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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Möglichkeit haben, etwas zu sagen, er hat sich seinen Platz bei den Häuptlingen verdient. Aber ich sage dir jetzt dies, Hauptmann.« Er reichte Paran einen Becher. »Wir werden nicht nach Capustan marschieren. Wir schulden den Leuten dort nichts. Jedes Jahr verlieren wir mehr Jugendliche an diese Stadt, an ihre Art zu leben. Ihre Händler kommen mit Waren ohne Wert zu uns, sie stellen dreiste Behauptungen auf und machen ebensolche Angebote, und wenn sie könnten, würden sie mein Volk nackt ausziehen.«
    Paran nahm einen Schluck von dem berauschenden Met, spürte, wie er brennend seine Kehle hinunterrann. »Euer wirklicher Feind ist nicht Capustan, Kriegshäuptling – «
    »Die Pannionische Domäne wird gegen uns Krieg führen. Das weiß ich, Malazaner. Sie werden Capustan einnehmen und es dazu benutzen, ihre Armeen direkt an unserer Grenze neu zu sammeln. Und dann werden sie marschieren.«
    »Wenn dir das alles klar ist, warum – «
    »Siebenundzwanzig Stämme, Hauptmann Paran.« Humbrall Taur trank seinen Becher aus, wischte sich den Mund ab. »Doch nur acht Häuptlinge werden an meiner Seite stehen. Das sind nicht genug. Ich brauche sie alle. Sag mir, dein neuer Häuptling – kann er mit Worten den Verstand beeinflussen?«
    Paran zog eine Grimasse. »Ich weiß es nicht. Er spricht selten. Allerdings hat bis jetzt auch nie die Notwendigkeit bestanden. Ich vermute, wir werden es morgen sehen.«
    »Ihr Brückenverbrenner seid immer noch in Gefahr.«
    Der Hauptmann versteifte sich, musterte den dickflüssigen Honigwein in seinem Glas. »Warum?«, fragte er nach einer kurzen Pause.
    »Die Barahn, die Gilk, die Ahkrata – diese Clans stehen vereint gegen euch. Selbst jetzt streuen sie üble, falsche Geschichten. Eure Heiler sind Nekromanten – sie haben ein Ritual der Auferstehung durchgeführt, um Trotter ins Leben zurückzubringen. Die Weißgesichter mögen die Malazaner nicht besonders. Ihr seid mit den Moranth verbündet. Ihr habt den Norden erobert – wie lange wird es dauern, bis ihr euren hungrigen Blick auf uns richtet? Ihr seid der Bär der Ebenen an unserer Seite, drängt uns, die Krallen mit dem Tiger des Südens zu kreuzen. Ein Jäger weiß immer, wie ein Tiger denkt, aber beim Bär der Ebenen weiß er das nie.«
    »Also scheint es, dass unser Schicksal noch immer in der Schwebe ist«, sagte Paran.
    »Lass den morgigen Tag kommen«, erwiderte Humbrall Taur.
    Der Hauptmann leerte seinen Becher und stellte ihn auf den Rand der Truhe. Kleine Feuer loderten in seinem Magen auf. Hinter dem klebrigen Met, der seine Zunge betäubte, konnte er Blut schmecken. »Ich muss mich um meine Soldaten kümmern«, sagte er.
    »Lass ihnen diese Nacht, Hauptmann.«
    Paran nickte und verließ das Zelt.
    Zehn Schritte entfernt standen Tippa und Blend und warteten auf ihn. Der Hauptmann machte ein finsteres Gesicht, als die beiden Frauen zu ihm geeilt kamen. »Noch mehr gute Neuigkeiten, nehme ich an«, murmelte er leise vor sich hin.
    »Hauptmann.«
    »Was gibt es, Korporal?«
    Tippa blinzelte. »Nun, äh, wir haben’s geschafft. Ich habe gedacht, ich sollte vielleicht Meldung machen – «
    »Wo ist Fahrig?«
    »Er fühlt sich nicht besonders gut, Hauptmann.«
    »Hat er irgendwas Komisches gegessen?«
    Blend grinste. »Ha, der war gut. Hat er irgendwas Komisches gegessen …«
    »Hauptmann«, schnitt Tippa ihr hastig das Wort ab, während sie der Soldatin gleichzeitig einen düsteren Blick zuwarf. »Wir hatten den Schnellen Ben für ein Weilchen verloren und haben ihn dann wieder bekommen, nur wacht er nicht auf. Spindel vermutet, dass er eine Art Schock hat. Er wurde in ein Barghast-Gewirr gezogen – «
    Paran zuckte zusammen. »Er wurde was? Bring mich zu ihm. Blend, hol Fäustel und bring ihn zu uns, und zwar schnell! Also, Tippa? Was stehst du hier noch rum? Geh vor.«
    »Jawohl, Hauptmann.«
    Der Siebte Trupp hatte seine Ausrüstung im Lager der Brückenverbrenner abgelegt. Detoran und Igel packten Zelte aus und wurden dabei von einem blassen, zitternden, mürrischen Fahrig beobachtet. Spindel saß neben dem Schnellen Ben und kämmte mit den Fingern abwesend sein zerfetztes Haarhemd, während er stirnrunzelnd auf den bewusstlosen Magier hinabblickte. Twist, der Schwarze Moranth, stand daneben. Soldaten der anderen Trupps saßen in Gruppen zusammen; sie beobachteten die Neuankömmlinge und hielten wachsam Abstand.
    Paran folgte Korporal Tippa zu Spindel und dem Schnellen Ben. Der Hauptmann warf einen Blick auf die

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