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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Und ich habe zugehört, oh ja, das habe ich. Du kennst also den Grund für die Krankheit, die die Schlafende Göttin befallen hat. Und nun willst du dich dem Verkrüppelten Gott in den Weg stellen, willst dich mit seiner Schläue messen, wenn auch nicht mit seiner Macht, und alles zunichte machen, was er zu erreichen sucht. Sterblicher, du bist wirklich auf eine Weise eingebildet, die jedes Maß übersteigt … und ich kann nicht anders, als dir Beifall zollen.«
    Der Schnelle Ben seufzte, während er die Dinge musterte, die überall im Zelt verstreut lagen. »Spöttischen Beifall, zweifellos. Wo sind meine restlichen Kleider?«
    »Ich verspotte dich nicht, Magier. Ganz im Gegenteil, ich bin beschämt von der Tiefe deiner … Integrität. So etwas in einem einfachen Soldaten zu finden, einem Soldaten, der einer bösen, gehässigen Imperatrix dient, die auf einem blutbefleckten Thron sitzt und ein Imperium von Mördern regiert – «
    »Jetzt mach mal halblang, du misslungene Marionette – «
    Talamandas lachte. »Oh, aber es ist doch schon immer so gewesen, oder etwa nicht? Im Innern des faulenden Körpers verbergen sich Diamanten! Reinen Herzens und unentwegt voller Ehrgefühl, aber im Innern ihres eigenen Hauses vom widerlichsten aller Herren belagert. Und wenn die Historiker fertig sind und die Tinte trocknet, mag das Haus leuchten und funkeln, auch wenn es brennt!«
    »Ich verstehe gar nichts mehr, Zwerg«, murmelte der Schnelle Ben. »Wie lange war ich … nicht bei Sinnen?«
    »Ziemlich lange. Deshalb hast du auch nichts mitbekommen, weder von der Rückeroberung der Stadt mitsamt dem Knecht, der die Gebeine unserer Gründer enthält, noch von der Flucht der Pannionier, die Bruth und deinen malazanischen Artgenossen in den Rachen getrieben werden. Du hast tatsächlich den ganzen Spaß verpasst. Zumindest für den Augenblick. Aber diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.«
    Der Magier hatte mittlerweile seine gesteppte Tunika gefunden. »Es wäre wirklich schön gewesen«, murmelte er, während er das schwere Kleidungsstück anzog, »all das mitzuerleben, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich im Augenblick sowieso nicht viel tun kann – «
    »Ach, was das angeht …«
    Der Schnelle Ben starrte die Stockschlinge an. »Sprich weiter.«
    »Du willst den Verkrüppelten Gott austricksen, aber du bist nicht in der Lage, die Kräfte zu nutzen, über die du verfügst. Wie willst du es dann schaffen?«
    Er griff nach seinen Hosen. »Mir wird schon noch was einfallen. Aber natürlich glaubst du, dass du eine Antwort für mich hast, stimmt’s?«
    »Ja, die habe ich.«
    »Nun, dann lass mal hören.«
    »Meine Götter sind erwacht, Magier. Mit der Nase in der Luft prüfen sie den Geruch der Dinge, und sie neigen zu quälenden Gedanken und einer mürrischen Betrachtungsweise. Du, Ben Adaephon Delat, hast dich auf einen achtbaren Weg begeben. Und bist dreist genug, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Was zu gewissen Schlüssen geführt hat. Opfer müssen gebracht werden. Für deine Sache. Du musst Zugang zu den Gewirren haben, das ist ein notwendiger Schritt. Daher besteht die Notwendigkeit, dich mit … einer passenden Rüstung auszustatten. Damit du vor dem Gift des Verkrüppelten Gottes geschützt bist.«
    Der Schnelle Ben massierte sich die Stirn. »Talamandas, wenn ihr – du und deine Götter – irgendeine Art von undurchdringlichem Umhang oder Wehrgehänge oder was auch immer zusammengenäht habt, dann sag es einfach. Bitte.«
    »Es ist nichts derart … Verbindliches, Magier. Nein, dein Körper selbst muss gegen die Infektion immun sein. Dein Verstand darf von Fieber und anderen ähnlichen Plagen nicht beeinträchtigt werden. Du musst von schützenden Kräften durchdrungen sein, die sich von Natur aus allem widersetzen, was der Verkrüppelte Gott unternimmt, wenn er versucht, deine Pläne zu durchkreuzen.«
    »Talamandas, was du da beschreibst, ist unmöglich.«
    »Genau.« Die Stockschlinge entwirrte ihre Zweigbeine und stand auf. »Also. Vor dir steht das würdige Opfer. Zweige und Bindfäden können nicht krank werden. Eine Seele, die den Tod gekannt hat, kann nicht mehr mit Fieber geschlagen werden. Die schützenden Kräfte, die mich binden, sind uralt und gewaltig, die höchsten aller Zaubereien, um mich in meinem Innern gefangen zu halten–«
    »Und doch bist du schon einmal ergriffen worden. Aus deinem Hügelgrab herausgerissen worden – «
    »Von Nekromanten, mögen ihre fauligen Herzen verwesen.

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