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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Kind.«
    »›Kind‹. Ach ja. Du bleibst also tatsächlich bei deinem Hochmut, selbst jetzt noch, wo du uns Kindern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert bist. Na egal, was soll’s. Die Ketten sind nur der Anfang, Karsa Orlong. Du wirst in der Tat gebrochen werden. Hätten die Kopfjäger dich oben auf dem Plateau gefangen genommen, wäre nichts mehr von dem Stolz der Teblor in dir übrig geblieben, bis sie dich in dieser Stadt abgeliefert hätten, – und erst recht kein Widerstandsgeist. Die Sunyd werden dich dafür anbeten, dass du ein ganzes Lager voller Kopfjäger getötet hast, Karsa Orlong.«
    »Wie heißt du?«, fragte Karsa.
    »Warum?«
    Der Uryd-Krieger lächelte im Zwielicht. »Trotz all deiner Worte fürchtest du mich noch immer.«
    »Wohl kaum.«
    Doch Karsa hörte die Anspannung in der Stimme des Wächters, und sein Lächeln wurde breiter. »Dann sag mir, wie du heißt.«
    »Damisk. Ich heiße Damisk. Einst, während der Malazanischen Eroberung war ich ein Fährtensucher in der Grauhund-Armee.«
    »Eroberung. Dann habt ihr also verloren. Welcher deiner Lebensgeister ist gebrochen worden, Damisk Grauhund? Als ich deine Gruppe auf dem Kamm angegriffen habe, bist du geflohen – hast diejenigen, die dich angeheuert hatten, einfach ihrem Schicksal überlassen. Du bist geflohen, wie es ein Feigling tun würde, ein gebrochener Mann. Und darum bist du jetzt hier. Weil ich in Ketten liege und du außerhalb meiner Reichweite bist. Du kommst nicht, weil du mir etwas erzählen willst, sondern weil du nicht anders kannst. Du suchst die Genugtuung durch Hohn und Spott, doch du verzehrst dich innerlich und kannst darum keine echte Befriedigung empfinden. Wir beide wissen, du wirst wiederkommen. Immer und immer wieder.«
    »Ich werde meinem Meister den Rat geben«, sagte Damisk mit rauer Stimme, »dass er dich den überlebenden Kopfjägern ausliefern soll, damit sie mit dir tun können, was sie wollen. Und ich werde zusehen – «
    »Natürlich wirst du das, Damisk Grauhund.«
    Der Mann stieg wieder die Treppe hinauf, das Licht der Laterne schwang wild hin und her.
    Karsa lachte.
    Einen Augenblick später wurde die Falltür wieder zugeknallt, und erneut herrschte Dunkelheit.
    Der Teblor-Krieger hörte auf zu lachen, stellte seine Füße wieder auf den Baumstamm.
    Eine schwache Stimme vom anderen Ende des Grabens ließ ihn innehalten. »Riese.«
    Es war die Sprache der Sunyd, doch die Stimme war die eines Kindes. »Ich habe keine Worte für dich, Tiefländer«, knurrte Karsa.
    »Ich bitte nicht um Worte. Ich fühle, wie du an diesem verdammten Baumstamm arbeitest, beim Vermummten. Wirst du Erfolg haben, mit dem, was du da gerade tust – was auch immer das sein mag?«
    »Ich tue nichts.«
    »Auch gut. Muss wohl Einbildung sein. Wir sterben hier, wir anderen. Auf schrecklichste, würdeloseste Weise.«
    »Ihr müsst schreckliches Unrecht begangen haben – «
    Das Lachen, das als Antwort kam, wurde zu einem keuchenden Husten. »Oh, in der Tat, Riese. In der Tat. Wir sind diejenigen, die die malazanische Herrschaft nicht hinnehmen wollten, weshalb wir unsere Waffen behalten und uns in den Hügeln und Wäldern versteckt haben. Wir haben Überfälle begangen, Hinterhalte gelegt, haben dafür gesorgt, dass wir zu einer Landplage wurden. Das war ein großer Spaß. Bis uns die Bastarde erwischt haben.«
    »Ihr wart leichtsinnig.«
    »Augenblick mal – habt ihr nicht gerade zu dritt und mit einer Hand voll von euren verdammten Hunden eine ganze Stadt angegriffen? Und du nennst mich leichtsinnig? Nun, ich nehme an, wir waren es beide, sonst wären wir nicht hier.«
    Karsa verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Er musste sich eingestehen, dass der Mann die Wahrheit sprach. »Was willst du von mir, Tiefländer?«
    »Deine Kraft, Riese. Vier von uns hier drüben sind noch am Leben, obwohl ich der Einzige bin, der noch bei Bewusstsein ist … und auch geistig noch einigermaßen gesund. Das heißt gesund genug, um das wahre Ausmaß der Schmach meines Schicksals zu begreifen.«
    »Du redest zu viel.«
    »Nicht mehr lange, das versichere ich dir. Kannst du diesen Baumstamm hochheben, Riese? Oder ihn ein paar Mal drehen?«
    Karsa schwieg mehrere Herzschläge lang. »Was würde das bringen?«
    »Es würde die Ketten verkürzen.«
    »Ich möchte die Ketten nicht verkürzen.«
    »Es wäre nur für eine gewisse Zeit.«
    »Warum?«
    »Dreh das verdammte Ding einfach, Riese. Dann wickeln sich unsere Ketten wieder und wieder drumherum, und wir

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