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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Götter zu, und in der folgenden Nacht würden sie die schwarzen Wasser des Spalts überfliegen und auf Korall zuhalten.
    Und wenn wir erst mal dort sind, finden wir heraus, was der Seher für uns geplant hat. Wir decken seine Pläne auf und machen sie, wenn möglich, zunichte. Und wenn das getan ist, wird es Zeit für mich und den Schnellen Ben -
    Auf irgendein unsichtbares Signal stürzten sich die Quorls der Erde entgegen, wobei sie auf das Westufer des Flusses zuhielten. Paran packte die knochigen, vorstehenden Teile an der Rüstung des Schwarzen Moranth, der vor ihm im Sattel saß, fester; der Wind pfiff durch das Visier seines Helms und kreischte ihm in den Ohren. Mit zusammengebissenen Zähnen duckte sich Paran hinter dem Krieger, während der dunkle Erdboden ihnen schnell entgegenkam.
    Ein Flügelschlagen weniger als eine Mannshöhe über dem von Felsbrocken übersäten Ufer ließ sie abrupt langsamer werden, und dann glitten sie lautlos über den Strand. Paran drehte sich um und sah die anderen in einer langen Reihe hinter sich. Er klopfte mit dem Finger gegen die Rüstung seines Reiters, beugte sich vor.
    »Was ist los?«
    »Da vorne liegt Aas«, antwortete der Moranth; er sprach die Worte merkwürdig schnalzend aus, ein Geräusch, von dem der Hauptmann wusste, dass er sich nie daran gewöhnen würde.
    »Seid Ihr hungrig?«
    Der Krieger in der Chitinrüstung antwortete nicht.
    Na schön, das war ein bisschen gemein.
    Der Gestank dessen, was ein Stück voraus am Ufer lag, drang Paran in die Nase. »Muss das sein? Müssen die Quorls fressen? Haben wir Zeit für so was, Moranth?«
    »Letzte Nacht haben unsere Kundschafter nichts gesehen, Hauptmann. Noch nie hat dieser Fluss eine solche Kreatur freigegeben. Es ist vielleicht wichtig, dass er es gerade jetzt getan hat. Wir werden es untersuchen.«
    Paran gab nach. »Also gut.«
    Der Quorl unter ihnen schwang nach rechts, glitt über die grasbewachsene Böschung und landete dann auf der ebenen Fläche dahinter. Die anderen folgten unverzüglich.
    Mit schmerzenden Gelenken löste Paran die Sattelriemen und stieg vorsichtig ab.
    Der Schnelle Ben kam an seine Seite gehumpelt. »Der Abgrund soll mich holen«, brummte er, »noch ein bisschen mehr davon, und mir fallen die Beine ab.«
    »Hast du eine Ahnung, was sie gefunden haben?«, fragte ihn der Hauptmann.
    »Nur dass es stinkt.«
    »Anscheinend irgendein totes Tier.«
    Ein halbes Dutzend Schwarzer Moranth hatten sich um den vordersten Reiter versammelt. Schnalzende und brummende Laute wurden in einer hastigen Diskussion unter ihnen ausgetauscht, dann winkte der Offizier – auf dessen Quorl Paran geritten war – den Hauptmann und den Magier zu sich heran.
    »Die Kreatur«, sagte der Offizier, »liegt genau vor uns. Wir hätten gerne, dass Ihr sie ebenfalls untersucht. Sprecht frei, so dass wir letztlich die Wahrheit einkreisen und ihre Färbung erkennen können. Kommt.«
    Paran warf dem Schnellen Ben einen Blick zu, der lediglich die Schultern zuckte. »Dann geht voran«, sagte der Hauptmann.
    Der Leichnam lag zwischen Felsen hoch am Ufer, fünfzehn Schritt vom nach Südwesten fließenden Wasser entfernt. Die Gliedmaßen waren verdreht, wiesen gebrochene Knochen auf – Splitter ragten hier und da aus zerfetzter Haut. Die Gestalt war nackt, von der Verwesung aufgebläht. Der Boden um sie herum wimmelte von Krabben, die klickten und kratzten und da und dort in einen titanischen Kampf um dieses Festmahl verstrickt waren – eine Einzelheit, die Paran anfangs erheiternd und dann unsagbar verstörend fand. Seine Aufmerksamkeit war nur kurz von dem Leichnam abgelenkt und den Aasfressern zugewandt gewesen; jetzt richtete er den Blick wieder auf die Gestalt.
    Der Schnelle Ben stellte dem Moranth-Offizier leise eine Frage, die dieser mit einem Nicken beantwortete. Der Magier gestikulierte, und ein gedämpftes Licht ging von den ringsum liegenden Felsbrocken aus, beleuchtete den Leichnam.
    Beim Atem des Vermummten. »Ist das ein Tiste Andii?«
    Der Schnelle Ben trat näher, kauerte sich hin und schwieg mehrere Herzschläge lang, ehe er schließlich sagte: »Wenn, dann gehört er nicht zu Anomander Rakes Volk … nein, eigentlich glaube ich nicht, dass das ein Tiste Andii ist.«
    Paran runzelte die Stirn. »Er ist verdammt groß, Magier. Und diese Gesichtszüge – soweit man sie noch erkennen kann – «
    »Seine Haut ist zu hell, Hauptmann.«
    »Von Wasser und Sonne gebleicht.«
    »Nein. Ich habe ein paar

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