SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
Schattentanzens. Es sollte nie aufgeführt werden, Lostara. In Wirklichkeit war es eine höchst kriegerische Kunst. Die Kunst des Tötens.«
»Ich bin keine Anhängerin des Schattens – weder von Rashans noch von Eurer Version – «
»Das ist nicht die Loyalität, um deretwillen ich mich an Euch wende«, erwiderte Cotillion.
Sie schwieg, kämpfte ebenso sehr darum, ihren Gedanken Sinn zu verleihen, wie seinen Worten. Cotillion … war Tanzer. Schattenthron … muss Kellanved gewesen sein, der Imperator! Sie machte ein finsteres Gesicht. »Meine Loyalität gilt dem malazanischen Imperium. Dem Imperium – «
»Sehr gut«, erwiderte er. »Ich bin erfreut.«
»Und jetzt werdet Ihr versuchen, mich davon zu überzeugen, dass Imperatrix Laseen nicht die rechtmäßige Herrscherin des Imperiums sein soll – «
»Ganz und gar nicht. Sie soll ruhig herrschen. Aber leider steckt sie im Augenblick ganz schön in Schwierigkeiten, stimmt’s? Sie könnte ein bisschen … Hilfe gebrauchen.«
»Sie hat Euch angeblich ermordet!«, zischte Lostara. »Euch und Kellanved – alle beide!« Sie bat Euch betrogen.
Cotillion zuckte einfach nur erneut die Schultern. »Alle hatten ihre … Pflichten. Lostara, in dem Spiel, das hier gespielt wird, geht es um weit mehr als um irgendein Imperium, das von Sterblichen geschaffen wurde. Aber das Imperium, über das wir gerade sprechen -Euer Imperium –, nun, sein Erfolg ist entscheidend für das, wonach wir trachten. Und wenn Ihr in vollem Ausmaß über jüngst geschehene Ereignisse Bescheid wüsstet, die sich weit weg von hier zugetragen haben, würdet Ihr nicht erst überzeugt werden müssen, dass die Imperatrix im Augenblick auf einem sehr wackligen Thron sitzt.«
»Doch selbst Ihr habt den Impera – habt Schattenthron verraten. Habt Ihr mir nicht gerade erzählt – «
»Manchmal sehe ich weiter als mein teurer Kamerad. Tatsächlich scheint er besessen von dem Wunsch, Laseen leiden zu sehen – ich habe andere Pläne, und so lange er sie als Teil seiner eigenen betrachtet, gibt es keine zwingende Notwendigkeit, ihn darüber eines Besseren zu belehren. Aber ich werde nicht versuchen, Euch zu täuschen und so zu tun, als wäre ich allwissend. Ich gebe zu, dass ich schwerwiegende Fehler gemacht habe, ja, dass ich das Gift des Misstrauens tatsächlich kenne. Der Schnelle Ben. Kalam. Elster. Wem gegenüber waren sie wirklich loyal? Nun, letzten Endes habe ich meine Antwort erhalten, aber ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob sie mich eher froh stimmt oder beunruhigt. Es gibt eine Gefahr, die Aufgestiegene ganz besonders quält, und das ist die Tendenz, zu lang zu warten. Bevor sie handeln, bevor sie – wenn Ihr so wollt – aus den Schatten treten.« Er lächelte erneut. »Ich werde wieder gutmachen, dass ich in der Vergangenheit gezögert habe – was gelegentlich tödliche Folgen hatte. Und deshalb stehe ich hier vor Euch, Lostara Yil, und bitte Euch um Eure Hilfe.«
Ihr Gesichtausdruck wurde noch finsterer. »Warum sollte ich Perl nichts von dieser … dieser Begegnung erzählen?«
»Es gibt keinen Grund, aber mir wäre lieber, Ihr würdet es nicht tun. Ich bin noch nicht bereit für Perl. Was Euch angeht – wenn Ihr schweigt, wird das kein Verrat sein, denn wenn Ihr tut, worum ich Euch bitte, werdet Ihr beide im Gleichschritt marschieren. Ihr werdet in keinen Konflikt geraten, ganz egal, was auch passiert oder was Ihr bei Euren Reisen entdeckt.«
»Wo ist dieser … Delat?«
Er zog die Brauen hoch, als hätte die Frage ihn kurzfristig überrascht, dann seufzte er und nickte. »Ich habe in diesen Tagen leider keine Macht über ihn. Warum? Er ist zu mächtig. Zu geheimnisvoll. Zu hinterhältig. Zu verdammt schlau, beim Vermummten. Selbst Schattenthron hat seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge gerichtet. Ich würde gerne ein Wiedersehen arrangieren, aber ich fürchte, dazu habe ich nicht die Macht.« Er zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Manchmal muss man einfach nur auf das Schicksal vertrauen, Lostara. Die Zukunft verspricht immer nur eines – und wirklich nur das: Überraschungen. Aber eines solltet Ihr noch wissen: Wir wollen alle auf unsere Art das malazanische Imperium retten. Wollt Ihr mir helfen?«
»Wenn ich es täte, würde mich das zu einer Kralle machen?«
Cotillions Lächeln wurde breiter. »Aber die Krallen gibt es nicht mehr, meine Liebe.«
»Also wirklich, Cotillion, Ihr wollt mich doch nicht tatsächlich um Hilfe bitten und gleichzeitig zum Narren
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