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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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beeilten sich Soldaten, die Zelte aufzuschlagen und die Kochfeuer zu entzünden. Es war ein müder Haufen, das konnte er sehen. Zu viele Eilmärsche am Tag, und dann noch der zusätzliche, fast einen Glockenschlag lange Marsch während der Abenddämmerung. Ihm wurde klar, dass er diesen mindestens drei Tage lang weglassen und dann noch die Ruheperioden um zwei Glockenschläge verlängern musste, bevor sie Korall erreichten, damit seine Infanterie genug Zeit hatte, sich wieder zu erholen. Eine erschöpfte Armee war eine besiegte Armee.
    Ein Stallbursche nahm Elster sein Pferd ab, und der Kommandant wandte sich in Richtung von Dujeks Zelt.
    Ein Trupp Seesoldaten saß auf ihrem Marschgepäck vor dem Eingang; sie trugen immer noch Helme und Rüstungen, sogar die Tücher, die ihre Gesichter tagsüber vor dem Staub geschützt hatten. Keiner stand auf, als Elster sie erreichte.
    »Weitermachen«, grollte er sarkastisch, während er zwischen den Soldaten hindurchschritt und das Zelt betrat.
    Drinnen lag Dujek auf den Knien. Er hatte eine Karte auf den Teppich geworfen, betrachtete sie im Licht einer Laterne und murmelte dabei vor sich hin.
    »Die geteilte Armee«, sagte Elster, während er einen Feldstuhl heranzog und sich setzte, »teilt sich also noch einmal.«
    Dujek blickte auf; seine buschigen Augenbrauen zogen sich einen Augenblick zusammen, als er die Stirn runzelte, ehe er sich erneut der Karte zuwandte. »Meine Leibwache da draußen?«
    »Hm.«
    »Die sind schon in den besten Zeiten ein armseliger Haufen, und dies sind nicht unbedingt die besten Zeiten.«
    Elster streckte die Beine, zuckte zusammen, als die alten Schmerzen einmal mehr im linken erwachten. »Alles Untaner, stimmt’s? Hab’ in letzter Zeit nicht viele davon gesehen.«
    »Du hast sie nicht gesehen, weil ich ihnen gesagt habe, dass sie sich rar machen sollen. Sie als armselig zu bezeichnen, war noch ziemlich freundlich. Sie gehören nicht zu diesem Heer, und soweit es sie betrifft, werden sie auch nie dazugehören, und verdammt, ich bin ganz ihrer Meinung. Wie auch immer, sie hätten dich auch dann nicht gegrüßt, wenn wir uns nicht in zwei Gruppen aufteilen würden. Es ist schon schwer, sie dazu zu bringen, wenigstens mich zu grüßen – und ich bin derjenige, den sie zu schützen geschworen haben.«
    »Wir haben da draußen eine ziemlich erschöpfte Armee.«
    »Ich weiß. Wenn Oponns Glück uns hold ist, geht das Marschtempo auf ein normales Maß zurück, sobald wir auf der anderen Seite von Maurik sind. Das heißt drei Tage mit lockeren Zügeln und gestreckten Hälsen bis Korall – wir haben es schon mit weniger geschafft.«
    »Wir haben es geschafft, übel zugerichtet zu werden, meinst du.
    Der Eilmarsch damals nach Mott hat uns beinahe fertig gemacht, Dujek – das war verdammt knapp. Wir können uns das nicht noch einmal erlauben – diesmal haben wir eine Menge mehr zu verlieren.«
    Hohefaust Dujek lehnte sich zurück und begann, seine Karte zusammenzurollen. »Hab Vertrauen, mein Freund.«
    Elster blickte sich um; er bemerkte das Marschgepäck mit den gekreuzten Tragegurten, das an den zentralen Zeltpfosten gelehnt war. Das alte Kurzschwert in seiner ebenso alten Scheide lag obendrauf. »So früh?«
    »Du hast nicht aufgepasst«, sagte Dujek. »Seit wir uns getrennt haben, haben sich jede Nacht ein paar von uns reibungslos abgesetzt. Lass zum Appell antreten, Elster, und du wirst feststellen, dass sechstausend Mann fehlen. Morgen früh bekommst du dein Kommando zurück – na ja, jedenfalls knapp die Hälfte. Du solltest eigentlich um die Zeltstange tanzen.«
    »Nein, ich sollte derjenige sein, der heute Nacht abfliegt, Dujek, nicht du. Das Risiko – «
    »Genau«, unterbrach ihn die Hohefaust grollend. »Das Risiko. Es scheint dir nicht klar zu sein, aber du bist für diese Armee sehr viel wichtiger als ich. Du warst schon immer wichtiger. Für die Soldaten bin ich nur ein einarmiger Oger in schneidiger Uniform – die betrachten mich verdammt noch mal als Haustier.«
    Elster musterte Dujeks zerschrammte, schmucklose Rüstung und grinste säuerlich.
    »Eine Metapher«, sagte die Hohefaust. »Außerdem hat die Imperatrix es so befohlen.«
    »Das sagst du dauernd.«
    »Elster, das Reich der Sieben Städte verschlingt sich selbst. Der Wirbelwind hat sich über blutgetränktem Sand erhoben. Die Mandata hat eine neue Armee und ist unterwegs, aber das ist zu spät für die malazanischen Truppen, die schon dort sind. Ich weiß, dass du davon

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