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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Liebe, das Geräusch weiterer Reiter macht eine Entscheidung notwendig – was willst du jene, die sich jetzt nähern, sehen lassen?«
    »Nichts Widriges«, erwiderte die Frau. Sie hob erneut die Arme.
    Die T’lan Ay wurden wieder zu dem Staub, aus dem sie erstanden waren.
    Mit einem leisen Knurren ging Elster zurück zu seinem Pferd. In den beiden Armeen gab es zu viele Geheimnisse, die das Versprechen explosiver Enthüllungen bargen. Und wahrscheinlich gewaltsame Enthüllungen. Er fühlte sich unbehaglich. Wenn wenigstens der Schnelle Ben hier wäre … Beim Vermummten, ich wüsste zu gerne, wie es bei ihm und Paran und den Brückenverbrennern gelaufen ist. Haben sie Erfolg gehabt? Oder sind sie schon längst alle tot? Vielleicht sind ihre Schädel ja alle auf Stangen rund um das Barghast-Lager aufgespießt?
    Ein erheblicher Teil der Vorhut der Marschkolonne hatte mittlerweile diese Seite der Hügelkuppe erreicht, wo sie in einer ungleichmäßigen Linie Halt machten.
    Elster schwang sich in den Sattel und machte sich auf den Weg zu den Neuankömmlingen.
    Kallor hatte sein mageres graues Pferd bewusst in deutlichem Abstand zu den anderen gezügelt. Sein verblichener grauer Umhang spannte sich eng um seine breiten Schultern. Schatten vertieften die Linien in seinem uralten, verwitterten Gesicht. Ein paar lange, graue Haarsträhnen wehten im Wind.
    Elster musterte ihn etwas länger, versuchte ihn einzuschätzen, bevor er seinen Blick zu den anderen weiterwandern ließ, die dort oben am Rand der Hügelkuppe warteten. Bruth und Dujek standen Seite an Seite. Zur Rechten des Kriegsherrn befand sich Hurlochel, der Vorreiter; zur Linken des Malazaners der Standartenträger Artanthos. Haradas, die Händlerin und Magierin der Trygalle-Handelsgilde, war ebenfalls dabei – und natürlich Korlat.
    Niemand sprach, als Elsters Pferd die Kuppe erreichte. Dann nickte Dujek und grollte: »Korlat hat uns beschrieben, was die Kundschafter gefunden haben. Hast du noch etwas hinzuzufügen?«
    Elster warf der Tiste Andii einen Blick zu, doch ihr Gesicht verriet nichts. Er schüttelte den Kopf. »Nein, Hohefaust. Korlat und ihre Verwandten scheinen mehr über diese K’Chain Che’Malle zu wissen als wir übrigen – da unten liegt ein Haufen zerschmetterter Knochen sowie ein paar Waffen und Rüstungen. Ich hätte niemals sagen können, von wem sie stammen. Die Rhivi-Kundschafter glauben, sie waren untot – «
    »Zum Glück für uns«, murmelte Kallor. »Was diese Kreaturen angeht, bin ich nicht so unwissend wie der Rest von Euch – mit Ausnahme von Korlat. Darüber hinaus fühle ich mich heute ungewöhnlich … redselig. Also. Überreste der Zivilisation der K’Chain Che’Malle können im Prinzip auf allen Kontinenten dieser Welt gefunden werden. Tatsächlich gab es in Jacuruku, wo mein altes Reich war, Gruben und Höhlen in der Erde, die voll von ihren merkwürdigen mechanischen Geräten waren. Wann immer meine Leute in der Erde gegraben haben, haben sie solche Konstrukte entdeckt. Außerdem haben wir auch Grabkammern gefunden, deren Inhalt von unseren Gelehrten überaus sorgfältig untersucht wurde. Wollt Ihr eine Zusammenfassung ihrer Schlüsse hören, oder langweile ich Euch?«
    »Fahrt fort«, sagte Caladan Bruth schleppend.
    »Nun denn. Vielleicht ist hier ja doch mehr Weisheit vorhanden, als ich Euch ursprünglich zugetraut hätte. Die Biester scheinen Reptilien zu sein, und sie sind anscheinend in der Lage, aus ihrer eigenen Art Sonderformen mit speziellen Fähigkeiten zu züchten. So wurden zum Beispiel diejenigen, die die Tiste Andii K’ell-Jäger genannt haben, als Krieger geboren. Untote Versionen davon sind in dem Tal da unten, ja? Sie hatten keine Hände, sondern stattdessen Schwerter, die irgendwie direkt mit den Knochen ihrer Unterarme verschmolzen wurden. Die K’Chain Che’Malle waren matriarchalisch und matrilinear. So wie ein Bienenvolk seine Königin hat, hatten auch sie ihre Königin. Sie war die Urmutter, von der alle anderen geboren wurden. Und diese Matrone verfügte über die magische Macht ihrer ganzen Familie. Eine Macht, die die Götter von heute wie Zwerge erscheinen lässt. Eine Macht, die die Älteren Götter davon abgehalten hat, diese Welt zu besuchen, und wenn die K’Chain Che’Malle sich nicht selbst vernichtet hätten, würden sie auch heute noch unangefochten herrschen.«
    »Wenn sie sich nicht selbst vernichtet hätten«, wiederholte Korlat und musterte Kallor mit einem scharfen Blick.

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