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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Chaos zu widersetzen, ja. Dragnipur hat das Tor der Dunkelheit an Flucht gebunden, für alle Ewigkeit – doch sollten die Zahl der Seelen, die daran gekettet sind, noch mehr schwinden – «
    »Dann wird die Flucht langsamer – «
    »Das wäre verhängnisvoll.«
    »Also beginnt Rake entweder zu töten – Seelen zu nehmen –, oder Dragnipur muss zerstört werden.«
    »Ersteres ist notwendig – um uns Zeit zu erkaufen –, bis Letzteres geschieht. Das Schwert muss zerschmettert werden. Die Absicht, der es seine Existenz verdankt, war fehlgeleitet. Außerdem gibt es noch eine andere Wahrheit, über die ich gestolpert bin – viel zu spät, um noch eine Rolle zu spielen. Zumindest was mich angeht.«
    »Und das ist?«
    »Genau wie das Chaos die Fähigkeit besitzt zu handeln, um sich zu verteidigen, ja, tatsächlich die eigene Natur zum eigenen Vorteil in diesem ewigen Krieg zu ändern, kann das auch die Ordnung. Sie ist nicht ausschließlich an die Dunkelheit gebunden. Sie versteht, wenn man so will, den Wert des Gleichgewichts.«
    Paran durchzuckte es intuitiv. »Die Azath-Häuser. Die Drachenkarten.«
    Der von einer Kapuze bedeckte Kopf hob sich ein wenig, und Paran spürte, wie sich kalte, unmenschliche Augen auf ihn richteten. »Ja, Ganoes Paran.«
    »Die Häuser nehmen Seelen …«
    »Und binden sie an einen Ort. Jenseits des Zugriffs des Chaos.«
    »Dann sollte es doch eigentlich keine Rolle spielen, wenn die Dunkelheit unterliegt.«
    »Seid kein Narr. Verluste und Gewinne sammeln sich an, wechseln wie Gezeiten, allerdings nicht immer auf eine Art und Weise, die das Gleichgewicht wiederherstellt. Wir befinden uns in einem Ungleichgewicht, Ganoes Paran, das sich einem kritischen Punkt nähert. Dieser Krieg, der uns, die wir in ihm gefangen waren, vorgekommen ist, als würde er ewig währen, könnte ein Ende finden. Was uns alle erwartet, wenn das geschehen sollte … nun, Sterblicher, Ihr habt seinen Atem gespürt, dort hinten in unseren Spuren.«
    »Ich muss mit Rake sprechen.«
    »Dann sucht ihn. Vorausgesetzt, natürlich, dass er noch immer das Schwert trägt.«
    Das ist leichter gesagt als getan, wie mir scheint – »Augenblick mal – was meint Ihr damit? Ob er noch immer das Schwert trägt?«
    »Genau das, Ganoes Paran.«
    Aber warum sollte er es nicht mehr tragen? Worauf, im Namen des Vermummten, spielst du an, Draconus? Wir reden hier von Anomander Rake, verdammt! Wenn wir in einer dieser schlechten Geschichten leben würden, in der irgendein dämlicher Bauernjunge über ein magisches Schwert stolpert, dann wäre es möglich, die Waffe zu verlieren. Aber … Anomander Rake? Der Sohn der Dunkelheit? Der Lord von Mondbrut?
    Ein Grunzen von Draconus ließ ihn aufblicken. Direkt auf ihrem Weg, umgeben von Ketten, die jetzt schlaff herabhingen, lag eine riesige, dämonische Gestalt. »Byrys. Ich habe ihn selbst getötet, vor langer Zeit. Ich hätte nicht gedacht …«Er trat an die schwarzhäutige Kreatur heran, beugte sich hinunter und hob sie zu Parans Erstaunen auf eine Schulter. »Zum Wagen mit dir«, sagte Draconus, »meine alte Nemesis …«
    »Wer hat mich heraufbeschworen«, wollte der Dämon mit tiefer, grollender Stimme wissen, »um mit dir zu kämpfen?«
    »Immer die gleiche Frage, Byrys. Ich weiß es nicht. Ich habe es nie gewusst.«
    »Wer hat mich gerufen, Draconus, damit ich durch dein Schwert sterbe?«
    »Jemand, der zweifellos schon lange tot ist.«
    »Wer hat mich heraufbeschworen …«
    Während Draconus und der Dämon, der auf seiner Schulter lag, ihr sinnloses Gespräch fortsetzten, spürte Paran, wie er fortgezogen wurde, die Worte wurden undeutlich, die Bilder verschwammen … bis er wieder auf den Fliesen stand, tief unter dem Finnest-Haus.
    »Anomander Rake, Ritter des Dunkels, des Hohen Hauses Dunkel …« Seine Augen schmerzten, so sehr strengte er sich an, um das Bild, das er beschworen hatte, sich erheben zu sehen, irgendwo in der endlosen Weite der gemeißelten Fliesen.
    Aber nichts geschah.
    Paran spürte plötzlich einen kalten Klumpen im Magen; er schickte seinen Geist aus, tastend ins Hohe Haus Dunkel, suchte die Stelle, die Gestalt mit ihrem schwarzen Schwert, von dem ätherische Ketten ausströmten -
    Etwas, das sein Begriffsvermögen überstieg, raste heran, traf ihn, blendete ihn, hämmerte in seinen Schädel – ein Blitz - - und dann Vergessen.
     
    Er öffnete seine Augen, sah gesprenkeltes Sonnenlicht. Wasser rann ihm kühlend über die Schläfen. Ein Schatten glitt

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