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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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bleckte. »Ameron war Halbnapanese.«
    »Dann waren es also tatsächlich nur die Napanesen, die die neue Imperatrix im Stich gelassen haben?« Gamet starrte Nok an; jetzt war er genauso verwirrt wie Tavore. »Aber Hadra hat zur königlichen napanesischen Linie gehört.«
    Nok sagte eine ganze Zeit lang nichts, dann seufzte er. »Scham ist ein schrecklich wirksames Gift. Einfach der neuen Imperatrix zu dienen … wäre Mittäterschaft gewesen und hätte zur Verdammung geführt. Crust, Urko und Ameron waren nicht an dem Verrat beteiligt gewesen … aber wer hätte ihnen geglaubt? Wer hätte sie nicht zwangsläufig als Teil des mörderischen Komplotts betrachtet? Doch in Wirklichkeit«, sein Blick traf sich mit dem Tavores, »hatte Hadra keinen von uns in ihren Plan eingeweiht – sie konnte es sich nicht erlauben. Sie hatte die Klaue, und das war alles, was sie brauchte.«
    »Und wie passen die Krallen in diese ganze Geschichte?«, fragte Gamet – und verfluchte sich sofort dafür. Oh, ihr Götter, ich bin einfach zu müde -
    Noks Augen weiteten sich zum ersten Mal in dieser Nacht. »Ihr habt ein gutes Gedächtnis, Faust.«
    Gamet biss die Zähne zusammen. Er spürte den harten Blick der Mandata auf sich gerichtet.
    »Ich fürchte, diese Frage kann ich nicht beantworten«, fuhr der Admiral fort. »Ich war in jener Nacht nicht in Malaz, und ich habe auch diejenigen, die dort waren, nie danach gefragt. Die Krallen sind mit Tanzers Tod verschwunden. Man hat allgemein angenommen, dass die Klauen sie gleichzeitig mit der Ermordung von Kellanved und Tanzer umgebracht haben.«
    Die Mandata ergriff wieder das Wort, ihr Tonfall war plötzlich schroff. »Ich danke Euch, Admiral. Ich möchte Euch nun nicht länger aufhalten.«
    Nok verbeugte sich und schritt aus dem Zimmer.
    Gamet wartete, auf harsche Kritik gefasst, mit angehaltenem Atem. Doch sie seufzte nur. »Ihr habt viel zu tun, Faust, denn Ihr müsst Eure Legion zusammenstellen. Daher solltet Ihr Euch jetzt zurückziehen.«
    »Mandata«, erwiderte er und mühte sich auf die Beine. Er zögerte einen Augenblick und machte sich dann mit einem Nicken auf den Weg zur Tür.
    »Gamet.«
    Er drehte sich um. »Ja?«
    »Wo ist T’amber?«
    »Sie erwartet Euch in Euren Gemächern, Mandata.«
    »Schön. Gute Nacht, Faust.«
    »Gute Nacht, Mandata.«
     
    Eimer voller Salzwasser waren auf dem gepflasterten Mittelgang zwischen den Ställen ausgekippt worden, mit dem Effekt, dass der Staub nun feucht war, die Stechmücken zur Raserei getrieben wurden und auch der scharfe Geruch nach Pferdepisse deutlich stärker geworden war. Saiten, der direkt hinter der Tür stand, konnte bereits spüren, wie seine Nebenhöhlen brannten. Sein suchender Blick blieb an vier Gestalten hängen, die fast am hinteren Ende auf zusammengebundenen Strohballen hockten. Mit finsterem Gesicht verlagerte der Brückenverbrenner das Gewicht seines Packsacks auf der Schulter und ging zu ihnen hinüber.
    »Wer war der Intelligenzbolzen, der hier anscheinend den heimischen Geruch vermisst hat?«, fragte er, als er sich ihnen bis auf ein paar Schritte genähert hatte.
    Der Halbseti namens Koryk grunzte und sagte dann: »Das muss Leutnant Ranal gewesen sein, der sich anschließend leider entschuldigen und uns ein Weilchen allein lassen musste.« Er hatte irgendwo ein Stück Leder aufgetrieben, von dem er mit einem Schlachtmesser mit schmaler Klinge lange Streifen abschnitt. Saiten hatte Typen wie ihn schon früher gesehen; sie waren davon besessen, Dinge festzubinden oder, was noch schlimmer war, sich Dinge an den Körper zu binden. Nicht einfach nur Fetische, sondern Beutestücke, zusätzliche Ausrüstungsgegenstände, Grasbüschel oder belaubte Zweige, abhängig von der Tarnung, die sie suchten. In diesem Fall erwartete Saiten mehr oder weniger, bald Strohbüschel aus dem Mann ragen zu sehen.
    Jahrhundertelang hatten die Seti einen schier endlosen Krieg gegen die Stadtstaaten Quon und Li Heng geführt, hatten die kaum bewohnbaren Gebiete verteidigt, die ihre traditionelle Heimat gewesen waren. Hoffnungslos in der Unterzahl und beständig auf der Flucht, hatten sie die Kunst des Sich-Versteckens auf die harte Tour gelernt. Doch die Seti-Gebiete waren seit mittlerweile sechzig Jahren befriedet; fast drei Generationen hatten in jenem unklaren, zwiespältigen Grenzgebiet gelebt, das den Rand der Zivilisation bildete. Die verschiedenen Stämme waren zu einem einzigen düsteren Volk verschmolzen, und Mischlinge dominierten

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