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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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um.
    Paran zuckte zurück, als wäre er geschlagen worden. Eine Hand glitt zu seinem Bauch, als ein krampfartiger Schmerz ihn durchzuckte. Er biss die Zähne zusammen und schaffte es irgendwie, den Kopf zu heben und Tippa in die Augen zu sehen. »Sie lebt«, krächzte er.
    Hab ich mir gedacht. Du bist bisher viel zu locker mit alledem umgegangen, Hauptmann. Das heißt, du hast uns Dinge vorenthalten. Eine schlechte Entscheidung. Das letzte Mal, als die Brückenverbrenner im Dunkel gehalten wurden, hat dieses Dunkel uns beinahe alle verschlungen. Das war verdammt knapp. »Wie nah ist sie? Wie weit weg, Hauptmann?«
    Sie konnte sehen, welche Wirkung ihre Worte hatten, doch ein Teil von ihr war wütend, wütend genug, um kein Mitleid aufkommen zu lassen. Offiziere verheimlichten immer irgendetwas. Das war es, was die Brückenverbrenner mittlerweile an ihren Kommandanten am meisten verachteten. Unwissenheit war tödlich.
    Paran richtete sich langsam und mühsam auf. Er holte tief Luft – einmal, zweimal –, während er sichtlich gegen die Schmerzen ankämpfte. »Humbrall Taur treibt ihnen die Pannionier in den Schoß, Korporal. Dujek und Bruth sind vielleicht noch drei Längen entfernt–«
    Stotternd meldete sich Fahrig. »Und wissen sie, was da auf sie zukommt?«
    »Ja, Sergeant.«
    »Woher?«
    Gute Frage. Wie eng ist dieser Kontakt zwischen dir und der wiedergeborenen Flickenseel? Und warum hast du uns nichts davon gesagt? Wir sind deine Soldaten. Man erwartet von uns, dass wir für dich kämpfen. Also ist es sogar eine verdammt gute Frage.
    Paran starrte Fahrig finster an, gab jedoch keine Antwort.
    Doch der Sergeant hatte nicht vor, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, nun, da er sie Tippa aus den Händen genommen hatte, und er sprach für alle Brückenverbrenner. »Also, da hätten wir uns fast von den Weißgesichtern die Köpfe abschlagen lassen, wären fast von den verdammten Tenescowri geröstet worden, und die ganze Zeit denken wir, wir sind allein. Ganz allein. Wir wissen nicht, ob das Bündnis gehalten hat oder ob Dujek und Bruth sich gegenseitig in Stücke gerissen haben und es im Westen nichts mehr gibt außer verfaulenden Gebeinen. Aber Ihr habt es gewusst. Das heißt, wenn Ihr tot wärt, Hauptmann, wenn Ihr jetzt tot wärt …«
    Dann wüssten wir nichts, verdammt. Überhaupt nichts.
    »Wenn ich tot wäre, würden wir diese Unterhaltung gar nicht führen«, erwiderte Paran. »Warum machen wir dann also nicht einfach weiter wie gehabt, Sergeant?«
    »Vielleicht machen wir überhaupt nicht mehr weiter«, knurrte Fahrig und ließ eine Hand an den Schwertgriff sinken.
    Ganz in der Nähe drehte Grantl, der am Dachrand gekauert hatte, sich langsam um und richtete sich auf.
    Augenblickmal. »Sergeant!«, schnappte Tippa. »Glaubst du, Flickenseel wird dich anlächeln, wenn sie dich das nächste Mal sieht? Wenn du jetzt tust, was du vorhast?«
    »Still, Korporal«, befahl Paran, ohne den Blick von Fahrig abzuwenden. »Bringen wir es hinter uns. Hier, ich mache es noch ein bisschen einfacher.« Der Hauptmann drehte dem Sergeanten den Rücken zu, wartete.
    Er ist so krank, dass er es beenden will. Scheiße. Und noch schlimmer … das Ganze auch noch vor Zuschauern.
    »An so was solltest du nicht mal denken, Fahrig«, warnte Fäustel den Sergeanten. »Nichts von alledem ist so, wie es aussieht – «
    Tippa drehte sich zu dem Heiler um. »Ah, jetzt kommen wir der Sache ein bisschen näher! Du hast oft genug mit Elster gequatscht, bevor wir losgezogen sind, Fäustel. Du und der Schnelle Ben. Raus damit! Wir haben hier einen Hauptmann, der solche Schmerzen hat, dass er will, dass wir ihn töten, und niemand sagt uns einen verdammten Scheiß – was im Namen des Vermummten geht hier eigentlich vor?«
    Der Heiler verzog das Gesicht. »Tja, Silberfuchs streckt ihre Fühler nach dem Hauptmann aus – aber er stößt sie weg –, also es ist nicht so, dass da ein ständiger Strom von Informationen hin und her fließt. Er weiß, dass sie am Leben ist, wie er sagt, und ich vermute, dass er irgendwie feststellen kann, wie weit sie entfernt ist, aber mehr nicht. Verdammt noch mal, Tippa. Nur weil der Hauptmann nicht mit dir spricht, glaubst du, du und wir übrigen Brückenverbrenner sollen schon wieder verraten werden? Er spricht mit niemandem! Und wenn du so viele Löcher in deinen Gedärmen hättest wie er, dann würdest du verdammt noch mal auch die Klappe halten! Und jetzt hört auf, alle! Schaut euch an, und

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