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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Tiste-Andii-Leichen gesehen. Im Schwarzhundwald und in den umliegenden Sumpfgebieten. Ich habe sie in allen möglichen Zuständen gesehen. Sie haben nie so ausgesehen wie das hier. Er ist von der Tageshitze angeschwollen, klar, und wir müssen annehmen, dass der Fluss ihn hier angespült hat, aber das ist keine Wasserleiche. Hauptmann, habt Ihr schon einmal jemanden gesehen, der Serc-Zauberei zum Opfer gefallen ist?«
    »Dem Pfad des Himmels? Nicht dass ich mich erinnern könnte.«
    »Es gibt einen Spruch, der das Opfer von innen heraus zerplatzen lässt. Hat etwas mit Druck zu tun, damit, ihn mit Gewalt zu ändern, sogar ihn ganz wegzunehmen. Oder, so wie das hier aussieht, ihn außerhalb des Körpers um das Hundertfache zunehmen zu lassen. Dieser Mann wurde durch einen nach innen explodierenden Druck getötet, als wäre er von einem Magier angegriffen worden, der Hoch-Serc benutzt.«
    »In Ordnung.«
    »Nicht in Ordnung, Hauptmann. Tatsächlich sogar völlig falsch.« Der Schnelle Ben blickte zu dem Moranth-Offizier auf. »Die Wahrheit umkreisen, habt Ihr gesagt. Nun gut. Sprecht.«
    »Tiste Edur.«
    Der Name – oh ja. Twist hat von ihnen gesprochen. Irgendein alter Krieg … ein zerschmettertes Gewirr -
    »Einverstanden. Obwohl ich noch nie einen gesehen habe.«
    »Er ist nicht hier gestorben.«
    »Ihr habt Recht, er ist nicht hier gestorben. Und er ist auch nicht ertrunken.«
    Der Moranth nickte. »Er ist nicht ertrunken. Aber er ist auch nicht durch Zauberei gestorben – der Geruch ist falsch.«
    »Stimmt, kein Gestank von Magie. Kreist weiter.«
    »Die Blauen Moranth, die auf den Meeren fahren und Netze in die tiefen Gräben sinken lassen – ihr Fang ist bereits tot, wenn er an Deck kommt. Dieser Effekt hat etwas mit der Natur des Drucks zu tun.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Dieser Mann wurde vom Gegenteil getötet. Indem er plötzlich irgendwo aufgetaucht ist, wo großer Druck geherrscht hat.«
    »Hm.« Der Schnelle Ben seufzte. Er warf einen Blick zum Fluss hinüber. »Da draußen ist ein Graben, ein tiefer Riss – man sieht es daran, wie die Strömung in der Mitte stromaufwärts wirbelt. Ortnals Kluft reicht so weit, unsichtbar, spaltet das Flussbett. Dieser Graben ist sehr tief.«
    »Augenblick mal«, sagte Paran. »Ihr wollt also andeuten, dass dieser Tiste Edur plötzlich irgendwo da unten in dem Unterwassergraben erschienen ist. Das hätte nur geschehen können, wenn er ein Gewirr geöffnet hätte, um dorthin zu gelangen – das ist eine ziemlich komplizierte Methode, Selbstmord zu begehen.«
    »Nur, wenn er das, was er getan hat, auch wirklich vorhatte«, erwiderte der Schnelle Ben. »Nur, wenn er derjenige war, der das Gewirr geöffnet hat. Wenn man jemanden umbringen will – auf ziemlich widerliche Weise umbringen will –, dann wirft, stößt, schiebt man ihn – was auch immer – in ein feindliches Portal. Ich glaube, dieser arme Kerl wurde ermordet.«
    »Von einem Hohemagier, der über Serc gebietet?«
    »Nein, eher ein Hohemagier, der Ruse einsetzt – den Pfad des Meeres. Hauptmann, das malazanische Imperium ist ein Reich der Seefahrer, oder es hat zumindest seine Wurzeln in einer seefahrenden Nation. Ihr werdet im ganzen Imperium keinen einzigen Hohemagier finden, der über Ruse gebietet. Das ist das Gewirr, das am schwierigsten zu beherrschen ist.« Der Schnelle Ben wandte sich an den Moranth. »Was ist mit Euren Blauen Moranth? Den Silbernen, den Goldenen? Gibt es unter ihnen einen Hohemagier des Ruse-Gewirrs?«
    Der Krieger schüttelte den behelmten Kopf. »Nein, und unsere Jahrbücher berichten auch nicht davon, dass es früher einmal einen gegeben hätte.«
    »Und wie weit reichen Eure Jahrbücher zurück?«, erkundigte sich der Schnelle Ben beiläufig, während er den Leichnam noch einmal musterte.
    »Sieben mal zehn.«
    »Jahrzehnte?«
    »Jahrhunderte.«
    »Das heißt also«, meinte der Schnelle Ben, »es war ein wirklich einzigartiger Mörder.«
    »Und warum«, murmelte Paran, »glaube ich jetzt, dass dieser Mann von einem anderen Tiste Edur getötet wurde?«
    Der Moranth und der Schnelle Ben drehten sich zu ihm um und sagten nichts.
    Paran seufzte. »Ist wahrscheinlich nur so ein Gefühl … .«
    »Hauptmann«, sagte der Magier, »vergesst nicht, was Ihr mittlerweile geworden seid.« Noch einmal richtete er den Blick auf den Leichnam. »Ein anderer Tiste Edur. Na schön, umkreisen wir auch das.«
    »Es gibt keinen Einwand gegen diese Möglichkeit«, sagte der

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