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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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missgestalteten Ellbogen auf die Bodenfliesen, spürte, wie Haut zerriss, als er sich umdrehte, weiterdrehte, die Beine anzog, um sich hinzuknien – dann, die Hände zu Fäusten geballt, stützte, er sich auf dem Steinboden ab. Hob sich, neigte sich nach hinten, um Gewicht auf die Hüften zu verlagern, die knirschten und unter Sehnen und dünnen Muskeln zusammenzubrechen schienen.
    Er stützte die Hände noch einmal auf den Boden, zog die knotigen Dinger, die einmal seine Füße gewesen waren, unter sich, hob die Knie.
    Gleichgewicht … jetzt. Und der Wille.
    Zitternd, schweißnass unter den zerfetzten Überresten seiner formlosen Tunika, richtete sich Toc langsam auf. In seinem Kopf drehte sich alles, ihm drohte schwarz vor Augen zu werden, doch er hielt durch.
     
    Kruppe keuchte, hob sie hoch, zog an ihrem Arm. »Du musst sie berühren, Schätzchen. Diese Welt – sie ist für dich gemacht worden, verstehst du? Ein Geschenk – da sind Dinge, die befreit werden müssen.«
    Befreit.
    Ja, sie verstand das Wort. Sie sehnte sich danach, verehrte es, kniete mit gebeugtem Kopf vor seinem Altar. Befreit. Ja, das war verständlich.
    Wie diese Erinnerungen an die eisige Zeit, die herabregnen, auf uns herabregnen.
    Befreit … um die Erde zu laben -
    - Verkündung von Bedeutung, von Gefühlen, das Geschenk der Geschichte – das Land unter unseren Füßen, die Schichten, so viele Schichten -
    Um diese Erde zu laben.
    Was ist das für ein Ort?
    »Strecke den Arm aus, allerliebste Mhybe, Kruppe bittet dich! Berühre – «
    Sie hob eine zitternde Hand -
     
    Aufrecht.
    Um Tool unter Schlägen zurücktaumeln zu sehen, das Feuersteinschwert wurde bei jedem blitzenden Schwerthieb, der auf ihn zukam, langsamer.
    Aufrecht. Ein Schritt. Ein einziger Schritt. Wird genügen.
    Der Käfig, der Wolf regt sich, der Wolf versucht, Luft zu holen – kann nicht -
    Er taumelte auf den Balken und sein emporragendes, mit einer Bronzekappe versehenes Ende zu.
    Ein einziger Schritt, dann stürzte er.
    Vorwärts. Er hob die Arme hoch – frei – das Ende des Balkens schien sich zu heben, sich ihm entgegenzustrecken. Traf seine Brust – seine Rippen – Knochen zerschmetterten in einer Schmerzexplosion -
     
    Um zu berühren -
     
    Der Käfig!
    Gesprengt!
    Befreit!
    Der Wolf holte tief Luft.
    Und heulte.
     
    Der Hammer, in Bruths Händen hoch emporgereckt, zitterte, das Eisen bebte -
    Das Heulen eines Gottes zerriss die Luft, ein Heulen, das aufstieg, ein Ruf -
    Der beantwortet wurde.
    Auf dem Todesstreifen erhoben sich T’lan Ay aus dem Boden, die Tiere schossen in einer lautlosen, verschwommenen grauen Welle vorwärts, jagten durch die K’Chain Che’Malle – warfen die untoten Echsen zu Boden, zerrissen sie – die gigantischen, gepanzerten Reptilien taumelten unter der Wucht des Angriffs zurück.
    Andere K’ell-Jäger drehten sich um, rannten auf das Tor zu – verfolgt von den Wölfen.
    Hoch über ihren Köpfen lösten sich die Kondore aus ihrem tödlichen Tanz mit beiden schwarzen Drachen und flogen eilends zurück zur Festung, verfolgt von Korlat und Orfantal – und hinter ihnen Zehntausende Großer Raben –
    und über der Festung geschah etwas.
     
    Kruppe, der die nun bewusstlose Mhybe in den Armen hielt, stolperte rückwärts, als Togg sich aus dem zerschmetterten Käfig befreite; das Heulen des Gottes verbrannte die Luft.
    Die Sintflut aus Hagel hörte auf. Abrupt. Der Himmel verdunkelte sich.
    Ein Druck, eine Macht, uralt und tierisch. Sie wuchs.
    Togg, riesig, einäugig, weißer Pelz mit silbernen Spitzen – er heulte -
    Der Wolfsgott, der mit der Macht sich auffaltender Gebirge erschien, sein Schrei schien den Himmel zu umspannen.
    Ein Schrei, der beantwortet wurde.
    Von allen Seiten.
     
    Paran duckte sich noch tiefer, als plötzlich kaltes Zwielicht herabsank, eine Last, die den Hauptmann überwältigte.
    Neben ihm stöhnte der Schnelle Ben und zischte dann: »Das ist es, mein Freund. Kurald Galain. Ich kann es benutzen – uns über die Mauer bringen – wir müssen sehen – «
    Was sehen? Bei den Göttern, ich werde zermalmt.
    Der Druck ließ plötzlich nach. Hände packten seinen Harnisch, zogen ihn hoch, Metall kratzte, Leder blieb hängen, hoch und über die niedrige Mauer, um auf der anderen Seite hinzuplumpsen.
    Die Dunkelheit senkte sich weiter auf übernatürliche Weise herab, dämpfte die Sonne zu einer grauen, unbeständig flackernden Scheibe.
    Die Kondore über ihren Köpfen kreischten - und in diesen

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