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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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würde ich auch sagen«, stimmte die andere Frau zu.
    »Und genau das hast du getan«, bemerkte Kruppe.
    »Was getan?«
    »›Hah‹ gesagt.«
    »Verdammt richtig. Elster hätte Imperator werden sollen, als der alte umgelegt wurde. Nicht Laseen. Aber die hat gewusst, wer ihr Rivale war, oh ja, das hat sie. Darum hat sie ihn degradiert, hat ihn zu einem verdammten Sergeanten gemacht, beim Vermummten, und ihn weit, weit weggeschickt.«
    »Dann ist dieser Elster also ein ehrgeiziger Mann.«
    »Ganz und gar nicht, Daru. Und das ist es ja gerade. Er hätte einen guten Imperator abgegeben, habe ich gesagt. Den Thron nicht zu wollen ist die beste und einzige Qualifikation, über die es sich nachzudenken lohnt.«
    »Wie wunderlich, meine Liebe.«
    »Bin ich gar nicht.«
    »Entschuldigung – was bist du nicht?«
    »Wunderlich. Hört zu. Das malazanische Imperium wäre etwas völlig anderes, wenn Elster vor all diesen Jahren den Thron bestiegen hätte. Wenn er getan hätte, was wir alle von ihm wollten und Laseen am Kragen gepackt und aus einem der Turmfenster geworfen hätte.«
    »Und wäre er denn zu solch einem bemerkenswerten Kraftakt fähig gewesen?«
    Die beiden Seesoldatinnen blickten sich an. »Hast du schon mal Armdrücken mit ihm gespielt?«, fragte die eine. »Oder seinen Bizeps gefühlt?«
    Die andere schüttelte den Kopf. »Nein. Andererseits ist Laseen nicht viel mehr als ’ne halbe Portion – ich meine, wenn’s um Detoran ginge – um jetzt mal bei Napanesinnen zu bleiben –, das wäre schon wieder was völlig anderes.«
    »Klar.« Sie gluckste. »Aber stell dir Det bloß mal als Imperatrix vor …«
    »Die würde wahrscheinlich jeden Morgen als Erstes den Hofstaat verprügeln – «
    »Ähm«, unterbrach Kruppe sie. »Ich habe die Tat an sich gemeint, meine Lieben, nicht die Kraft, die für eine derart bemerkenswerte Handlung vonnöten wäre.«
    »Oh.«
    »Oh ja, richtig. Jetzt hab ich’s verstanden. Ihr wollt wissen, ob er es hätte tun können, wenn er es vorgehabt hätte, stimmt’s? Aber sicher. Es ist keine gute Idee, Elster aufs Kreuz zu legen, und als ob das noch nicht ausreichen würde – er hat auch Verstand.«
    »Ja, aber warum«, fragte Kruppe voller Verwunderung, »hat er es dann damals nicht getan?«
    »Weil er Soldat ist, Ihr Dummkopf. Wie Laseen sich den Thron angeeignet hat, war schon blutig genug. Das ganze Imperium war erschüttert. Menschen fangen an, sich umzubringen und auf einen noch blutigen Thron loszustürmen, und manchmal hört es nicht mehr auf, manchmal ist es wie mit den Dominosteinen, richtig? Einer nach dem anderen, und das ganze Ding fällt auseinander. Er war derjenige, auf den wir alle gehört haben, klar? Wir haben abgewartet, wie er es hinnehmen würde – Laseen und all das. Und als er einfach salutiert und gesagt hat: ›Ja, Imperatrix‹, hat sich die Lage wieder beruhigt.«
    »Er hat ihr eine Chance gegeben, versteht Ihr?«
    »Natürlich. Und glaubt ihr Schätzchen jetzt, dass er einen Fehler gemacht hat?«
    Die beiden Frauen zuckten gleichzeitig die Schultern. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte die eine. »Wir sind hier, und hier ist hier, und das war’s dann.«
    »So soll es sein, und so soll es sein«, sagte Kruppe und erhob sich seufzend. »Welch wundersame Konversation. Kruppe dankt euch und wird nun wieder gehen.«
    »In Ordnung. Und danke für die Kuchen.«
    »Es war Kruppe eine Freude. Gute Nacht, meine Lieben.« Er schlenderte davon, machte sich wieder auf den Weg in Richtung der Wagen mit den Vorräten.
    Nachdem er im Zwielicht verschwunden war, sprach eine Zeit lang keine der beiden Seesoldatinnen ein Wort. Sie waren damit beschäftigt, sich den Sirup von den Fingern zu lecken.
    Dann seufzte die eine.
    Die andere tat es ihr augenblicklich gleich.
    »Und?«
    »Ach, das war so verdammt leicht.«
    »Glaubst du?«
    »Aber sicher. Er ist gekommen und hat erwartet, zwei Gehirne zu finden, und hat kaum eines gefunden.«
    »Es könnte immer noch sein, dass ich zu viel gequatscht habe.«
    »So sind Halbhirne nun mal, meine Liebe. Alles andere hätte ihn Verdacht schöpfen lassen.«
    »Egal. Was glaubst du, worüber reden er und Flickenseel miteinander?«
    »Wahrscheinlich über die alte Frau.«
    »Genau das denke ich auch.«
    »Sie haben etwas vor.«
    »Das ist auch mein Verdacht.«
    »Und Flickenseel hat dabei das Sagen.«
    »Stimmt.«
    »Womit die Sache für mich erledigt ist.«
    »Geht mir genauso. Weißt du was – dieser Schwarzkuchen war nicht

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