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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gemeinsam. Deinen ersten Verbündeten hast du.«
    »Warum?«
    Er lächelte, unsichtbar, da sein Mund hinter dem Tuch verborgen war. »Fayelle ist bei Korbolo Dom, ja? Nun, es steht noch ein Treffen mit Korbolo Dom aus. Und auch mit Kamist Reloe. Also werden wir uns zusammentun, um Hauptmann Gütig zu überzeugen. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Die Erleichterung in ihrer Stimme versetzte dem Assassinen einen Stich. Sie war auf ihrer tödlichen Suche viel zu lang allein gewesen. Sie hatte Hilfe gebraucht … doch niemand war da gewesen, an den sie sich hätte wenden können. Nur eine Waise mehr in dieser verdammten Rebellion, beim Vermummten. Er erinnerte sich daran, wie er jene dreizehnhundert Kinder zum ersten Mal gesehen hatte, die er vor einigen Monaten – als er zum letzten Mal dieses Land durchquert hatte – unbeabsichtigt gerettet hatte. Und dort, in jenen Gesichtern, hatte er den wahren Schrecken des Krieges gesehen. Diese Kinder waren noch am Leben gewesen, als die Aasvögel heruntergekommen waren, um sich ihre Augen zu holen … Ein Schaudern durchrann ihn.
    »Ist etwas nicht in Ordnung? Es hat ausgesehen, als wärst du ziemlich weit weg gewesen.«
    Er blickte ihr in die Augen. »Nein, Mädchen, ich war viel näher, als du glaubst.«
    »Nun, ich habe bereits den größten Teil meiner Arbeit für heute Nacht erledigt. Mit Irriz und seinen Männern wird nicht mehr viel los sein, wenn der Morgen anbricht.«
    »So? Und was hattest du für mich geplant?«
    »Ich war mir nicht sicher. Ich hatte gehofft, dass du schnell getötet wirst, wenn du als Erster gehst. Hauptmann Gütigs Magier wäre dir nicht zu nahe gekommen – das hätte er den Soldaten mit ihren Armbrüsten überlassen.«
    »Und was ist mit dem Loch, das du in die Klippe sprengen wolltest?«
    »Das wäre nur eine Illusion gewesen. Ich bereite mich schon seit Tagen darauf vor. Ich glaube, ich kann es schaffen.«
    Tapfer und verzweifelt. »Nun, Schätzchen, deine Bemühungen scheinen weit über das hinauszugehen, was ich vorhatte. Ich wollte eigentlich nur ein kleines Gemetzel anrichten, nichts weiter. Du hast vorhin gesagt, dass mit Irriz und seinen Leuten nicht mehr viel los sein wird. Was hast du damit gemeint?«
    »Ich habe ihr Wasser vergiftet.«
    Kalam erbleichte hinter seiner Maske. »Du hast das Wasser vergiftet? Womit?«
    »Tralb.«
    Der Assassine erwiderte lange nichts. Dann fragte er: »Wie viel?«
    Sie zuckte die Schultern. »Alles, was der Heiler hatte. Vier Phiolen. Er hat einmal gesagt, dass er es dazu benutzt, das Zittern zu heilen, das manchmal alte Leute befällt.«
    Klar. Einen Tropfen. »Wann hast du das getan?«
    »Es ist noch nicht lange her.«
    »Das heißt, es ist unwahrscheinlich, dass schon jemand von dem Wasser getrunken hat.«
    »Außer vielleicht die Wächter.«
    »Warte hier, Mädchen.« Kalam bewegte sich lautlos durch die Dunkelheit, bis er in Sichtweite der drei Krieger kam, die den Vorposten bemannten. Vorhin hatten sie gesessen. Das war nicht mehr der Fall. Aber da war Bewegung, knapp über dem Erdboden. Er glitt näher heran.
    Die drei Gestalten wanden sich in Krämpfen, ihre Arme und Beine zuckten. Schaum stand auf ihren Lippen, und ihre hervorquellenden Augen hatten zu bluten begonnen. Sie hatten sich besudelt. Ganz in der Nähe lag ein Wasserschlauch auf einem Fleck nassen Sandes, der schnell unter einer Decke aus Kapmotten verschwand.
    Der Assassine zog sein Schlachtmesser. Er würde vorsichtig sein müssen, denn wenn er mit Blut, Speichel oder einer anderen Körperflüssigkeit in Berührung kam, drohte ihm ein ähnliches Schicksal. Die Krieger waren dazu verdammt, eine Zeitspanne, die ihnen wie eine Ewigkeit erscheinen würde, weiter so zu leiden – sie würden sich auch bei Anbruch der Morgendämmerung noch in Krämpfen winden, und das würde so weitergehen, bis entweder ihr Herz aussetzte oder sie an Austrocknung starben. Schrecklicherweise war Letzteres bei Tralb häufiger als Ersteres.
    Er kam zum vordersten Wächter und sah in den tränenden Augen des Mannes, dass der ihn erkannte. Kalam hob das Messer. Jetzt lag Erleichterung im Blick des Vergifteten. Der Assassine rammte ihm die Waffe mit der schmalen Klinge in das Auge, leicht schräg nach oben. Der Körper versteifte sich und sank dann mit einem schaumigen Seufzen zurück.
    Schnell wiederholte er diese unangenehme Aufgabe bei den anderen beiden.
    Dann reinigte er sein Messer sehr sorgfältig im Sand.
    Kapmotten mit raschelnden Flügeln stürzten

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