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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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kann kein braunes oder rotes sehen. Der Obsidian vom Laederon hat Adern in der Farbe des Waldes. Der hier ist aus Morn.«
    »Wenn er überhaupt von dieser Welt – «
    »Die Dämonen sind hier, oder? Sie sind von dieser Welt. In dieser Welt.«
    »Der Geruch nach Hügelgräbern.«
    »Aber in der Luft liegt der Geruch von Eis, von Tundra-Winden, von gefrorenem Torf.«
    »Der Nachhall der Wölfe, der Mörder – «
    »Rhivi-Kundschafter, bitte zu mir«, rief Elster mit grollender Stimme.
    Köpfe zuckten hoch, ruckten herum. Stille.
    »Ich würde jetzt gerne euren Bericht hören. Wer von euch hat den Befehl über diese Gruppe?«
    Blicke wurden gewechselt, dann zuckte einer der Rhivi die Schultern. »Ich kann dieses Daru sprechen, das Ihr benutzt. Besser als die anderen. Also solltet Ihr mich fragen.«
    »Sehr schön. Erzähl.«
    Der junge Rhivi warf die zu Zöpfen geflochtenen, dick mit Fett eingeschmierten Haare zurück und deutete mit einer weit ausholenden Geste auf die Knochen, die rings um ihn verstreut waren. »Untote Dämonen. In Rüstungen. Mit Schwertern statt mit Händen. Sind aus Südosten gekommen, mehr aus Osten als aus Süden.« Er runzelte übertrieben die Stirn. »Beschädigt. Verwundet. Gejagt. Auf der Flucht. Wie Bhederin hierhin und dorthin getrieben, von schweigenden, vierbeinigen geduldigen Verfolgern – «
    »Großen untoten Wölfen«, unterbrach ihn Elster.
    »Doppelt so groß wie die Wölfe, die in dieser Ebene zu Hause sind, ja.« Dann erhellte sich seine Miene, als habe er eine Offenbarung erlebt. »Sie sind wie die Geisterläufer unserer Legenden. Wenn die ältesten Schultermänner oder Schulterfrauen die Träume träumen, die sie am weitesten wegführen, können sie die Wölfe sehen. Immer weit weg, immer rennend, alle geisterhaft außer dem Anführer, der aussieht, als wäre er aus Fleisch und Blut, und der lebendige Augen hat. Sie zu sehen ist ein großes Glück, ist frohe Kunde, denn in ihrem Dahinrennen liegt Freude.«
    »Nur dass sie jetzt nicht mehr nur in den Träumen eurer Hexer und Hexen rennen«, sagte Elster. »Und dieser Lauf hier war weitaus tödlicher.«
    »Sie haben gejagt. Ich habe gesagt, diese Wölfe sind so ähnlich wie die in den Träumen. Ich habe nicht gesagt, dass es die aus den Träumen waren.« Sein Gesicht wurde ausdruckslos, seine Augen die eines kaltblütigen Mörders. »Sie jagen. Treiben ihre Beute vor sich her, hierher, in diese Falle. Dann haben sie sie vernichtet. Ein Kampf der Untoten. Die Dämonen stammen aus Hügelgräbern weit im Süden. Die Wölfe sind aus dem Staub in den Nordwinden des Winters.«
    »Ich danke dir«, sagte Elster. Dank der Art und Weise, wie die Rhivi erzählten, hatte er nun eine gute Vorstellung von den Ereignissen, die in diesem Tal stattgefunden hatten.
    Mehr Reiter näherten sich vom Hauptteil der Marschkolonne, und er drehte sich um und blickte ihnen entgegen.
    Sie waren zu dritt. Korlat, Silberfuchs und Kruppe, der Daru, wobei Letzterer auf seinem Maultier auf und ab hüpfte und hin und her schwankte, während es mit steifer, kurzbeiniger Dringlichkeit hinter den beiden Frauen auf ihren Pferden herjagte. Seine Schreckensschreie hallten durch das Tal.
    »Ja.«
    Der Kommandant drehte sich um und sah aus zusammengekniffenen Augen den Anführer der Rhivi-Kundschafter an, der gemeinsam mit seinen Kameraden die drei näher kommenden Reiter musterte. »Bitte?«
    Der Rhivi zuckte mit ausdruckslosem Gesicht die Schultern, sagte jedoch nichts.
    Die überall herumliegenden Felsbrocken hatten die Neuankömmlinge gezwungen, langsamer zu reiten, außer Kruppe, der in seinem Sattel vor und zurück geworfen wurde, als das Maultier Hals über Kopf den Abhang herunterraste. Irgendwie schaffte das Tier es, weder zu stolpern noch auszurutschen und an einer überraschten Korlat und einer lachenden Silberfuchs vorbeizustürzen; als es im Talgrund angekommen war, wurde es langsamer und trottete dorthin, wo Elster wartete, den Kopf stolz in die Höhe gereckt, die Ohren aufgestellt und den Blick nach vorn gerichtet.
    Kruppe dagegen umklammerte immer noch den Hals des Tieres; er hatte die Augen fest zugekniffen, sein Gesicht war knallrot, und er schwitzte furchtbar. »Welch Entsetzen!«, stöhnte er. »In diesem Kampf der Willen hat Kruppe in diesem hirnlosen, verblendeten Biest seinen Meister gefunden! Oh ja, er ist besiegt. Oh, verschone mich …«
    Das Maultier blieb stehen.
    »Ihr könnt jetzt absteigen«, sagte Elster.
    Kruppe öffnete die Augen,

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