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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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hier, auf- oder besser in – meiner Welt … Ein kleines, zerrissenes Stück von Kurald Galain.
    … und die Tiste Edur sind gekommen, um ihn zu finden. Sie suchen, überqueren die Meere, forschen nach diesem Ort. Woher weiß ich das?
    Er trat vor. Die Schatten zuckten wie rasend über den Thron. Noch einen Schritt. Du willst mir etwas sagen, Thron, nicht wahr? Er ging zu dem Podest, streckte einen Arm aus -
    Die Schatten wogten über ihn hinweg.
    Hund – nicht Hund! Blut und doch nicht Blut! Herr und Sterblicher!
    »Ach, seid still! Erzählt mir etwas von diesem Ort.«
    Die wandernde Insel! Wandert nicht! Flieht! Ja! Die Kinder sind verdorben, die Seelen der Edur sind vergiftet! Sturm des Wahnsinns – wir entziehen uns! Schütze uns, Hund nicht Hund! Rette uns – sie kommen!
    »Die wandernde Insel. Das ist Drift Avalii, nicht wahr? Westlich von Quon Tali. Ich habe immer gedacht, auf dieser Insel sollten Tiste Andii sein – «
    Geschworen zu verteidigen! Brut Anomander Rakes – fort! Haben eine blutige Spur hinterlassen, haben die Edur hin weggeführt, indem sie ihr eigenes Leben vergossen haben – oh, wo ist Anomander Rake? Sie rufen nach ihm, sie rufen und rufen! Sie bitten ihn um Hilfe!
    »Ich fürchte, er ist beschäftigt.«
    Anomander Rake, Sohn der Dunkelheit! Die Edur haben geschworen, Mutter Dunkel zu vernichten. Du musst ihn warnen! Vergiftete Seelen, angeführt von dem einen, der hundertmal getötet wurde, oh, hütet euch vor dem neuen Anführer der Edur, diesem Tyrannen des Schmerzes, diesem Überbringer der Mitternachtsfluten!
    Paran riss sich mit einem geistigen Ruck los, stolperte einen Schritt zurück, dann noch einen. Er war schweißgebadet und zitterte von den Nachwirkungen eines bis tief in sein Inneres reichenden Entsetzens.
    Sich seiner eigenen Absichten kaum bewusst, wirbelte er herum – das Zimmer um ihn herum verschwamm, wurde von Dunkelheit verschluckt, dann, mit einer knirschenden Verlagerung, von etwas, das tiefer als Dunkelheit war.
    »Oh, beim Abgrund …«
    Eine von Geröll übersäte Ebene unter einem toten Himmel. In der Ferne zu seiner Rechten das Ächzen gewaltiger, hölzerner Räder, das Rasseln und Schnappen von Ketten, unzählige schlurfende Füße. In der Luft eine Dunstglocke aus Leid, die Paran auf der Stelle zu ersticken drohte.
    Er biss die Zähne zusammen, wandte sich in die Richtung, aus der die grässlichen Geräusche kamen, schob sich vorwärts.
    Körnige Umrisse tauchten vor ihm auf, kamen genau auf ihn zu. Gebeugte Gestalten, gestraffte Ketten. Hinter ihnen, hundert oder mehr Schritt entfernt, dräute der schreckliche Wagen voller sich windender Leiber, polterte und schwankte über Steine, von einem Nebelschleier umwogt.
    Paran stolperte vorwärts. »Draconus!«, rief er. »Wo seid Ihr, im Namen des Vermummten?«
    Gesichter hoben sich, dann senkten sich alle wieder, bis auf ein einziges, von einer Kapuze bedeckt und undeutlich.
    Der Hauptmann schlüpfte zwischen Dragnipurs Opfer, näherte sich dem einen, im Schatten liegenden Gesicht, das ihm immer noch zugewandt war, trat in Reichweite der Verrückten, der Erstarrten, der Gescheiterten – keiner von ihnen versuchte, ihn zu behindern, oder nahm auch nur Notiz von seiner Gegenwart. Er glitt durch das Gedränge wie ein Geist.
    »Ich grüße Euch, Sterblicher«, sagte Draconus. »Kommt, geht ein Stück mit mir.«
    »Ich wollte zu Rake.«
    »Ihr habt stattdessen sein Schwert gefunden. Was mir nicht Leid tut.«
    »Ja, ich habe mit Nachtfrost gesprochen, Draconus – aber bedrängt mich nicht, was das betrifft. Wenn ich zu einer Entscheidung komme, werdet Ihr der Erste sein, der sie erfährt. Ich muss mit Rake sprechen.«
    »Ja«, grollte der uralte Krieger, »das müsst Ihr. Erklärt ihm, wie es aussieht, Sterblicher. Er ist zu barmherzig – zu barmherzig, um Dragnipur zu schwingen. Die Situation wird allmählich verzweifelt.«
    »Wovon redet Ihr?«
    »Dragnipur muss genährt werden. Schaut Euch um, Sterblicher. Manche schaffen es letzen Endes nicht mehr, diese Last zu ziehen. Sie werden dann zu dem Wagen getragen und hinaufgeworfen – Ihr glaubt, das sei besser, als zu ziehen? Zu schwach, um sich zu bewegen, werden sie schon bald unter denen begraben, die so sind wie sie. Begraben, gefangen für alle Ewigkeit. Und je mehr auf dem Wagen liegen, desto größer wird sein Gewicht – desto schwerer wird die Last für all jene, die sich noch in diese Ketten legen können. Versteht Ihr? Dragnipur muss Ernte halten. Wir

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