SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
Galopp, Galopp zum Angriff.
Der zerschlagene T’lan Imass stellte sich etwas breitbeiniger hin, hob sein Obsidian-Schwert und machte sich bereit.
Auf der schmalen Brücke konnten ihn immer nur zwei Reiter gleichzeitig erreichen, und außerdem war klar, dass sie vorhatten, Onrack einfach niederzureiten. Doch der T’lan Imass hatte in den Diensten des malazanischen Imperiums gekämpft, in Falar und im Reich der Sieben Städte – und er hatte in vielen Schlachten Reiterkriegern gegenübergestanden. Einen Augenblick, bevor die beiden vorderen Reiter ihn erreichten, warf Onrack sich vorwärts. Zwischen die Pferde. Ohne auf den Säbel zu achten, der zu seiner Linken heranwirbelte, hieb der T’lan Imass mit seiner Klinge gegen den Rumpf des anderen Kriegers.
Zwei Elfenbeinklingen trafen ihn gleichzeitig. Die zu seiner Linken zerschmetterte sein Schlüsselbein und glitt weiter, tief in sein Schulterblatt, durchschlug es in einer Wolke aus Knochensplittern. Der Säbel zu seiner Rechten hackte seitlich durch sein Gesicht nach unten, schlug von der Schläfe bis zum Kieferknochen ein Stück ab.
Onrack spürte, wie sich seine eigene Obsidian-Klinge tief in die Rüstung des Kriegers grub. Das Emaille barst.
Dann waren die beiden Angreifer an ihm vorbei, und die beiden anderen griffen an.
Der T’lan Imass ließ sich in die Hocke sinken und hielt sein Schwert waagerecht über den Kopf. Die beiden Elfenbeinklingen hämmerten fast gleichzeitig darauf ein, die Wucht der Hiebe erschütterte Onracks zerschlagenen Körper.
Sie waren jetzt alle an ihm vorbei, ritten auf den Vorplatz hinaus, um ihre Pferde zu wenden. Behelmte Köpfe wandten sich ihm zu, die Reiter wollten den einsamen Krieger sehen, der ihren Angriff irgendwie überlebt hatte.
Hufe donnerten über die lehmverschmierten Pflastersteine, als die Krieger ihre Pferde zugehen und die Waffen senkten. Derjenige, dessen Rüstung von Onracks Obsidian-Schwert zerschmettert worden war, hing vornübergebeugt im Sattel und presste einen Arm gegen seinen Bauch. An der Flanke seines Pferdes waren Blutspritzer zu sehen.
Onrack schüttelte sich, und kleine Stückchen seiner zerschmetterten Knochen flogen davon und prasselten zu Boden. Dann senkte er seine eigene Waffe, stellte die Spitze auf den Boden und wartete, während einer der Reiter sein Pferd vorwärts trieb.
Eine gepanzerte Hand schob das Visier nach oben, und es wurden Gesichtszüge sichtbar, die – abgesehen von der weißen, fast leuchtenden Haut – denen Trull Sengars verblüffend ähnlich sahen. Kalte, silberne Augen sahen voller Abscheu auf den T’lan Imass hinab. »Kannst du sprechen, Lebloser? Verstehst du die Sprache der Reinheit?«
»Sie erscheint mir nicht reiner als irgendeine andere«, erwiderte Onrack.
Der Krieger blickte ihn finster an. »Wir verzeihen keine Unwissenheit. Du bist ein Diener des Todes. Wenn man mit einer Kreatur wie dir zu tun hat, gibt es nur ein Bedürfnis – und das ist, sie auszulöschen. Mach dich bereit.«
»Ich diene niemandem«, sagte Onrack und hob erneut sein Schwert. »Na los, kommt her.«
Doch der Verwundete hob eine Hand. »Haltet ein, Enias. Diese Welt ist nicht die unsrige – und dieser untote Wilde ist keiner der Sünder, die wir suchen. Tatsächlich ist keiner von ihnen hier, wie Ihr selbst spüren werdet. Dieses Portal ist seit Jahrtausenden nicht mehr benutzt worden. Wir müssen unsere Suche an einem anderen Ort fortsetzen. Doch als Erstes bedarf ich der Heilung.« Weiterhin einen Arm vor den Bauch haltend, stieg der Krieger vorsichtig ab. »Orenas, kommt her zu mir.«
»Erlaubt mir, zuerst dieses Ding zu zerstören, Seneschall – «
»Nein. Wir werden es hinnehmen, dass es existiert. Vielleicht kann es uns Antworten geben, die uns bei unserer Suche weiterhelfen. Und wenn nicht, können wir es später immer noch zerstören.«
Der Mann namens Orenas glitt von seinem Pferd und trat zu dem Seneschall.
Enias lenkte sein Pferd ein bisschen näher an den T’lan Imass heran, als hätte er den Gedanken an einen Kampf immer noch nicht ganz aufgegeben. Er bleckte die Zähne. »Es ist nicht mehr viel von dir übrig, Lebloser. Sind das da die Kerben von Fängen? Ich glaube, deine Brust ist zwischen die Kiefer eines Tiers geraten. War es dasselbe, das deinen Arm gestohlen hat? Mit welcher Art von Zauberei klammerst du dich an dein Dasein?«
»Ihr habt Tiste-Blut in den Adern«, bemerkte Onrack.
Das Gesicht des Mannes verzog sich zu einem höhnischen Grinsen.
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