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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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seid ihr Tempelkrieger?«
    Grantl wandte ihm langsam das Gesicht zu, das zum größten Teil hinter dem Visier seines Helms verborgen lag. »Nein. Wir sind gar nichts. Niemand. Das hier ist um einer Frau willen geschehen. Und jetzt liegt sie im Sterben – «
    »In welchem Zelt?«, unterbrach Fäustel ihn mit seiner hellen, dünnen Stimme.
    »Das Denul-Gewirr ist vergiftet – «
    »Ihr könnt das spüren, Grantl? Merkwürdig.« Der Heiler wartete einen Augenblick, dann fragte er erneut: »In welchem Zelt?«
    Grantls Kamerad, der Lestari, deutete auf eines. »Dort. Sie wurde ziemlich übel durchbohrt. Blut in der Lunge. Vielleicht ist sie schon …« Er verstummte.
    Paran folgte Fäustel zu dem zerfetzten Schutzdach.
    Die Frau, die darunter lag, war blass, ihr junges Gesicht ausgezehrt und angespannt. Schaumiges Blut stand auf ihren Lippen.
    Und hier steckt auch noch mehr dahinter.
    Der Hauptmann sah zu, wie der Heiler neben ihr auf die Knie sank, die Arme ausstreckte.
    »Moment mal«, knurrte Paran. »Das letzte Mal hat es dich beinahe umgebracht – «
    »Nicht meine Gabe, Hauptmann. Ich habe diese Barghast-Geister in mir, die mich hierbei bedrängen. Wieder einmal. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht hat ja irgendjemand ein persönliches Interesse. Könnte sowieso zu spät sein. Wir werden sehen … in Ordnung?«
    Nach einem Augenblick des Zögerns nickte Paran.
    Fäustel legte der bewusstlosen Frau die Hände auf, schloss die Augen. Ein Dutzend Herzschläge verstrichen. »Ah«, flüsterte er schließlich. »Es sind mehrere Schichten. Ein verwundeter Körper … eine verwundete Seele. Ich werde beides heilen müssen. Also … werdet ihr mir helfen?«
    Der Hauptmann begriff, dass diese Frage nicht an ihn gerichtet war, und gab daher keine Antwort.
    Fäustel, dessen Augen noch immer geschlossen waren, seufzte. »Ihr wollt so viele für diese Frau opfern?« Er machte eine Pause, die Augen immer noch geschlossen, und runzelte dann die Stirn. »Ich kann diese Fäden, von denen ihr sprecht, nicht sehen. Weder bei ihr noch bei Grantl noch bei dem Mann an meiner Seite – «, An deiner Seite? Ich? Fäden? Oh, ihr Götter, warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruhe?
    »- aber ich glaube euch. Fangen wir an?«
    Augenblicke vergingen, während der Heiler reglos über die Frau gebeugt verharrte. Dann bewegte sie sich auf ihrem Lager, stöhnte leise.
    Die Zeltwand hinter ihnen wurde weggefetzt, Spanndrähte rissen. Paran blickte überrascht auf. Und sah Grantl über ihnen stehen, dessen Brust sich unter heftigen Atemzügen hob und senkte.
    »Was?«, keuchte der Daru. »Was – « Er stolperte einen Schritt zurück, wurde von Trotters starken Händen an den Schultern gepackt.
    »So etwas wie zu spät«, grollte der Barghast, »gibt es nicht.«
    Fahrig trat grinsend zu ihnen. »Hallo, Capustan. Die Brückenverbrenner sind da.«
     
    In der Morgendämmerung waren im Osten und im Norden Kampfgeräusche zu hören. Die Weißgesicht-Clans hatten den Feind endlich angegriffen. Tippa und die anderen würden später von der plötzlichen und blutigen Schlacht hören, die sich an den Anlegeplätzen an der Küste und am Ufer des Catlin abgespielt hatte. Die Clans der Barahn und Ahkrata waren auf frisch eingetroffene Regimenter von Betakliten und Betrullid-Kavallerie gestoßen. Der Kommandant der Pannionier hatte beschlossen, einen Gegenangriff zu unternehmen, statt schlecht vorbereitete Verteidigungspositionen zu halten, und es dauerte nicht lange, bis es die Barghast waren, die sich – von allen Seiten angegriffen – verschanzen mussten.
    Die Barahn wichen zuerst zurück. Doch der Widerstand der Ahkrata wurde dadurch gestärkt, dass sie Zeugen des anschließenden Gemetzels an ihren Verwandten geworden waren, und sie hielten bis zum Mittag durch, als Taur die Gilk vom Vorstoß in die Stadt abkommandierte und die Krieger mit den Schildkrötenpanzer-Rüstungen zur Unterstützung an die Anlegestelle schickte. Die Gilk, ein Clan der Ebenen, der seine Kampfweise in endlosen Kriegen gegen berittene Feinde immer weiter verfeinert hatte, stellten sich den Betrullid beherzt entgegen und wurden zum Dreh- und Angelpunkt einer neuerlichen Offensive seitens der Ahkrata, die die Betakliten zerschmetterte und die Barghast alle Schwimmbrücken und Barken erobern ließ. Die letzten Überlebenden der pannionischen mittelschweren Infanterie wurden in die Untiefen des Flusses getrieben, wo sich das Wasser rot färbte. Überlebende Einheiten der Betrullid

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