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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gebrochener Mann«, fuhr L’oric fort. »Sind diese Neuigkeiten angenehm genug? Da ist noch etwas: Die Geißel namens T’lan Imass ist nicht mehr. Sie sind allesamt fort. Die unschuldigen Bewohner des Reichs der Sieben Städte werden ihren Terror niemals mehr erleiden müssen. Also«, schloss er, »was bleibt der Imperatrix noch? Mandata Tavore. Ein außergewöhnliches Jahr für das Imperium. Coltaine und die Siebte, die Aren-Legion, Elster, die Brückenverbrenner, Einarms Heer – es wird nicht leicht für uns sein, das zu überbieten.«
    »Aber das werden wir«, sagte Korbolo Dom lachend. Er hatte beide Hände zu Fäusten geballt – so fest, dass die Knöchel weiß wurden. »Elster! Tot! Oh, ich werde den Vermummten heute Nacht segnen! Ich werde ihm ein Opfer darbringen! Und Dujek – oh, sein Geist wird tatsächlich gebrochen sein. Zermalmt!«
    »Genug der Schadenfreude«, knurrte Heboric. Er fühlte sich elend.
    Kamist Reloe beugte sich nach vorn. »L’oric!«, zischte er. »Was ist mit dem Schnellen Ben?«
    »Er lebt, leider. Kalam hatte die Armee nicht begleitet – niemand weiß, wo er ist. Es hat nur eine Hand voll von Überlebenden unter den Brückenverbrennern gegeben. Dujek hat sie entlassen und als Verluste aufgeführt – «
    »Wer hat überlebt?«, wollte Kamist wissen.
    L’oric runzelte die Stirn. »Eine Hand voll, wie ich schon gesagt habe. Ist das denn so wichtig?«
    »Oh ja!«
    »Nun gut.« L’oric warf Sha’ik einen Blick zu. »Erwählte, erlaubt Ihr mir, einmal mehr Kontakt zu meinem Diener in jener weit entfernten Armee aufzunehmen? Es wird nur wenige Augenblicke dauern.«
    Sie zuckte die Schultern. »Nur zu.« Dann, als L’oric den Kopf senkte, lehnte sie sich langsam in ihren Stuhl zurück. »Also. Unser Feind hat eine nicht wieder gutzumachende Niederlage erlitten. Die Imperatrix und ihr teures Imperium wanken, nun, da dieser entscheidende Schwall Lebensblut vergossen worden ist. Damit fällt es uns zu, ihr den Todesstoß zu versetzen.«
    Heboric hatte den Verdacht, dass er als Einziger der Anwesenden hörte, wie hohl ihre Worte klangen.
    Schwester Tavore steht jetzt allein.
    Und allein zu sein ist das, was ihr am liebsten ist. Alleinsein ist der Zustand, in dem sie gedeiht. Ach, Mädchen, du tust so, als würden diese Neuigkeiten dich in freudige Erregung versetzen, doch ist genau das Gegenteil eingetreten, nicht wahr? Denn deine Furcht vor Schwester Tavore ist nur noch größer geworden.
    Sie lähmt dich förmlich.
    L’oric begann zu sprechen, ohne den Kopf zu heben. »Blend. Zeh. Fäustel. Spindel. Sergeant Fahrig. Leutnant Tippa … Hauptmann Paran.«
    Von dem hochlehnigen Stuhl kam ein dumpfes Geräusch, als Sha’iks Kopf nach hinten zuckte. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, das war das Einzige, was Heboric mit seinen schlechten Augen ausmachen konnte, doch er wusste, dass der Schock ihre Gesichtszüge zeichnen würde. Ein Schock, der ihn ebenfalls getroffen hatte, auch wenn es bei ihm nur der Schock der Erkenntnis war – auf keinen Fall dasselbe, was es für die Frau auf dem Thron bedeutete.
    Ungeachtet all dessen fuhr L’oric fort. »Der Schnelle Ben ist Hohemagier geworden. Man nimmt an, dass die überlebenden Brückenverbrenner mittels eines Gewirrs nach Darujhistan gelangt sind, doch was das angeht, ist sich mein Spion nicht ganz sicher. Elster und die gefallenen Brückenverbrenner wurden beerdigt … in Mondbrut. Bei den Göttern hienieden, die Festung … sie ist … aufgegeben worden! Der Sohn der Dunkelheit hat Mondbrut aufgegeben!« Er schien zu erschauern und blickte langsam auf, blinzelte hektisch. Ein tiefer Atemzug. »Elster wurde von einem Kommandanten aus Caladan Bruths Armee getötet. Es scheint, als wäre das Bündnis von Verrat heimgesucht worden.«
    »Natürlich«, schnaubte Korbolo Dom höhnisch.
    »Wir müssen über den Schnellen Ben nachdenken«, sagte Kamist Reloe, der unablässig die Hände in seinem Schoß rang. »Wird Tayschrenn ihn zu Tavore schicken? Was ist mit den dreitausend Mann, die noch von Einarms Heer übrig sind? Selbst wenn Dujek sie nicht befehligt – «
    »Ihr Geist ist gebrochen«, sagte L’oric. »Daher haben die wandernden Seelen unter ihnen mich auch aufgespürt.«
    »Und wo ist Kalam Mekhar?«, zischte Kamist, wobei er unabsichtlich über seine Schulter blickte und angesichts seines eigenen Schattens an der Wand zusammenzuckte.
    »Ohne den Schnellen Ben ist Kalam Mekhar nichts«, stieß Korbolo Dom wütend hervor.

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