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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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»Ein interessanter Ansatz. Kannst du das ein bisschen näher erklären?«
    »Aber natürlich. Aus den Berichten, die wir gefunden haben … zuerst musste die Sprache entziffert werden, wobei diese Anstrengung allein schon einen längeren Monolog wert wäre, aber da ich sehe, wie Ihr alle unruhig wie ungeduldige Kinder in Euren Sätteln herumrutscht, spare ich mir eine genauere Schilderung. Aus den Berichten also, die wir gefunden haben, geht hervor, dass die Matronen, von denen jede über etwas geherrscht hat, was in etwa einer modernen Stadt entspricht, sich versammelt hatten, um ihre unterschiedlichen Bestrebungen zu vereinen. Was sie über die gewaltige Macht hinaus gesucht haben, die sie bereits hatten, ist nicht ganz klar. Doch andererseits – warum sollte man Gründe brauchen, wenn es um so etwas wie Ehrgeiz geht? Es genügt zu sagen, dass die Matronen eine alte Brut wieder … zum Leben erweckt haben, sie zurückgeholt haben, obwohl sie bereits ausgelöscht war. So etwas wie eine primitivere Version der K’Chain Che’Malle. Da ihnen kein besserer Name eingefallen ist, haben die Gelehrten meiner Zeit sie Kurzschwänze genannt.«
    Elster, der den Blick auf Korlat gerichtet hatte, war der Einzige, der sah, wie sie sich bei diesem Wort versteifte. Hinter sich konnte er hören, wie Silberfuchs und Kruppe den Hang heraufkamen.
    »Und zwar einzig und allein deshalb«, fuhr Kallor in seinem trockenen, monotonen Tonfall fort, »weil sie sich körperlich von den anderen K’Chain Che’Malle dahingehend unterschieden haben, dass sie kurze Stummelschwänze hatten – im Gegensatz zu den normalen, langen, spitz zulaufenden. Dadurch waren sie nicht ganz so schnell – sie gingen aufrechter, doch es muss zu der Welt oder Zivilisation gepasst haben, zu der sie ursprünglich gehört hatten. Leider waren diese neuen Kinder nicht so fügsam, wie es die Matronen von ihrer eigenen Brut gewohnt waren – genauer gesagt, die Kurzschwänze wollten ihre magischen Talente ihren Müttern weder einfach überlassen noch sie mit den ihren vermischen. Das Ergebnis war ein Bürgerkrieg, und die magischen Energien, die in diesem Zusammenhang entfesselt wurden, waren apokalyptisch. Um die Verzweiflung einschätzen zu können, die unter den Matronen geherrscht haben muss, braucht man auf diesem Kontinent nur nach Süden zu reisen, zu einem Ort namens Morn.«
    »Der Riss«, murmelte Korlat und nickte.
    Kallors Lächeln war kalt. »Sie haben versucht, sich die Macht eines Tores nutzbar zu machen. Aber nicht eines Tores in ein gewöhnliches Gewirr. Oh nein, sie haben sich entschlossen, das Portal zu öffnen, das in die Sphäre des Chaos führt. Welch eine Hybris, zu glauben, sie könnten ein solches Ding kontrollieren – könnten ihm eine Art von Ordnung auferlegen.« Er verstummte, als denke er über seine eigenen Worte nach, dann lachte er. »Oh, in dieser Geschichte sind ein, zwei bittere Lektionen enthalten, findet Ihr nicht auch?«
    Caladan Bruth gab ein unwilliges Brummen von sich. »Kehren wir wieder in die Gegenwart zurück, ja? In dem Tal da unter uns sind untote K’ell-Jäger. Die Frage, die sich unweigerlich aufdrängt, ist doch die: Was tun sie da?«
    »Sie werden benutzt.«
    Alle Augen richteten sich auf Silberfuchs, die mit den Zügeln in den Händen vor ihrem Pferd stand.
    »Mir gefällt nicht, was ich da höre; nein, das gefällt mir ganz und gar nicht«, grollte Dujek.
    »Sie werden benutzt«, wiederholte Silberfuchs, »und zwar vom Pannionischen Seher.«
    »Das ist unmöglich!«, schnappte Kallor. »Nur eine Matrone der K’Chain Che’Malle kann einen K’ell-Jäger kontrollieren – auch, wenn er untot ist.«
    »Dann sieht es so aus«, sagte Korlat, »als hätten wir mehr als einen Feind.«
    »Der Pannionische Seher hat eine Verbündete?« Dujek beugte sich im Sattel nach vorn und spuckte aus. »Dafür hat es bisher noch nicht den kleinsten Hinweis – «
    »Nichtsdestotrotz liegt der Beweis vor uns – da unten, im Tal«, schnitt Silberfuchs ihm das Wort ab.
    »Eine Matrone kann ohne den Samen eines lebenden Männchens keine Wesen ihrer Art gebären«, sagte Kallor. »Das heißt, jeder K’ell-Jäger, den wir vernichten, ist einer weniger, mit dem wir uns rumschlagen müssen.«
    Bei diesen Worten drehte Bruth sich um und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Dagegen lässt sich nur schwer etwas einwenden.«
    Kallor zuckte die Schultern.
    »Aber das da unten sagt uns noch etwas«, fuhr der Kriegsherr fort. »In

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