Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
Vom Netzwerk:
geredet hast, deinen Abschied zu nehmen, aber betrachte die Sache mal von Laseens Standpunkt aus. Sie hat noch zwei Kommandeure, die das Reich der Sieben Städte kennen. Und bald auch nur noch eine kampferprobte Armee – die hier, in Genabackis festsitzt.
    Wenn sie einen von uns im Pannionischen Krieg riskiert, dann muss ich es sein.«
    »Sie plant, das Heer ins Reich der Sieben Städte zu schicken? Der Vermummte soll uns holen, Dujek – «
    »Wenn die neue Mandata Sha’ik zum Opfer fällt, was bleibt ihr dann noch anderes übrig? Aber was noch wichtiger ist – sie will, dass du den Oberbefehl übernimmst.«
    Elster blinzelte langsam. »Und was ist mit dir?«
    Dujek zog eine Grimasse. »Ich glaube nicht, dass sie erwartet, dass ich das, was uns bevorsteht, überlebe. Und wenn ich es durch irgendein Wunder doch schaffen sollte, tja, also, der Feldzug in Korall ist ein Scherbenhaufen …«
    »Du willst nicht nach Korall.«
    »Was ich will oder nicht, spielt keine Rolle, Elster.«
    »Und Laseen würde bestimmt das Gleiche über mich sagen. Dujek, wie schon gesagt, ich habe vor, meinen Abschied zu nehmen, zu verschwinden, wenn es sein muss. Ich bin fertig. Mit all dem hier. Eine Holzhütte in irgendeinem Grenzkönigreich, weit weg vom Imperium – «
    »Und eine Frau, die dir einen Topf über den Schädel haut. Eheliche, häusliche Wonnen – glaubst du, Korlat wird sich damit abfinden?«
    Elster lächelte über den freundlichen Spott der Hohefaust. »Es war ihre Idee – nicht das mit den Töpfen, das ist dein ganz persönlicher Albtraum, Dujek. Aber der ganze Rest … na gut, keine Holzhütte, eher schon ein abgelegener, windumtoster Bergfried in einer Bergfeste. Mit einer gewaltigen Aussicht – «
    »Nun«, knurrte Dujek gedehnt, »du kannst im Hof immer noch einen kleinen Gemüsegarten anlegen. Krieg gegen das Unkraut führen. In Ordnung, das ist dann unser Geheimnis. Pech für Laseen. Sollte ich die Schlacht um Korall überleben, dann führe ich dieses Heer zurück ins Reich der Sieben Städte. Und sollte ich nicht überleben – nun, dann bin ich auch nicht mehr in der Lage, mich einen feuchten Dreck um das malazanische Imperium zu scheren.«
    »Du wirst mit Ach und Krach davonkommen, Dujek. Das tust du immer.«
    »Ein schwacher Versuch, aber ich werde ihn anerkennen. Also, willst du noch eine letzte Mahlzeit mit mir teilen? Die Moranth kommen erst nach dem mitternächtlichen Glockenschlag.«
    Es war eine merkwürdige Wortwahl, und die Sätze hingen lange zwischen den alten Freunden in der Luft.
    »Ein letztes Mahl, bevor ich aufbreche, meine ich«, fügte Dujek mit einem dünnen Lächeln hinzu. »Bis Korall.«
    »Mit dem größten Vergnügen«, erwiderte Elster.
     
    Das Ödland südwestlich der Eryn erstreckte sich unter den Sternen, der Sand gewellt von Winden, die auf der Heimstattebene im Herzen dieses Kontinents geboren worden waren. Voraus, am äußersten Rand des Horizonts, war die Bergkette zu erkennen, die den Namen »Fußstapfen der Götter« trug; sie war jung und zerklüftet und bildete eine Barriere im Süden, die sich über sechzig Längen erstreckte. Ihr östlichster Rand wurde von Wäldern verschluckt, die sich bis zu Ortnals Kluft und der Bucht von Korall hinzogen und sich auch auf der anderen Seite des Wassers fortsetzten, so dass sie die Stadt Korall ganz umgaben.
    Die Eryn wurde zwanzig oder mehr Längen von der Bucht von Korall entfernt zu Ortnals Kluft; hier stürzten die roten Wasser des Flusses in einen tiefen Spalt und wurden dem Vernehmen nach schwarz und undurchsichtig. Die Bucht von Korall schien lediglich eine Fortsetzung der Kluft zu sein.
    Der Spalt war von dort, wo Paran stand, nicht zu erkennen, nicht einmal aus dieser Höhe, doch er wusste, dass er da war. Kundschafter aus dem Geschwader Schwarzer Moranth, die nun ihn und seine Brückenverbrenner den Flusslauf hinuntertrugen, hatten bestätigt, dass er nahe war – schließlich waren die Karten manchmal nicht korrekt. Glücklicherweise waren die meisten Schwarzen Moranth seit Monaten in den Weitblickbergen stationiert, und sie hatten nächtliche Ausflüge unternommen, um die örtlichen Gegebenheiten zu studieren. Da sie gewusst hatten, dass ein solcher Augenblick kommen würde, hatten sie versucht, die beste Route nach Korall zu finden.
    Sie würden die Eryn-Mündung wahrscheinlich noch vor Anbruch der Morgendämmerung erreichen, vorausgesetzt, die steife, gleichmäßige Brise wehte unvermindert weiter auf die Fußstapfen der

Weitere Kostenlose Bücher