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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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halten?«
    Das Lächeln verblasste allmählich. »Aber ich sage Euch doch, die Krallen gibt es nicht mehr. Hadra hat sie ausgelöscht. Wisst Ihr etwas, das dagegen sprechen könnte?«
    Sie schwieg einen Augenblick, wandte sich dann ab. »Nein. Ich habe es einfach nur … angenommen.«
    »Ah ja. Werdet Ihr mir also helfen?«
    »Perl ist hierher unterwegs«, sagte Lostara und blickte den Gott wieder an.
    »Ich bin sehr wohl in der Lage, mich kurz zu fassen, wenn es erforderlich ist.«
    »Was soll ich tun?«
    Einen halben Glockenschlag später klopfte es leicht an der Tür, und Perl kam hereinstolziert.
    Er blieb unverzüglich stehen. »Ich rieche Zauberei.«
    Lostara, die auf dem Bett saß, zuckte die Schultern und stand auf, um nach der Tasche mit ihren Sachen zu greifen. »Im Schattentanz gibt es Bewegungsabläufe«, sagte sie beiläufig, »die gelegentlich Rashan erwecken.«
    »Rashan! Klar.« Er trat dichter an sie heran, blickte sie forschend an. »Der Schattentanz. Ihr beherrscht ihn?«
    »Früher. Vor langer Zeit. Ich bin keinem Gott treu, Perl. Das war ich noch nie. Aber ich habe herausgefunden, dass der Tanz mir im Kampf hilft. Er hält mich beweglich, und das brauche ich am nötigsten, wenn ich nervös oder unglücklich bin.«
    Sie hängte sich die Tasche über eine Schulter und wartete.
    Perl zog die Brauen hoch. »Nervös oder unglücklich?«
    Sie antwortete ihm mit einem säuerlichen Blick und ging zur Tür. »Ihr habt gesagt, Ihr wärt über einen Anhaltspunkt gestolpert …«
    Er gesellte sich zu ihr. »Das kann man so sagen. Aber zunächst eine Warnung: Diese Bewegungsabläufe, die Rashan erwecken – es wäre für uns beide am besten, wenn Ihr die in der Zukunft vermeiden könntet. Solche Arten von Aktivität bergen das Risiko, möglicherweise irgendwo … Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Nun gut. Also, dann führt mich.«
     
    Ein einzelner Wächter lungerte vor dem Eingang zu dem Anwesen herum; neben ihm stand ein zusammengebundenes Bündel Stroh. Seine blassgrünen Augen ließen Lostara und Perl nicht los, als sie die Straße überquerten und auf das Anwesen zugingen. Die Uniform und die Rüstung des Mannes waren stumpf vom Staub. An einem Ohr hing ein kleiner menschlicher Fingerknochen an einem Bronzering. Der Mann machte ein wehleidiges Gesicht und holte tief Luft, ehe er sagte: »Ihr seid die Vorhut? Geht zurück und sagt ihr, dass wir noch nicht fertig sind.«
    Lostara blinzelte und warf Perl einen Blick zu.
    Ihr Begleiter lächelte. »Sehen wir wie Boten aus, Soldat?«
    Die Augen des Wächters wurden schmal. »Habe ich Euch nicht unten in Pugroots Kneipe auf einem Tisch tanzen sehen?«
    Perls Lächeln wurde breiter. »Und – hast du auch einen Namen, Soldat?«
    »Vielleicht.«
    »Und, wie lautet er?«
    »Hab’ ich doch gerade gesagt. Vielleicht. Soll ich ihn buchstabieren oder was?«
    »Kannst du das denn?«
    »Nein. Ich hab’ mich nur gerade gefragt, ob Ihr blöd seid, das ist alles. Also, wenn Ihr nicht die Vorhut der Mandata seid und nicht gekommen seid, um uns vor dieser überraschenden Inspektion zu warnen, was wollt Ihr dann?«
    »Einen Moment«, sagte Perl stirnrunzelnd. »Wie kann eine Inspektion überraschend erfolgen, wenn es vorab eine Warnung gibt?«
    »Bei den ledrigen Füßen des Vermummten, Ihr seid ja doch blöde. So läuft das eben – «
    »Dann bekommst du jetzt von mir eine Warnung.« Er zwinkerte Lostara zu, während er fortfuhr: »Scheint so, als ob ich das den ganzen Tag über tun würde. Hör zu, Vielleicht, die Mandata wird euch nicht vor ihren Inspektionen warnen – und rechnet auch nicht damit, dass eure Offiziere es tun. Sie hat ihre eigenen Regeln, und es ist besser, ihr gewöhnt euch gleich daran.«
    »Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, was Ihr wollt.«
    »Ich muss mit einem ganz bestimmten Soldaten des Fünften Trupps der Neunten Kompanie sprechen, und soweit ich weiß, ist er hier in diesen Behelfsunterkünften untergebracht.«
    »Tja, ich bin im Sechsten, nicht im Fünften.«
    »Ja … und?«
    »Na, ist doch wohl sonnenklar, oder? Ihr wollt gar nicht mit mir reden. Geht rein, Ihr stehlt mir nur meine Zeit. Und beeilt Euch, ich fühle mich nicht besonders gut.«
    Der Wächter öffnete das Tor und schaute zu, wie sie hineingingen; seine Blicke blieben mehrere Herzschläge lang an Lostaras schwingenden Hüften hängen, bis er das verstärkte Tor wieder zuwarf.
    Das Strohbündel neben ihm begann plötzlich zu schimmern und verwandelte sich in einen

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