SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
dem Schulterblatt weg – eine geschwungene Platte aus purpurfarbenem Knochen, von einem Adergeflecht überzogen und mit einem Gewirr von Bändern an einem zuckenden Arm hängend, der in hohem Bogen davonflog.
Ein Krieger tauchte mit einem Schnauben ab, und stämmige Arme legten sich um Karsas Beine. Immer noch lachend, schlug der Kriegsführer der Uryd mit seinem Schwert nach unten; der Knaufstein zertrümmerte dem Angreifer die Schädeldecke. Die Arme zuckten und ließen los.
Ein Schwert zischte von rechts auf seinen Nacken zu. Karsa blieb leicht geduckt, als er herumwirbelte, um die Klinge mit seiner eigenen Waffe abzublocken. Ein tiefes, dröhnendes Geräusch rollte über die Lichtung, als die beiden Schwerter aufeinander prallten.
Er hörte die Schritte des Rathyd, der sich ihm von hinten näherte, spürte, wie die Klinge, die auf seine linke Schulter zielte, die Luft zerschnitt, und ließ sich blitzschnell nach rechts fallen. Er brachte sein Schwert in einer Kreisbewegung herum und streckte noch im Fallen die Arme aus. Die Klinge wischte über den wilden Abwärtshieb des Kriegers hinweg und an ihm vorbei, durchtrennte ein paar dicke Handgelenke, grub sich in einen Unterleib, bewegte sich vom Bauchnabel zum Brustkorb und brach schließlich ins Freie.
Er rollte sich weiter, während er stürzte, holte sich dabei den Schwung zurück, der von Fleisch und Knochen gebremst worden war, folgte mit einer Drehung der Schultern der Klinge, die unter ihm hindurchglitt, und wirbelte dann zur anderen Seite. Der Hieb fuhr knapp über den Boden, trennte den linken Fuß des letzten Rathyd über dem Knöchel ab. Dann krachte Karsa mit der rechten Schulter auf den Boden. Er rollte sich ab, sein Schwert zuckte kreuzweise über seinen Körper, lenkte einen abwärts geführten Hieb ab, ohne ihn ganz abzublocken – brennender Schmerz fraß sich in seine rechte Hüfte – dann war er außerhalb der Reichweite des Kriegers. Der Mann schrie auf und versuchte unbeholfen, sich zurückzuziehen.
Karsa vollendete seine Rolle und kam sofort wieder in die Hocke; Blut rann sein rechtes Bein hinunter, und er spürte stechende Schmerzen in seiner linken Seite, im Rücken unterhalb des rechten Schulterblatts und in seinem linken Oberschenkel, wo noch immer die Messer steckten.
Er stellte fest, dass er sich genau gegenüber dem Jugendlichen befand.
Nicht älter als Vierzig, noch nicht voll ausgewachsen, mit dünnen Gliedmaßen, wie es bei den Unfertigen häufig der Fall war. Augen, in denen sich Entsetzen spiegelte.
Karsa winkte ihm zu und wirbelte dann herum, um auf den einbeinigen Krieger loszugehen.
Der Mann schrie mittlerweile frenetisch, und Karsa sah, dass Bairoth und Delum ihn erreicht hatten und sich ihrerseits an dem Spiel beteiligten, indem sie ihm den anderen Fuß und beide Hände abhackten. Der Rathyd lag mit zuckenden Gliedern zwischen ihnen auf dem Boden, und sein Blut spritzte auf das zertrampelte Gras.
Karsa warf einen Blick über die Schulter und sah, dass der Jugendliche in Richtung der Bäume davonrannte. Der Kriegsführer lächelte.
Bairoth und Delum begannen, den zappelnden Rathyd hin und her zu jagen, wobei sie immer wieder Stücke von seinen zuckenden Gliedmaßen abschlugen.
Sie waren wütend, das wusste Karsa. Denn er hatte ihnen nichts übrig gelassen.
Ohne sich weiter um seine beiden Kameraden und ihre brutale Folter zu kümmern, zog er das Schlachtermesser aus seinem Oberschenkel. Blut quoll aus der Wunde, aber es spritzte nicht heraus, was bedeutete, dass keine Schlagader verletzt worden war. Das Messer in seiner linken Seite war an den Rippen entlanggerutscht und steckte flach unter Haut und ein paar Muskelsträngen. Er zog die Waffe heraus und warf sie weg. Das letzte Messer, das tief in seinen Rücken eingedrungen war, war schwerer zu erreichen, und er brauchte ein paar Versuche, bis er das verschmierte Heft vernünftig zu fassen bekam und herausziehen konnte. Wäre die Klinge länger gewesen, hätte sie sein Herz erreicht. Doch so würde diese Verletzung wahrscheinlich nur die lästigste der drei allesamt unbedeutenden Wunden sein. Der Schwerthieb, der seine Hüfte und einen Teil seiner Pobacke verletzt hatte, war schon etwas ernster. Er musste sorgfältig genäht werden und würde sowohl das Reiten wie das Gehen für ein Weilchen ziemlich schmerzhaft machen.
Der Blutverlust oder ein tödlicher Schwerthieb hatte den zerstückelten Rathyd zum Schweigen gebracht, und Karsa hörte Bairoths schwere
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