Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
Vom Netzwerk:
stehen! Oh, wie wunderbar! Und – nein, bleib bitte weg. Es sei denn, du willst gestreichelt werden? Willst du gestreichelt werden? Dann musst du sofort aufhören zu knurren!«
    Mok trat zwischen sie, den Blick auf den zornigen Hund gerichtet. »Garath, wir brauchen sie, genau wie wir dich brauchen. Es ist nicht von Nutzen, diese Feindschaft fortzusetzen.«
    »Er kann dich nicht verstehen!«, sagte Lady Missgunst. »Er ist ein Hund! Ein wütender Hund, genauer gesagt.«
    Die ungeschlachte Kreatur wandte sich ab und trottete langsam dorthin, wo Baaljagg in den Sturm starrte. Die Wölfin würdigte ihren Kameraden nicht einmal eines Blickes.
    Mok trat vor. »Baaljagg sieht etwas, Herrin.«
    »Was? Da draußen?«
    Sie eilten den Hang zum Gipfel hinauf.
    Die Eisberge hatten etwas eingefangen. Weniger als tausend Schritt entfernt, direkt am Rand des kleinen Meeresarms vor ihnen, trieb etwas im Wasser. Es hatte an zwei Seiten hohe Wände, die aus Weidengeflecht zu bestehen schienen und von insgesamt drei reifüberzogenen Häusern überragt wurden, und sah ganz wie das weggerissene Stück einer Hafenstadt aus. Tatsächlich war zwischen den großen, verzogenen Häusern sogar ein schmales gewundenes Gässchen zu sehen. Als das Eis, das das Fundament des Gebäudes im Griff hatte, sich in einer unsichtbaren Strömung drehte, gerieten die beiden gegenüberliegenden Seiten ins Blickfeld der kleinen Gruppe und ließen den gebrochenen Rachen eines hölzernen Rahmenwerks erkennen, der bis unter das Niveau der Straße reichte. Ein Rahmen voller gewaltiger Balken aus Balsaholz und Dingen, die riesige, mit Luft gefüllte Tierblasen zu sein schienen, drei davon durchlöchert und schlaff.
    »Wie ausgesprochen absonderlich«, meinte Lady Missgunst.
    »Meckros«, sagte Mok.
    »Bitte?«
    »Die Heimat der Seguleh ist eine Insel, Herrin. Wir werden gelegentlich von den Meckros besucht, die in Städten leben, welche auf dem Ozean dahintreiben. Sie versuchen, unsere Küste zu plündern, und vergessen immer wieder die unglücklichen Ergebnisse früherer Plünderungen. Ihr grimmiger Eifer unterhält die in den unteren Klassen.«
    »Nun«, sagte Lady Missgunst und schniefte, »ich kann in diesem … deplatzierten Stadtviertel keine Bewohner entdecken.«
    »Ich auch nicht, Herrin. Doch seht Euch das Eis gleich hinter dem Bruchstück an. Es hat eine seewärts gerichtete Strömung gefunden und versucht, ihr zu folgen.«
    »Gute Güte, du willst doch wohl nicht vorschlagen – «
    Baaljagg gab eine klare Antwort auf ihre unvollendete Frage. Die Wölfin wirbelte herum, schoss an ihnen vorbei und hastete zu den Felsen hinab, auf die noch immer die Wogen pausenlos einhämmerten. Einen Augenblick später sahen sie die riesige Wölfin aus dem wirbelnden Wasser auf ein breites Floß aus Eis springen und es zur anderen Seite hin überqueren. Von dort machte Baaljagg einen großen Satz und landete schlitternd auf einer weiteren Eisscholle.
    »Diese Methode scheint durchführbar«, sagte Mok.
    Garath trottete an ihnen vorbei; er folgte dem Weg der Wölfin hinab zur Uferlinie.
    »Oh!«, rief Lady Missgunst und stampfte mit dem Fuß auf. »Können wir die Dinge nicht wenigstens ein einziges Mal ausdiskutieren}«
    »Ich kann allmählich eine mögliche Route erkennen, Herrin, die es uns sehr gut ermöglichen könnte, nicht allzu nass zu werden – «
    »Nass? Wer ist nass? Nun gut, ruf deine Brüder und geh voran.«
    Der Gang über die wogenden und oft überfluteten Eisschollen erwies sich als hektisch, gefährlich und überaus anstrengend. Als sie die hoch aufragende Mauer aus Weidengeflecht erreichten, waren Baaljagg und Garath nirgends zu sehen; allerdings konnten sie ihren Spuren über das schneeüberkrustete Floß folgen, das den größten Teil der Gebäude über Wasser zu halten schien, bis hinüber zu der aufgerissenen Seite, wo sich keine Mauer befand.
    Inmitten des chaotischen Durcheinanders aus Balken und Streben waren steil aufragende Leitern aus dicken Planken aufgestellt worden – zweifellos waren sie ursprünglich dazu gedacht gewesen, die Wartung des Unterbaus der Stadt leichter zu machen. Die überfrorenen Stufen, die zu sehen waren, wiesen tiefe Kratzer auf – die Spuren der Wölfin und des Hundes, die hier emporgeklettert waren.
    Wasser rann an dem wirren, an ein Netz erinnernden Rahmen hinab, enthüllte die zerrissene Struktur der Straße und der Häuser darüber.
    Mit Senu an der Spitze, gefolgt von Thurule und Mok, kletterten die Reisenden

Weitere Kostenlose Bücher