SdG 07 - Das Haus der Ketten
ist es. Ihr greift danach. Und steckt sofort fest.«
»Kaltes Eisen«, knurrte Mathok. »Die Seele des Kriegshäuptlings – in ihr wütet entweder das Feuer des Lebens oder sie ist kalt wie der Tod. Erwählte, Korbolo Dom ist heißes Eisen, genau wie ich. Wie Ihr. Wir sind wie das Feuer der Sonne, wie die Wüstenhitze, wie der Atem der Göttin des Wirbelwinds.«
»Die Armee der Apokalypse ist heißes Eisen.«
»Ja, Erwählte. Und daher müssen wir beten, dass die Schmiede von Tavores Herz voller Rachsucht lodert.«
»Dass auch sie heißes Eisen ist? Warum?«
»Dann werden wir nicht verlieren.«
Sha’iks Knie wurden plötzlich weich, und beinahe wäre sie ins Taumeln geraten. L’oric trat näher, um sie zu stützen. Er wirkte beunruhigt.
»Herrin?«
»Ich … es geht mir gut. Einen Augenblick nur …« Sie richtete den Blick wieder auf Mathok, sah den kurz in seinen Augen aufflackernden abschätzenden Ausdruck, der schnell wieder hinter seiner unbewegten Miene verschwand. »Kriegshäuptling, was ist, wenn Tavore kaltes Eisen ist?«
»Dann kommt es zum tödlichsten Zusammenprall überhaupt, Erwählte. Welches Eisen wird zuerst zerbrechen?«
»Die Militärgeschichte zeigt deutlich, dass kaltes Eisen häufiger heißes Eisen besiegt als umgekehrt, Herrin«, sagte L’oric. »In einem Verhältnis von drei oder vier zu eins.«
»Aber was ist mit Coltaine? Ist er nicht von Korbolo Dom besiegt worden?«
Sie bemerkte den Blick, den L’oric mit Mathok wechselte.
»Nun?«, fragte sie nach.
»Erwählte«, sagte Mathok schließlich, »Korbolo Dom und Coltaine haben sich in jener Zeit, da die Kette der Hunde durch dieses Land zog, neun größere Gefechte geliefert, neun Schlachten. Von all diesen Schlachten hat Korbolo Dom eine – und nur diese eine – eindeutig gewonnen. Die Schlacht beim Untergang. Vor den Wällen von Aren. Und dafür brauchte er Kamist Reloe – und die Macht von Mael, die durch den Jhistalpriester Mallick Rel geleitet wurde.«
In ihrem Kopf drehte sich alles; eine Woge der Panik schoss durch sie hindurch, und sie wusste, dass L’oric ihr Zittern spüren konnte.
»Sha’ik«, flüsterte er ihr ins Ohr, »Ihr kennt Tavore, nicht wahr? Ihr kennt sie, und sie ist kaltes Eisen, nicht wahr?«
Sie nickte wortlos. Sie wusste nicht, woher sie es wusste, denn weder Mathok noch L’oric schienen in der Lage zu sein, eine konkrete Definition des Begriffs zu geben, was in ihr den Verdacht aufkommen ließ, das Ganze sei vielleicht nur eine Frage des Bauchs, eine Frage urzeitlicher Instinkte. Doch genau aus diesem Grund wusste sie es.
L’oric hob den Kopf. »Mathok.«
»Ja, Hohemagier?«
»Wer von uns ist kaltes Eisen? Gibt es überhaupt jemanden?«
»Es gibt zwei, Hohemagier. Und einer von diesen beiden kann beides sein: Toblakai.«
»Und wer ist der andere?«
»Leoman von den Dreschflegeln.«
Corabb Bhilan Thenu’alas lag unter einer Sandschicht. Schweiß hatte seine Telaba unter ihm durchtränkt, hatte den Sand in der Mulde unter seinem Körper hart werden lassen und war schließlich abgekühlt, so dass er jetzt unaufhörlich zitterte. Als sechster Sohn eines abgesetzten Pardu-Häuptlings hatte er den größten Teil seines Lebens als Erwachsener damit verbracht, durch die Ödlande zu wandern. Er war ein Wanderer gewesen, ein Händler und Schlimmeres. Als Leoman ihn fand, hatten ihn drei berittene Gral-Krieger fast den ganzen Morgen hinter sich hergeschleift.
Sein Kaufpreis war erbärmlich niedrig gewesen, da der kochend heiße Sand ihm die Haut abgezogen hatte, so dass nur noch eine blutige Masse aus rohem Fleisch übrig gewesen war. Doch Leoman hatte ihn zu einer Heilerin gebracht, einer alten Frau aus einem Stamm, von dem er noch nie zuvor gehört hatte – und seither auch nie wieder –, und sie ihrerseits hatte ihn zu einem Felsenteich geführt. Im Fieberwahn phantasierend hatte er längere Zeit – wie lange, wusste er nicht – in diesem Teich verbracht, während sie ein Ritual des Heilens vollzogen und die alten Wassergeister angerufen hatte. Und so hatte er sich wieder erholt.
Corabb hatte niemals erfahren, warum Leoman ihm gegenüber so barmherzig gewesen war, und nun, da er ihn gut kannte – so gut wie jeder andere, der ihm die Treue geschworen hatte –, hütete er sich, ihn zu fragen. Sie passten einfach zu seinem widersprüchlichen Wesen, diese unbekannten guten Eigenschaften, die vielleicht nur ein einziges Mal im Leben zum Vorschein kamen. Doch eines wusste Corabb
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