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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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geschafft.«
    »Das muss in der Tat ein schrecklicher Konflikt sein«, meinte Lady Missgunst leise. »Wo findet er statt?«
    »Auf dem Kontinent namens Assail. Unsere Verluste: neunundzwanzigtausendachthundertvierzehn Kerluhm. Zweiundzwanzigtausendzweihundert Ifayle. Acht Monate Kampf. Wir haben diesen Krieg verloren.«
    Lady Missgunst schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Anscheinend habt Ihr schließlich doch einen Jaghut-Tyrannen gefunden, der Euch mehr als ebenbürtig ist, Lanas Tog.«
    Die T’lan Imass legte den Kopf schief. »Kein Jaghut. Ein Mensch.«

 
     
     
    Buch Zwei
     
         
     
     
    Erinnerungen
    an die eisige Zeit

Als Erste rein, als Letzte raus
    Motto der Brückenverbrenner

Kapitel Acht
     
    Das Gesicht deines Freundes mag sich als Maske erweisen,
    ein Fleck, der sich in subtiler Verwandlung befindet
    und das einst vertraute Antlitz verändert.
    Oder das Kind, das sich unsichtbar formte
    in abgeschiedener Dunkelheit, während du dir blind die Zeit vertrieben hast,
    und einen grausamen Schock, enthüllt von der Wucht
    eines durch die Fensterscheibe eines Tempels fliegenden Steins. Gegen so etwas kann sich die Seele nicht schützen.
    Und auf die Maske ist das tollkühne Wort geschrieben,
    das in den Augen des Kindes widerhallt,
    ein plötzlicher Fremder gegenüber allem, was du gekannt hast. So ist der Verrat.
     
    Die Todeswache des Sorulan
      Minir Othal
     
    H
    auptmann Paran zügelte sein Pferd in der Nähe der rauchgeschwärzten Trümmer der Ostschanze. Er drehte sich im Sattel, um einen letzten Blick auf Capustans geborstene Mauern zu werfen. Jelarkans Palast hob sich groß und dunkel vor dem strahlend blauen Himmel ab. Mit schwarzer Farbe aufgemalte Streifen zogen sich wie Sprünge über den Turm, ein Symbol für die Trauer der Stadt um ihren toten Fürsten. Der nächste Regen würde die Farbe abwaschen, und es würde nichts zurückbleiben. Jenes Gebäude, hatte er gehört, verharrte niemals lange im Augenblick der Sterblichkeit.
    Die Brückenverbrenner marschierten hintereinander durch das Osttor hinaus. Als Erste rein, als Letzte raus. Sie achten immer auf solche Gesten.
    Sergeant Fahrig ging voran, Korporal Tippa einen Schritt hinter ihm. Die beiden sahen aus, als stritten sie miteinander, was nichts Neues gewesen wäre. Hinter ihnen hatten die Soldaten der anderen sieben Trupps jegliche Formation aufgegeben; die Kompanie marschierte ohne jede Ordnung. Der Hauptmann wunderte sich darüber. Er hatte natürlich die anderen Sergeanten und Korporale kennen gelernt. Er kannte die Namen sämtlicher Brückenverbrenner, die noch am Leben waren, und er kannte auch ihre Gesichter. Nichtsdestotrotz umgab sie etwas merkwürdig Flüchtiges. Er kniff die Augen zusammen, während er zusah, wie sie die Straße entlangmarschierten, in Staubschleier gehüllt, wie Figuren auf einem von der Sonne ausgebleichten, fadenscheinigen Wandteppich. Das Marschieren von Armeen, kam ihm in den Sinn, war zeitlos.
    Zu seiner Rechten ertönte Hufgetrappel, und als er sich umdrehte, sah er, wie Silberfuchs an seiner Seite ihr Pferd zügelte.
    »Es wäre besser, wenn wir uns aus dem Weg gehen würden«, sagte Paran und richtete seinen Blick wieder auf die Soldaten auf der Straße.
    »Ich würde dir durchaus zustimmen«, sagte sie nach einem kurzen Augenblick. »Aber es ist etwas geschehen.«
    »Ich weiß.«
    »Nein, das tust du nicht. Das, was du zweifellos meinst, ist nicht das, worüber ich gesprochen habe, Hauptmann. Es geht um meine Mutter – sie ist verschwunden. Sie und diese beiden Daru, die sich um sie gekümmert haben. Irgendwo in der Stadt haben sie die Wagenreihe verlassen, sind einfach abgebogen. Niemand scheint etwas gesehen zu haben, allerdings kann ich natürlich nicht eine ganze Armee befragen – «
    »Und was ist mit deinen T’lan Imass? Könnten sie die Vermissten nicht leicht finden?«
    Sie runzelte die Stirn, gab keine Antwort.
    Paran warf ihr einen Blick zu. »Sie sind nicht sonderlich glücklich über dich, stimmt’s?«
    »Das ist nicht das Problem. Ich habe sie und die T’lan Ay über den Fluss geschickt.«
    »Wir haben zuverlässige Mittel, das vor uns liegende Gelände auszukundschaften, Silberfuchs – «
    »Das reicht. Ich brauche nicht zu erklären, was ich tue oder warum.«
    »Und doch bittest du mich um meine Hilfe – «
    »Nein. Ich frage dich, ob du irgendetwas davon gewusst hast. Diese Daru müssen Unterstützung gehabt haben.«
    »Hast du Kruppe schon gefragt?«
    »Er ist

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