SdG 05 - Der Tag des Sehers
besser gerüstet, frischer und hatten die Überraschung auf ihrer Seite gehabt. Tippa sah, wie Bucklund rückwärts taumelte – ihm fehlte der halbe Kopf. »Nein«, krächzte sie, »bestimmt nicht …«
Detoran hatte die Spitze übernommen, als die fünf Brückenverbrenner den Korridor entlangeilten. Fäustel war fünf Schritte hinter der großen Napanesin, Spindel trottete direkt hinter ihm her, gefolgt von Fahrig, und Trotter lag zwölf Schritte zurück und bildete die Nachhut. Bis jetzt hatten sie nichts als Leichen gefunden – Leichen von Pannioniern –, die alle durch Schwerthiebe getötet worden waren.
»Irgendwer ist hier das wandelnde Grauen«, murmelte Spindel hinter dem Heiler.
Sie konnten hören, dass irgendwo gekämpft wurde, doch die Echos waren so oft zurückgeworfen worden, dass es schwierig war zu sagen, wo der Lärm herkam.
Detoran blieb stehen und hob eine Hand, winkte dann Fäustel nach vorn.
»Stufen voraus«, brummte sie. »Führen nach unten.«
»Alles frei«, bemerkte der Heiler.
»Im Augenblick.«
Fahrig gesellte sich zu ihnen. »Warum halten wir? Wir müssen in Bewegung bleiben.«
»Das wissen wir, Sergeant«, sagte Fäustel, wandte sich dann wieder der Napanesin zu. »Es muss reichen. Führe uns nach unten, Detoran.«
Noch mehr Leichen lagen auf den steinernen Stufen; sie waren so voller Blut, dass nicht zu erkennen war, wie sie gestorben waren.
Sie stiegen zwei Absätze weit hinab, ohne auf Schwierigkeiten zu stoßen. Als sie die nächste Treppe zur Hälfte zurückgelegt hatten, hörte Fäustel die Napanesin an einer Stelle, wo die Treppe die Richtung wechselte, grunzen, und plötzlich klirrten Waffen.
Ein wortloser Ruf von hinten verwandelte sich in einen Barghast-Kriegsschrei.
»Verdammt!«, fluchte Fäustel. Kämpfe unter ihnen und über ihnen – sie hatten Probleme. »Spindel, hilf Fahrig und Trotter! Ich gehe Det zur Hand!«
»In Ordnung!«
Der Heiler rannte das halbe Dutzend Stufen zu der Biegung hinunter. Detoran hatte die Angreifer bereits bis zu einem Absatz zurückgedrängt. Fäustel sah hinter der Napanesin mindestens sechs Domänenser, schwere, doppelklingige Äxte mit kurzem Schaft in den gepanzerten Händen. Detoran, die ein Kurzschwert in der linken und ein Breitschwert in der rechten Hand hielt, hatte gerade den Krieger direkt vor ihr niedergehauen. Ohne zu zögern trat sie über den sterbenden Domänenser hinweg und erreichte den Absatz.
Die Domänenser stürmten auf sie los.
Es gab keine Möglichkeit, an der Napanesin vorbeizukommen. Fluchend steckte Fäustel sein Kurzschwert wieder weg und machte seine Armbrust schussbereit. Es lag bereits ein Bolzen in der Nut, von einer Lederschlinge, die der Heiler jetzt wegzog, an Ort und Stelle gehalten. Ohne auf das Gebrüll und die pfeifenden Klingen zu achten, hakte er den Kuhfuß über die geflochtene Sehne und zog ihn zurück.
Oben hinter der Treppenbiegung hatte Trotter zu singen begonnen, nur einmal unterbrochen durch einen unheilvollen Schrei von Fahrig. Frisches Blut, verdünnt mit Gallenflüssigkeit, lief die Stufen herunter.
Fäustel bewegte sich rückwärts, um über Detoran hinweg freies Schussfeld zu bekommen.
Die Napanesin hatte ihr Kurzschwert von unten in den Schädel eines Domänensers gerammt. Die Klinge steckte zwischen den Unterkieferknochen fest. Statt zu ziehen, schob Detoran, warf das Opfer mitsamt der Waffe rücklings auf die beiden Krieger dahinter, so dass alle übereinander stürzten. Mit dem ausgestreckten Breitschwert in ihrer Rechten hielt sie sich einen weiteren Domänenser vom Leibe. Er schwang seine kürzeren Waffen gegen die Klinge, versuchte, sie beiseite zu schlagen, um näher an die Napanesin heranzukommen, doch Detoran ließ das schwere Schwert tanzen und pendeln, als wäre es das Rapier eines Duellanten.
Fäustels Aufmerksamkeit war auf die beiden Domänenser gerichtet, die sich gerade wieder aufrappelten. Ein dritter Krieger zerrte den gefallenen Domänenser weg. Der Heiler riss die Armbrust hoch und drückte auf den Abzug. Die Waffe ruckte in seinen Händen.
Einer der beiden Domänenser, der eben erst wieder auf die Beine gekommen war, schrie auf, als der Armbrustbolzen sich tief in seine Brust grub. Er sackte zu Boden.
Ein herabstürzender Körper riss Fäustel von den Beinen, als er gerade nachladen wollte. Fluchend fiel der Heiler gegen eine Seitenwand und versuchte, den Mann mit den Füßen beiseite zu schieben, während er nach einem neuen Bolzen tastete,
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