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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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gab.
    Neue Mitglieder zu rekrutieren, um wieder die alte Stärke zu erlangen, war problematisch. Die Grauen Schwerter brauchten nüchterne, aufrechte Individuen; Menschen, die in der Lage waren, ein Höchstmaß an Disziplin aufzubringen, für die Schwüre noch eine Bedeutung hatten.
    Bei den Zwillingshauern, was ich brauche, sind Fanatiker …
    Gleichzeitig mussten solche Menschen aber auch ohne jegliche Art von Bindung sein. Eine unwahrscheinliche Kombination.
    Und selbst wenn solche Leute gefunden werden könnten – wem sollten sie sich verschwören? Nicht Trake – das Herz jener Armee existierte bereits, mit Grantl im Mittelpunkt.
    Es gab noch zwei andere mit dem Krieg verbundene Götter, von denen Itkovian wusste; Götter des Nordens, die hier, in der Mitte des Kontinents oder weiter im Süden kaum verehrt wurden.
    Wie hat Hetan mich genannt? Sie hat mich nie mit einer Raubkatze verglichen oder einem Bären. Nein, in ihren Augen war ich ein Wolf.
    Also dann …
    Er hob den Kopf, blickte über die immer noch verstört auf dem Platz umherirrenden Überlebenden hinweg, bis er den anderen einsamen Reiter entdeckte.
    Sie beobachtete ihn.
    Itkovian winkte sie heran.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie ihr Pferd durch das Gedränge gelenkt hatte und seine Seite erreichte. »Ja, Herr?«
    »Sucht Hauptmann Norul. Wir drei haben eine Aufgabe zu erledigen, Soldatin.«
    Die Frau salutierte und wendete ihr Pferd.
    Er schaute ihr nach, wie sie in eine Seitenstraße ritt und verschwand. Seine Entscheidung fußte auf strenger Logik, ihm jedoch kam sie dennoch hohl vor, als spiele er selbst in dem, was nun kommen würde, keine Rolle mehr, die über die des Vorbereitens hinausging. Nichtsdestotrotz war das Überleben der Grauen Schwerter wichtiger als seine eigenen Wünsche; sogar als sein eigenes Leben. Es muss so sein. Mir fällt keine andere Möglichkeit ein. Ein neuer Traum muss geschaffen werden. Selbst was das anbelangt, bin ich noch nicht am Ende.
    Hauptmann Norul hatte ein Pferd aufgetrieben. Ihr Gesicht unter dem Helmrand wirkte gealtert; ihnen allen war richtiger Schlaf schon viel zu lange verwehrt worden. Sie sagte nichts, als sie und die Rekrutin ihre Pferde neben dem Schild-Amboss zügelten.
    »Folgt mir«, befahl Itkovian und zog sein Reittier herum.
    Sie ritten durch die Stadt, während der Himmel über ihren Köpfen zu einem tiefen Blau verblasste, und verließen sie durch das Nordtor. Eine knappe Meile entfernt lagerten die Barghast in den Hügeln; die Jurten und Zelte wurden von einer kleinen Nachhut nur halbherzig bewacht. Rauch stieg von unzähligen Feuern auf, als die alten Männer und Frauen des Lagers mit ihrem Morgenmahl begannen. Kinder rannten bereits die alles andere als geraden Gänge entlang; sie waren leiser als ihre Altergenossen in der Stadt, aber mindestens genauso lebhaft.
    Die drei Grauen Schwerter überquerten die geplünderten Überreste der pannionischen Linien und ritten direkt auf das nächste Barghast-Lager zu.
    Itkovian war nicht überrascht, als sich ein halbes Dutzend alter Frauen am Rand des Lagers versammelten, um sie zu erwarten. Es gibt eine Strömung, die uns hierher trägt, und ihr Hexen habt es sicherlich genauso gespürt wie ich. Und so wird die Richtigkeit bekannt und offensichtlich. Diese Erkenntnis trug wenig dazu bei, die düstere Stimmung, die sich seiner bemächtigt hatte, seit er zu seinem Entschluss gekommen war, zu mildern. Betrachte es einfach als eine weitere Bürde, Schild-Amboss, eine, für die du genauso geschaffen wurdest wie für alle anderen.
    Sie zügelten die Pferde vor den Ältesten der Barghast.
    Eine ganze Zeit lang sagte niemand ein Wort, dann winkte eine der alten Frauen und krächzte: »Dann kommt herein.«
    Itkovian stieg ab, seine beiden Kameradinnen folgten seinem Beispiel. Kinder tauchten auf, um ihnen die Zügel abzunehmen und die Pferde wegzuführen.
    Die Alten, angeführt von der Sprecherin, schritten den Hauptgang entlang, auf eine große Jurte am hinteren Ende zu. Der Eingang wurde von zwei Barghast-Kriegern flankiert. Die alte Frau zischte ihnen etwas zu, und die beiden Krieger zogen sich zurück.
    Itkovian, Hauptmann Norul und die Rekrutin folgten den Alten ins Innere der Jurte.
    »Ungewöhnlich ist der Mann, der zu diesem Ort kommt«, sagte die Sprecherin, während sie zur anderen Seite der in der Mitte gelegenen Feuerstelle humpelte und sich dort auf einem Bündel Felle niederließ.
    »Ich bin geehrt – «
    »Lieber nicht!«, wehrte sie

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