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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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sieben. In ein paar Zelten konnte Paran noch andere erkennen, wahrscheinlich Verwundete.
    In der Nähe der Bodenluke, die auf das Dach führte, war eine Standarte aufgepflanzt worden; die gelbe Fahne war nichts anderes als die dunkel gestreifte Tunika eines Kindes.
    Schweigend und wachsam warteten die Krieger, während Trotter Trupps in jede Ecke des Dachs schickte, wo sie überprüften, was jeweils unterhalb und gegenüber des Gebäudes lag.
    Ihr Sprecher drehte sich plötzlich in einer fließenden, beängstigend anmutigen Bewegung um und sah Korporal Tippa an. »Du hast etwas für mich«, grollte er.
    Ihre Augen weiteten sich. »Was?«
    Er schob eine seiner Macheten in die Scheide und trat zu ihr.
    Paran und die anderen, die in der Nähe standen, schauten zu, wie er die Hand nach Tippas rechtem Arm ausstreckte. Er packte ihren vom Kettenhemd umhüllten Bizeps. Ein gedämpftes Klacken war zu hören.
    Tippa schnappte nach Luft.
    Einen Augenblick später fiel ihr Schwert klirrend auf das geteerte Dach, und sie begann mit hastigen, ruckartigen Bewegungen, ihr Kettenhemd auszuziehen. Voller Erleichterung stieß sie hervor: »Berus Segen sei mit Euch! Ich weiß zwar nicht, wer im Namen des Vermummten Ihr seid, aber diese Dinger haben mich fast umgebracht. Sind enger und enger geworden. Bei den Göttern, hat das wehgetan! Er hat gesagt, sie gehen nie wieder ab. Er hat gesagt, es wäre gut für mich, sie zu tragen. Sogar der Schnelle Ben hat das gesagt – man kann keinen Handel mit Treach abschließen. Der Tiger des Sommers ist verrückt, vollkommen wahnsinnig – «
    »Tot«, unterbrach sie der Daru.
    Tippa, die ihren Wappenrock halb abgelegt hatte, erstarrte. »Was?«, flüsterte sie. »Tot? Treach ist tot?«
    »Der Tiger des Sommers ist aufgestiegen, Soldatin. Treach – Trake – wandelt jetzt mit den Göttern. Ich nehme sie jetzt, und ich danke dir dafür, dass du sie mir gebracht hast.«
    Sie zog ihren rechten Arm aus dem Ärmel des Kettenhemds. Drei Elfenbeinarmreifen rutschten zu ihrer Hand hinunter. »Hier! Ja, bitte! Keine Ursache – «
    »Der Vermummte soll deine verdammte Zunge holen, Tippa«, schnappte Fahrig. »Du stellst uns bloß! Gib ihm doch einfach die verdammten Dinger!«
    Tippa blickte sich um. »Blend! Wo zum Abgrund versteckst du dich schon wieder?«
    »Hier«, murmelte eine Stimme neben Paran.
    Erschrocken trat er einen Schritt zurück. Verdammt soll sie sein.
    »Hah!«, krähte Tippa triumphierend. »Hörst du mich, Blend? Hah! «
    Die Trupps sammelten sich erneut.
    Der Daru rollte einen in Fetzen hängenden Ärmel hoch. Das Streifenmuster bedeckte die kräftigen, gut ausgeprägten Muskeln seines Arms. Er schob die drei Armreifen über den Ellenbogen hinauf. Das Elfenbein klickte. Irgendetwas blitzte bernsteinfarben in der Dunkelheit unter seinem Helmrand auf.
    Paran musterte den Mann. In ihm wohnt ein Tier, ein uralter Geist, der wieder erwacht ist. Macht wirbelte um den Daru herum, doch der Hauptmann spürte, dass sie sich ebenso sehr auf ein natürliches Befehlstalent gründete wie auf das Tier, das sich in ihm verbarg – denn dieses Tier zog die Einsamkeit vor. Irgendwie hatte sich seine gewaltige Stärke fast den Qualitäten gebeugt, die diesen Mann zu einem geborenen Anführer machten. Eine beeindruckende Verbindung. Dieser Mann ist wichtig, da gibt es keinen Zweifel. Irgendetwas wird hier geschehen, und es ist kein Zufall, dass ich hier bin. »Ich bin Hauptmann Paran, von Einarms Heer.«
    »Ihr habt Euch Zeit gelassen, was, Malazaner?«
    Paran blinzelte. »Wir haben getan, was wir konnten, mein Herr. Wie auch immer, heute Nacht und morgen kommt Eure Unterstützung von den Clans der Weißgesichter.«
    »Humbrall Taur, der Vater von Hetan und Cafal. Gut. Es wird Zeit, den Spieß umzudrehen.«
    »Den Spieß umzudrehen?«, stotterte Fahrig. »Es sieht aus, als hättet Ihr keine Hilfe dabei gebraucht, den Spieß umzudrehen, Mann!«
    »Trotter«, rief Igel. »Ich bin nicht sehr glücklich über das, was da unter uns ist. Da sind Risse. Dieses ganze Dach besteht nur aus Rissen.«
    »Das Gleiche gilt für die Wände«, bemerkte ein anderer Sappeur. »Auf allen Seiten.«
    »Das ganze Gebäude ist voller Leichen«, bemerkte ein kleiner Krieger in der Rüstung der Lestari, der neben dem Daru stand. »Wahrscheinlich schwellen sie an.«
    Paran hatte den Blick nicht von dem großen Daru abgewandt. »Habt Ihr einen Namen?«, fragte er.
    »Grantl.«
    »Gehört ihr zu irgendeiner Sekte oder so was? Oder

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