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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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über ihn hinweg, dann kam ein vertrautes, rundes Gesicht mit kleinen scharfen Augen in sein Blickfeld.
    »Fäustel«, krächzte Paran.
    »Wir haben uns schon gefragt, ob Ihr jemals zurückkehren würdet, Hauptmann.« Er hielt ein tropfendes Tuch hoch. »Ihr habt einige Zeit lang Fieber gehabt, Hauptmann, aber ich glaube, nun ist es abgeklungen – «
    »Wo sind wir?«
    »An der Mündung der Eryn. Bei Ortnals Kluft. Es ist Mittag – der Schnelle Ben musste letzte Nacht losziehen und Euch suchen, Hauptmann – das Risiko, vor der Morgendämmerung draußen im Freien erwischt zu werden – wir haben Euch auf Euren Quorl gebunden und sind wild auf den Winden geritten.«
    »Der Schnelle Ben«, murmelte Paran. »Hol ihn, schnell.«
    »Kein Problem, Hauptmann.« Fäustel lehnte sich zurück, winkte zur Seite.
    Der Magier erschien. »Hauptmann. Seit Sonnenaufgang sind vier von diesen Kondoren ganz in der Nähe vorbeigeflogen – wenn sie nach uns suchen – «
    Paran schüttelte den Kopf. »Nicht uns. Mondbrut.«
    »Ihr könntet Recht haben – aber das hieße, dass sie die Festung noch nicht gesichtet haben, und das erscheint mir verdammt unwahrscheinlich. Wie soll man einen fliegenden Berg verstecken? Es ist wahrscheinlicher, dass – «
    »Anomander Rake.«
    »Was?«
    Paran schloss die Augen. »Ich habe versucht, ihn aufzuspüren – mit Hilfe der Karten, den Ritter des Dunkels. Magier, ich glaube, wir haben ihn verloren. Und Mondbrut. Wir haben die Tiste Andii verloren, Ben. Anomander Rake ist fort.«
     
    »Grauenhafte Stadt! Grässlich! Gräulich! Rußig! Kruppe bedauert, dass er besagte Siedlung zu Gesicht bekommen hat – «
    »Das habt Ihr schon gesagt«, murmelte Elster.
    »Er lässt Schlimmes ahnen, dieser schlimme Wohnort. Ein Anlass zu großer Furcht, diese gespenstischen Straßen und diese riesigen Geier, die überall herumhocken und frei am Himmel dort über Kruppes edlem Kopf herumfliegen. Wann, oh wann kommt die Dunkelheit? Wann wird die barmherzige Dunkelheit sich herabsenken, wiederholt Kruppe, so dass gesegnete Blindheit unser achtbares Selbst umhüllt und so der Inspiration erlaubt, aufzublitzen und so die Täuschung der Täuschungen zu enthüllen, den trickreichsten Taschenspielertrick, die Nichtillusion der Illusionen, den – «
    »Zwei Tage«, ließ sich Hetans grollende Stimme an Elsters anderer Seite vernehmen. »Ich habe ihm die Sprache geraubt … für zwei Tage – ich hatte gedacht, dass es länger anhalten würde, da dem Burschen fast das Herz stehen geblieben war.«
    »Bring ihn wieder zum Schweigen«, sagte Cafal.
    »Heute Nacht, und mit ein bisschen Glück wird er nicht in der Verfassung sein, noch ein Wort zu sagen, zumindest bis wir Maurik erreichen.«
    »Das liebe Schätzchen hat Kruppes untypisches Schweigen missverstanden! Das schwört er! Nein, er bittet wahrhaft, dass Ihr ihm das bevorstehende Zappeln, Grunzen in der kommenden Nacht erspart, und auch in jeder darauf folgenden Nacht! Sein Geist ist zu zart, und er ist zu leicht zu lädieren, zu zerkratzen und umzuwerfen. Kruppe hat das Entsetzen des Radschlagens nie zuvor kennen gelernt, noch hegt er den Wunsch, jemals wieder besagte Verwirrung des mit sich im Reinen befindlichen Selbst zu erleben. Daher, um die außergewöhnliche Knappheit zu erklären, diese zwei Tage im Gewand des Schweigens, das den ehrbaren Kruppe so unmodern kleidet, in der Tat schlimmer als ein Schleier der Verzweiflung. Um es zu erklären! Liebe Freunde, Kruppe hat nachgedacht.
    Oh ja, nachgedacht. So, wie er gedacht hat, es nie zuvor getan zu haben. Niemals. Nie, nie, niemals. Gedanken, die voller Ruhm erstrahlen, so hell, dass sie den Gesichtskreis Sterblicher blenden, so standhaft, dass sie die beängstigende Furcht rauben und nichts zurücklassen als den reinsten Mut, auf dem man wie auf einem Floß in den Schlund des Paradieses segelt.«
    Hetan schnüffelte. »Diese Kapriolen waren kein Radschlagen, es waren Bauchlandungen. Nun gut, ich werde dich heute Nacht oft genug Radschlagen lassen, Glitschiger.«
    »Kruppe betet, oh, wie er betet, dass die Dunkelheit sich niemals herabsenken möge! Dass von den Tiefen der Blitz nur gedämpft ist in einer Welt voller Licht und Wunder! Halte dich zurück, barmherzige Dunkelheit! Wir müssen weitermarschieren, tapferer Elster! Und weiter. Ohne Pause, ohne Ende, ohne Verzögerung! Ermüde unsere Füße, bis sie nur noch Stümpfe sind, bittet Kruppe! Nacht, oh Nacht! Lockt mit tödlichen Ködern das schwache Selbst –

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