SdG 05 - Der Tag des Sehers
selbstgefälligen, wichtigtuerischen Puppenspieler auszulöschen?«
Dujek stand lange still da, ohne sich zu rühren, dann verzogen sich seine Lippen zu einem Grinsen. »Mit anderen Worten, er hat Kruppe ernst genommen …«
»Darujhistan«, sagte Elster. »Unser großer Fehlschlag. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, dass irgendjemand, irgendetwas bei dieser ganzen verdammten Geschichte im Hintergrund die Fäden gezogen hat. Nicht Anomander Rake. Nicht der Zirkel. Nicht Vorcan und ihre Assassinen. Irgendjemand anderes. Irgendjemand, der sich so schlau verborgen hat, der so erschreckend … tüchtig … war, dass wir hilflos waren, vollkommen hilflos.
Und dann, während der Waffenstillstandsverhandlungen, entdecken wir alle, wer dafür verantwortlich war, dass Flickenseel wiedergeboren wurde. Als Silberfuchs, die Tochter einer Rhivi, die sie in einem unbekannten Gewirr empfangen und geboren hat. Da sind Fäden zusammengezogen worden – Nachtfrost, Bellurdan, Flickenseel selbst. Und, wie sich jetzt herausstellt, ein Älterer Gott, der in die Sphäre der Sterblichen zurückgekehrt ist. Und zu guter Letzt und am bemerkenswertesten: die T’lan Imass. Also … Flickenseel, Nachtfrost und Bellurdan – alle aus dem malazanischen Imperium – sind in einer Rhivi wiedergeboren, die zu Bruths Armee gehört … während Waffenstillstandsverhandlungen unmittelbar bevorstehen, sich ein großes Bündnis abzeichnet … wie unglaublich passend, beim Vermummten, dass ein Kind auf diese Weise eine Brücke zwischen den beiden Lagern schlägt – «
»Die nur Kallor nicht gefällt«, wies Dujek auf das Offensichtliche hin.
Elster nickte langsam. »Und Kallor ist gerade wieder einmal an Bruths Macht erinnert worden – hoffentlich hat es ausgereicht, um ihn davon abzuhalten, Dummheiten zu machen.«
»Du meinst, es ist darum gegangen?«
»Vielleicht. Bruth hat einen Beweis verlangt, oder? Was Kruppe manipuliert, sind die Umstände. Irgendwie. Ich habe nicht das Gefühl, als müssten wir nach seiner Pfeife tanzen. Hinter dem Daru steckt ein Älterer Gott, aber selbst das scheint mir eher ein Bündnis zum … gegenseitigen Nutzen zu sein, fast schon unter Gleichen. Eine Partnerschaft, wenn man so will. In Ordnung, ich gebe zu, das alles sind reine Mutmaßungen, aber ich sage dir eines: Ich bin schon früher manipuliert worden, genau wie du. Aber diesmal fühlt es sich anders an. Weniger feindlich. Dujek, ich spüre diesmal so etwas wie Mitleid.«
»Ein Bündnis unter Gleichen«, murmelte die Hohefaust und schüttelte dann nachdenklich den Kopf. »Zu was macht das dann Kruppe? Ist er ein verkleideter Gott? Ein Magier mit besonders viel Macht, ein Erzmagier?«
Elster zuckte die Schultern. »Ich vermute, dass er ein sterblicher Mensch ist. Aber von einzigartiger, überragender Intelligenz. Und ich meine das ziemlich wörtlich, Dujek. Einzigartig. Würde ein Älterer Gott plötzlich in diese Sphäre zurückgeschleudert werden, würde er sich als ersten Verbündeten dann nicht den intelligentesten Menschen suchen, den er finden kann?«
Auf Dujeks Gesicht spiegelten sich noch immer Unglaube und Überraschung. »Aber, Elster … Kruppe?«
»Kruppe. Der uns die Trygalle-Handelsgilde gebracht hat – die einzigen Händler, die in der Lage sind, uns auf der Route, die wir gewählt haben, zu versorgen. Kruppe, der der Mhybe die noch existierenden Besitztümer der Ersten Rhivi gebracht hat, damit sie sie anlegen und so ihre Schmerzen lindern konnte, und ich habe den Verdacht, dass diese Schmuckstücke noch längst nicht all ihre Macht gezeigt haben. Kruppe, der Einzige, mit dem Silberfuchs sprechen will, nun, da Paran nicht mehr hier ist. Und schließlich Kruppe, der sich dem Verkrüppelten Gott in den Weg gestellt hat.«
»Aber wenn er nur ein Sterblicher ist, wie konnte er dann Bruths Zorn überleben?«
»Nun, sein Verbündeter – der Ältere Gott – will wohl nicht, dass der Daru getötet wird. Daher nehme ich an, dass er eingegriffen hat. Was sollte es sonst gewesen sein?«
Dujek leerte seinen Pokal. »Verdammt«, seufzte er. »In Ordnung. Wir ignorieren den Verkrüppelten Gott, so gut wir können. Wir konzentrieren uns auf die Pannionische Domäne. Trotzdem, mein Freund – es gefällt mir nicht. Ich kann mir nicht helfen – es macht mich einfach nervös, dass wir nicht ernsthaft über diesen neuen Feind nachdenken …«
»Das würde ich so nicht sagen, Hohefaust.«
Dujek warf ihm einen scharfen, fragenden Blick zu,
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