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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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auf Bairoths Worte zu antworten, drehte Karsa sich um. Gleich zu seiner Rechten wand sich ein felsiger Pfad in die Tiefe, ein steiler, feucht glänzender Pfad aus Schiefer und Geröll.
    »Ist das da unser Weg nach unten?« Bairoth trat an Karsa vorbei, warf dem Kriegsführer einen ungläubigen Blick zu. »Aber da können wir nicht runter! Er wird sich unter unseren Füßen auflösen! Unter den Hufen der Pferde! Dann werden wir in der Tat rasch nach unten kommen – indem wir wie Steine über die Klippe stürzen!«
    Karsa hockte sich hin und hob einen kleinen Felsbrocken auf. Er warf ihn den Pfad hinunter. Dort, wo er zuerst auftraf, begann der Schiefer sich zu bewegen; er erzitterte und rutschte dann in einer immer größer werdenden Woge hinter dem weiter hinabtanzenden Felsbrocken her, bis schließlich alles im Nebel verschwand.
    Zurück blieben grobe, breite Stufen.
    Die vollständig aus Knochen erbaut waren.
    »Es ist genau, wie Pahlk erzählt hat«, murmelte Karsa, ehe er sich zu Bairoth umdrehte. »Komm, unser Pfad wartet.«
    Bairoths Augen waren verschleiert. »Das tut er in der Tat, Karsa Orlong. Unter unseren Füßen befindet sich eine Wahrheit.«
    Karsa machte ein finsteres Gesicht. »Dies ist der Weg, der uns von den Bergen nach unten führt. Nichts weiter, Bairoth Gild.«
    Der Krieger zuckte die Schultern. »Ganz wie du meinst, Kriegsführer, ganz wie du meinst.«
    Mit Karsa an der Spitze begannen sie den Abstieg.
    Die Knochen waren in etwa so groß wie die der Tiefländer, aber schwerer, dicker und durch und durch versteinert. Hier und da waren Geweihe und Stoßzähne zu sehen, ebenso wie kunstvoll geschnitzte Knochenhelme aus den Totenschädeln größerer Tiere. Eine Armee war erschlagen worden, dann waren ihre Knochen ausgebreitet und auf komplizierte Weise zu diesen grimmigen Stufen verzahnt worden. Die Nebel hatten schnell wieder einen Wasserschleier auf die Stufen gelegt, doch jede einzelne Stufe war fest, breit und ganz leicht nach hinten geneigt, um das Risiko auszurutschen zu verringern. Gebremst wurden die Teblor nur durch das vorsichtige Herabsteigen der Streitrosse.
    Es schien, als hätte die Geröll-Lawine, die Karsa ausgelöst hatte, den Weg bis zu dem gewaltigen steinernen Sims hinab frei gemacht, wo sich der Fluss sammelte, ehe er in das darunter liegende Tal stürzte. Während der tosende Wasserwirbel zu ihrer Linken immer näher rückte und sich zu ihrer Rechten rauer zerklüfteter Fels befand, stiegen die Krieger mehr als tausend Schritt hinab, und mit jedem Schritt wurde es düsterer um sie herum.
    Bleiches, geisterhaftes Licht, unterbrochen von Fetzen von dunklerem, undurchsichtigem Nebel beherrschte den Felsvorsprung, der sich auf dieser Seite des Wasserfalls erstreckte. Die Knochen bildeten eine Art ebenen Fußboden, grenzten rechts an die Felswand und schienen unter dem Fluss weiterzuführen, der nun gewaltig und monströs weniger als zwanzig Schritt entfernt zu ihrer Linken toste.
    Die Pferde brauchten Ruhe. Karsa blickte Bairoth hinterher, der auf den Fluss zuritt, und warf dann einen Blick auf Delum, der nass und zitternd inmitten von Nagers Meute kauerte. Der schwache Schimmer, der von den Knochen ausging, schien einen unnatürlich kalten Lufthauch mit sich zu tragen. Alles um sie herum war irgendwie farblos und seltsam tot. Selbst die gewaltige Kraft des Flusses fühlte sich leblos an.
    Bairoth kam wieder zu ihm zurück. »Kriegsführer, diese Knochen führen unter dem Fluss hindurch auf die andere Seite. Sie sind hoch aufgeschichtet, fast mannshoch – zumindest überall dort, wo ich es sehen konnte. Zehntausende müssen gestorben sein, damit dies erbaut werden konnte. Zehnmal Zehntausende. Dieser ganze Vorsprung – «
    »Bairoth Gild, wir haben uns lange genug ausgeruht. Es kommen Steine von oben herunter – entweder steigt der Wächter herab, oder es gibt eine neue Lawine, um wieder zu bedecken, was wir enthüllt haben. Es muss viele solche Lawinen geben, denn die Tiefländer sind hier heraufgestiegen, und das kann nicht mehr als ein paar Tage her sein. Und doch waren die Stufen wieder vergraben, als wir angekommen sind.«
    Ein plötzliches Unbehagen zeichnete sich flackernd auf Bairoths Gesicht ab, und er blickte nach oben, wo kleine Schieferbrocken vom höher gelegenen Pfad herabrieselten. Es waren mehr als noch wenige Augenblicke zuvor.
    Sie holten die Pferde wieder zusammen und traten an den Rand des Vorsprungs. Der Abhang vor ihnen war zu steil, um einen Felsrutsch

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