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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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packte die Vorräte von seinem und Karsas Streitross auf Delums Schlachtross um, denn es war offensichtlich, dass Delum vergessen hatte, wie man ritt. Er würde mit den Hunden laufen.
    Als sie sich zum Aufbruch bereitmachten, sagte Bairoth: »Es könnte sein, dass der Wächter vom Silbersee gekommen ist. Dass er sie vor unserem Kommen warnt.«
    »Wir werden ihn finden«, knurrte Karsa. Er hockte auf dem Boden und fädelte die letzte seiner Trophäen auf einen Lederriemen. »Er kann den Hunden nur entgangen sein, indem er geklettert ist, also wird er nicht rasch vorankommen. Wir werden nach seinen Spuren Ausschau halten. Wenn er die ganze Nacht lang gerannt ist, wird er müde sein. Wenn nicht, kann er noch nicht weit sein.« Karsa richtete sich auf und hielt den Streifen mit den abgetrennten Ohren und Zungen vor sich, musterte die kleinen, verstümmelten Gegenstände noch einen Augenblick und schlang sich dann seine Trophäensammlung um den Hals.
    Er schwang sich auf Havoks Rücken und griff nach dem einzelnen Zügel.
    Nagers Meute bewegte sich an die Spitze, um den Pfad auszukundschaften; Delum befand sich bei ihnen, die dreibeinige Hündin hielt er in den Armen.
    Sie brachen auf.
    Kurz vor Mittag fanden sie Spuren des letzten Tiefländers, dreißig Schritt hinter den Kadavern der beiden fehlenden Hunde – in beiden steckte ein Armbrustbolzen. Ganz in der Nähe lag ein wirrer Haufen aus Teilen einer eisernen Rüstung, Lederriemen und Verbindungsstücken. Der Wächter hatte Ballast abgeworfen.
    »Dieses Kind ist ein ziemlich kluger Bursche«, bemerkte Bairoth Gild. »Er wird uns hören, bevor wir ihn sehen, und einen Hinterhalt legen.« Sein verschleierter Blick flackerte zu Delum. »Noch mehr Hunde werden getötet werden.«
    Karsa schüttelte bei Bairoths Worten den Kopf. »Er wird uns nicht auflauern, denn dann wird er sterben, und das weiß er. Wenn wir ihn einholen, wird er versuchen, sich zu verstecken. Seine einzige Hoffnung liegt in der Flucht – hinauf auf die Klippen –, und dann werden wir an ihm vorbeiziehen, und es wird ihm nicht gelingen, den Silbersee vor uns zu erreichen.«
    »Dann jagen wir ihn also nicht?«, fragte Bairoth überrascht.
    »Nein. Wir reiten zum Knochenpass.«
    »Dann wird er uns verfolgen, Kriegsführer. Ein Feind, der in unserem Rücken frei herumläuft …«
    »Ein Kind. Diese Armbrustbolzen können vielleicht einen Hund töten, aber für uns Teblor sind sie nur Zweige. Schon unsere Rüstung wird den größten Teil der kleinen Geschosse aufhalten – «
    »Er muss ein scharfes Auge haben, Karsa Orlong, wenn er zwei Hunde in der Dunkelheit töten konnte. Er wird dorthin zielen, wo unsere Rüstung uns nicht schützt.«
    Karsa zuckte die Schultern. »Dann müssen wir dafür sorgen, dass er weit genug hinter uns ist, wenn wir den Pass erreichen.«
    Sie zogen weiter. Der Pfad wurde breiter, während er sich in die Höhe wand; der ganze Steilabbruch stieg im nördlichen Teil an. Meile um Meile legten sie in schnellem Trab zurück, bis sie am späten Nachmittag in Nebelwolken hineinritten. Ein tiefes, tosendes Geräusch erklang direkt vor ihnen.
    Plötzlich war der Pfad verschwunden.
    Karsa zügelte sein Pferd inmitten der umherirrenden Hunde und stieg ab.
    Die Kante fiel senkrecht ab. Jenseits davon und links von Karsa hatte ein Fluss einen mehr als tausend Schritt tiefen Einschnitt in den Felsen gegraben, hinab bis zu einer Art Felsbank, über die er dann weitere tausend Schritt in die Tiefe stürzte, in ein in dichten Nebel gehülltes Tal. Aus Spalten im Felsgestein sprühten ein Dutzend oder mehr fadendünner Wasserfälle an beiden Seiten des Einschnitts hinab. Die Szenerie wirkte – das wurde Karsa nach einem Augenblick klar – irgendwie falsch. Sie befanden sich jetzt am höchsten Punkt des Steilabbruchs, direkt an der Kante. Ein Fluss, der sich einen natürlichen Weg ins Tiefland suchte, passte nicht hierher. Und – was noch merkwürdiger war – die flankierenden Wasserfälle drangen aus Felsspalten, die ungleich hoch lagen, als ob die Berge auf beiden Seiten mit Wasser gefüllt wären.
    »Karsa Orlong.« Bairoth musste schreien, um sich in dem Getöse, das aus der Tiefe zu ihnen heraufdrang, verständlich zu machen. »Irgendjemand – vielleicht ein alter Gott – hat einen Berg in zwei Hälften gespalten. Dieser Einschnitt da wurde nicht vom Wasser ausgefressen. Nein, er sieht aus, als wäre er mit einer gigantischen Axt geschlagen worden. Und die Wunde … blutet.«
    Ohne

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