. Trotter wird es schaffen – «
»Und was ist mit Fäustel?«
»Ein paar oberflächliche Wunden – ich kümmere mich darum, Hauptmann. Er lebt – aber fragt mich nicht, wie das – «
»Lass mich allein, Mulch.«
»Hauptmann?«
»Geh. Geh zurück zu Fäustel. Geh mir aus den Augen.«
Paran drehte dem Mann den Rücken zu, hörte, wie er davontrottete. Der Hauptmann schloss die Augen, wartete darauf, dass die Agonie in seinen Eingeweiden wieder losbrach, dass sie wieder wie eine Faust aus
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