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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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zogen sich entlang der Küste nach Norden in die Marschen zurück – ein tödlicher Fehler, wie sie feststellten, als ihre Pferde im salzigen Schlamm stecken blieben. Die Gilk verfolgten sie, um mit dem Gemetzel fortzufahren, das erst bei Einbruch der Nacht enden sollte. Septarch Kulpaths Verstärkung war ausgelöscht worden.
    Humbrall Taurs Vorstoß in die Stadt sorgte für eine panische, wilde Flucht. Einheiten von Domänensern, Urdomen, Bekliten, Scalandi und Betakliten gerieten zwischen die zu Zehntausenden vor den Hakenschwertern und Lanzen der Barghast fliehenden Tenescowri und wurden mitgerissen. Die Hauptstraßen verwandelten sich in wogende Menschenmassen, eine wirbelnde Flut, die westwärts drängte, dort durch die Breschen in den Wällen brach und hinaus auf die Ebene strömte.
    Taur ließ seine Clans energisch nachsetzen und trieb die Pannionier noch weiter nach Westen.
    Tippa kauerte auf dem Dach und schaute hinunter auf die Straße, wo der schreiende, von Panik erfüllte Mob vorbeiwogte. Die Flut war gegen die Rampe geprallt und hatte Schneisen durch sie hindurchgeschlagen, enge Rinnen, die sich zwischen Wänden aus kaltem Fleisch hindurchwanden. Jeder dieser Durchgänge war von Gestalten verstopft, während andere über die Rampe hinwegkrabbelten, manchmal weniger als eine Pikenlänge von den Malazanern entfernt.
    Trotz des entsetzlichen Bildes, das sich ihren Augen bot, fühlte sie sich, als wäre eine schwere Last von ihr genommen worden. Die verdammten Armreifen quetschten ihr nicht mehr länger den Arm zusammen. Je näher sie der Stadt gekommen waren, desto heißer und enger waren sie geworden – noch immer zierten kreisrunde Verbrennungen ihren Oberarm, und auch ihre Knochen schmerzten noch. Es gab diesbezüglich ein paar Fragen, aber sie war noch nicht bereit, darüber nachzudenken.
    Von irgendwo ein paar Straßen weiter östlich erklangen jetzt die vertrauten Geräusche eines Gemetzels, untermalt von den misstönenden Schlachtgesängen der Barghast. Die Pannionier hatten eine Art Nachhut formiert, kleine, versprengte Einheiten von Bekliten, Urdomen und Domänensern, die sich vereint hatten, um den Vormarsch der Weißgesichter zu verlangsamen. Doch diese Nachhut war hoffnungslos in der Unterzahl und zerfiel rasch wieder.
    Es hatte keinen Sinn, das Dach zu verlassen, ehe die flüchtenden Feinde nicht vorbeigezogen waren, auch wenn Igel andauernd etwas von Rissen im Fundament und Ähnlichem faselte. Tippa war vollauf zufrieden. Die Brückenverbrenner waren in der Stadt; vor der Nordmauer und dem entsprechenden Tor war es ein bisschen haarig gewesen, doch abgesehen davon war alles gut gelaufen – besser als sie es erwartet hatte. Moranth-Munition hatte eine besondere Art, die Vorgaben auszugleichen, wenn nicht gar völlig umzukehren.
    Und wir haben noch kein einziges Mal die Klingen gekreuzt. Gut. Wir sind nicht mehr so stark wie früher, trotz Fahrigs gespielter Tapferkeit.
    Sie fragte sich, wie weit entfernt Dujek und Bruth noch sein mochten. Hauptmann Paran hatte Twist losgeschickt, um mit ihnen Kontakt aufzunehmen, sobald klar gewesen war, dass Humbrall Taur seine Stämme vereinigt hatte und bereit war, den Befehl zu geben, südwärts nach Capustan zu marschieren. Da der Schnelle Ben außer Gefecht und Spindel zu verängstigt war, um sein Gewirr zu benutzen, gab es keine Möglichkeit, herauszubekommen, ob der Schwarze Moranth es geschafft hatte.
    Wer weiß, was ihnen passiert ist. Unter den Barghast kursieren Geschichten über untote dämonische Reptilien auf den Ebenen … und dann noch diese vergifteten Gewirre – wer weiß, ob dieses Gift nicht irgendwas Ekligem als Pfad dient? Spindel sagt, die Gewirre sind krank. Was ist, wenn sie einfach übernommen worden sind? Es könnte sein, dass sie gerade jetzt sehr wohl benutzt werden. Jemand könnte hindurchgekommen sein und ihnen übel mitgespielt haben. Vielleicht verfaulen jetzt schon dreißigtausend Kadaver auf den Ebenen. Es könnte sein, dass wir alles sind, was noch von Einarms Heer übrig ist.
    Die Barghast schienen kein Interesse daran zu haben, sich über die Befreiung Capustans hinaus am Krieg zu beteiligen. Sie wollten die Gebeine ihrer Götter. Sie waren im Begriff, sie zu bekommen, und sobald das geschehen war, würden sie wahrscheinlich wieder nach Hause zurückkehren.
    Und wenn wir dann ganz auf uns allein gestellt sind … was wird Paran dann entscheiden? Dieser verdammte Adlige sieht schrecklich aus. Der Mann ist krank. Seine

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